Amarilis (German Edition)
angenehm kühl. Von dem 20 Meter hohen Dach leuchtete ein heller Schein
über den Ankömmlingen.
Einer der an der Seite Wartenden kam auf sie zu und rief:
»Ich freue mich, Sie auf der Beobachtungsstation Hangar IV begrüßen zu können.
Mein Name ist Radan-El-Dor. Ich bin der technische Leiter dieser Kuppel. Darf
ich Sie nun ganz herzlich bitten, näher zu treten.«
Die Menschen befolgten noch einwenig scheu seiner Aufforderung
und gingen ihm zu einem zentral geschalteten Monitor hinterher. Dort gab er
jedem einzelnen die Hand, ganz nach menschlicher Sitte, und zeigte ihnen anhand
des Fernsehbildes sämtliche Räume der Station mit allen wissenschaftlichen
Einrichtungen und Gemeinschaftszimmern. Diese waren zwar sehr winzig, auch
ziemlich niedrig, da die Santoganer im Schnitt etwa 30 Zentimeter kleiner waren,
aber dafür hatte sich Radan-El-Dor aufrichtig bemüht, ihnen jeden erdenklichen
Service zu ermöglichen. Auch an für eine menschliche Physis bequeme Sitz- und
Liegemöbel war gedacht.
Nachdem sie sich von den Ausmaßen der Station ein Bild
gemacht hatten, wies er sie in ihre privaten Kabinen ein und zeigte ihnen das
sanitäre Versorgungssystem. Dann zog er sich diskret zurück und überließ es den
Menschen, sich mit der fremden Einrichtung in Ruhe vertraut zu machen.
Schließlich sollten sie hier für einige Zeit bleiben, um an der Auffindung der
Positronen mitzuhelfen.
Doch es dauerte nicht lange, dann erschienen sie wieder im
Zentralraum der Station. Es war für sie kaum erträglich abzuwarten, dass sie
der technische Leiter zum Beobachtungsschirm führte. Keinem von ihnen war es
noch länger möglich, den Anblick der Erde hinauszuschieben.
Der Raum, in dem das aufgezeichnete Bild der fünf Superteleskope,
die optischen und rechnerischen Analysegeräte und ein Teil der Computer standen,
war zuäußerst der Station. Er stand fast frei mitten im Weltall und war nur
durch einen kleinen Gang mit der eigentlichen Kuppel verbunden.
Drei bis vier Mann vermochten lediglich, darin Aufenthalt zu
finden, denn er war derart vollgefüllt mit Apparaturen, Zeichentischen und
Borden voller Buch- und Aufnahmematerial, dass sich kaum einer zwischen den Regalen
einen Weg bahnen konnte. Zumal waren für die Menschen einige Zusatzgeräte
angeschafft worden, deren Optik, Schalttafeln und Formen den menschlichen
Sinnen besser entsprachen. Eine ständig gebeugte Haltung oder das unzulängliche
Ablesen der Computerexplikationen hätte eine zusätzliche Belastung der bereits
äußerst harten Anforderungen bedeutet.
Lediglich der Direktor, Steff, John und Mata-Hele befanden
sich nun in der Kuppel. Die anderen mussten draußen warten und lauschten gespannt
den Kommentaren ihrer Kollegen.
Einwenig unschlüssig stand Steff vor der zwei mal drei Meter
messenden Apparatur, deren größerer Teil draußen im All befestigt war. Radan-El-Dor
justierte die einzelnen Spiegel zueinander, deren Winkel, Distanz und Schärfe
und schaute dann auf. Als Steff immer noch stehen blieb, wies Mata-Hele mit der
Hand auf den Drehstuhl des Teleskops und bedeutete ihm, sich zu setzen.
Unsicher biss sich Steff auf die Lippen. Mata-Hele sah ihn
ruhig an. Steff schien, als ob sich dessen Augen weiteten, und in ihnen ein
Funken glomm, der sich in seiner Iris reflektierte. Wie bei Shan-Ucci gewahrte
er das tiefe Blau der Meere, das weiter innen in einen helleren Ton überging,
dem Blau des Horizonts.
Mit vorsichtigen Bewegungen setzte sich Steff in den Sessel.
Dieser passte sich ungewöhnlich gut seinen Körperformen an. Er brauchte nur
wenig an der Höhe verbessern, um den Bildschirm der Fernrohre genau vor sich zu
haben.
Wie angelegentlich schielte er zu den Aufzeichnungen hin,
doch er konnte nichts deutlich erkennen. Nur die Interferenz des kosmischen Rauschens
bildete gezackte Wellenlinien, die sich über den Ausschnitt zogen. Radan-El-Dor
schaltete einen Lichtsensor ein, und der Bildschirm flackerte gelb-bräunlich
auf. Langsam, mit Sekundendauer klärte sich das Bild, und Konturen zeichneten
sich ab. Verwaschen konnte er blaue, grüne und rote Farben differenzieren. Doch
noch immer ergab sich ihm daraus kein Sinn.
Wieder manipulierte der technische Leiter an einigen Sensortasten,
und allmählich verschärften sich die Umrisse. Vor sich konnte Steff nun einen
etwa kreisrunden Ball erkennen, über den sich fast das ganze Spektrum der
Farben ergoss. Diese überlappten sich derart, dass er
Weitere Kostenlose Bücher