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Amarilis (German Edition)

Amarilis (German Edition)

Titel: Amarilis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Kempas
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zu bewegen. Doch seine Sinne waren
hellwach und versuchten, das grad Gesehene einzuordnen. »Ich frage mich nur,
wie sie die einzelnen Elemente differenzieren und analysieren können. Außer den
Positronen und einer verschwommenen Atmosphäre habe ich nicht viel ausmachen können.«
Dabei sah er keinen bestimmten an.
       Doch Mata-Hele antwortete ihm unaufgefordert: »Was wir heute
gesehen haben, ist nur ein kleiner Ausschnitt dessen, was uns möglich ist. Für
alle verschiedenen Analysen und für die differenziertesten kontinentalen
Messungen, die auch noch direkt unter der Erdoberfläche oder bis auf den Grund
eines etwa 30 Meter tiefen Sees dringen können, besitzen wir Aufzeichnungs- und
Darstellungsgeräte. Ich betone: Messungen, denn direkte optische Eindrücke sind
aufgrund der Erdatmosphäre nicht mehr möglich.« Er begleitete die letzten Worte
mit einem bedauerlichen Achselzucken, bevor er fortfuhr: »Würden wir nun alle
einzelnen Messungen über den Computer auf den Sichtschirm geben, dann hätten
wir ein völlig diffuses Bild, sämtliche Skalen und Linien würden sich
überschneiden, und wir könnten überhaupt nichts mehr erkennen.«
       »Dann haben sie uns praktisch einen wohlgewählten Ausschnitt
gezeigt, auf dem nur das zu sehen war, was uns im Augenblick am meisten interessiert:
das Land und die Positronen?« fragte John.
       »Ganz richtig. Nachher zeigen wir Ihnen natürlich, wie alles insgesamt
funktioniert, so dass Sie sich die Ausschnitte je nach ihren Bedürfnissen
selbst abrufen können. Aber für das erste wollten wir Ihnen lediglich die Erde
zeigen ohne viel verfremdende Technik.«
       In diesem Augenblick kamen die anderen zurück. Auch sie
wirkten wie gelähmt. Selbst Kip war merklich stiller geworden. Aber in seinen
Augen konnte Steff erkennen, wie es in ihm arbeitete.
       Gemeinsam gingen sie den Gang hinunter zur Zentrale. Es war
eine stumme Prozession, und laut klapperten ihre Schritte über den schwerkraftbesetzten
Boden. Einjeder hing seinen eigenen Gedanken nach. Radan-El-Dor blickte in ihre
einwenig blassen Mienen.
       »Haben Sie noch Fragen, meine Herren, bevor ich Sie erst
einmal in ihre Kabinen entlasse?«
       »Ja«, antwortete ihm Maurin, der Techniker, »mich würde
interessieren, wieweit Sie eigentlich die Erde in ihrer damaligen Vergangenheit
verfolgen können?«
       »Oh, die Erde selbst nicht weiter«, erwiderte Radan-El-Dor,
»da der Zeitabschnitt dieser Erde das Verhältnis aus seiner Distanz zu uns und
der absoluten Lichtgeschwindigkeit ist. Aber ansonsten soweit Sie wollen.«
      »Ich würde nämlich gerne sehen, was vor der Erde war. Ich
meine, wie sah das alles aus, bevor sie existierte?« Herausfordernd schaute er
den technischen Leiter an. Wahrscheinlich schien ihm sein Wunsch doch einwenig
zu vermessen.
       »Oh«, gab der Direktor zur Antwort, »das kann ich Ihnen schon
sagen. Denn in der Zeit vor ihr war eine riesige Supernovaexplosion erfolgt. Da
sieht man nichts als Staubwolken.«
       »Staubwolken?« fragte Maurin verblüfft. »Aber ich dachte,
davor war garnichts. Die unendliche Leere des Weltraums.«
       »Nicht ganz so, Herr O`Hara. Schließlich ist die Erde erst
vor 4,7 Milliarden Jahren entstanden. Und was meinen Sie denn, woraus?«
       »Eben aus den Bestandteilen einer Supernova«, warf Kip
grinsend ein. »Ja, Maurin, wir sind alles Kinder eines unglücklich verstorbenen
roten Riesens. Auch deine Eingeweide sind nichts als der Staub eines vergangenen
Sterns.« Und beinahe seelig faltete er die Hände über den Bauch. Er hatte als
erster seinen Humor wiedergefunden.
     
     
     
    Mata-Hele beugte sich über den Plasmaantrieb des Gleiters. Mit
einem Thermolaser kontrollierte er die Kontakte der Anschlüsse. Das Gerät empfing
die üblichen Wellenlängen eines Ionenaggregats in Ruhe. Gäbe es eine
Unregelmäßigkeit, würden die Zeiger der Skala ausschlagen und einen Dauerton
erzeugen, der für Menschen nicht mehr hörbar war, da er oberhalb der Frequenz
von 25000 Hertz lag.
       Mit einer dicken, gelben Paste strich er über den Ring einer
Plastikisolierung, bis er sich ihrer Dichtung gewiss war. Dann nahm er einen
auf Magnetbasis beruhenden Kontaktschlüssel und überprüfte die Festigkeit der
silbernen Schweißnahten des Gleiters. Vor allem an der Außenseite ließ er es
nicht an Vorsicht fehlen. Der säurehaltige Regen konnte bisweilen schon dessen
Außenhaut in Mitleidenschaft ziehen.
       Befriedigt hob er den Kopf.

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