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Amarilis (German Edition)

Amarilis (German Edition)

Titel: Amarilis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Kempas
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überhaupt,
gleichzeitig war sie auch Förderer der Ernte und Beschützer aller Lebewesen auf
Santoga. Es war kein Gotteskult, sondern stets ein Fest der Freude zu dem
Zeitpunkt, an dem die Tage wieder länger wurden, und die Sonne häufiger schien.
Es bedeutete den Beginn der Ernte. Dabei stießen sie ein gewaltiges Röhren von
sich. Es war wie das gemeinsame Begehren eines Stammes, ein Schrei der Freude.
       Nichts destotrotz war es für die kultischen Santoganer
wichtig, dass die Sonne nach ihrem Umlauf rechtzeitig unterging, um der kühlen
Dunkelheit Platz zu machen. Denn wenn es regnen sollte, dann während der Nacht,
damit der Boden und die Saat nicht ausbrannten. So musste für beides gesorgt
werden: für die Kraft des Feuers und die Kraft des Wassers. Jede Naturgewalt
hatte ihr Terrain und ihre Zeit. Die eine tags und die andere nachts. Und es
hatte den Anschein, dass die Plasmafeuer einen nicht unbeträchtlichen Einfluss
darauf besaßen.
       Mittlerweile war Mata-Hele auf einem Vorfeld der roten Ebene
gelandet. Gemeinsam stiegen sie aus und gingen zu dem großen Gebäude hin, das
vor dem Feld errichtet war. Einjeder musste es betreten, wenn er zum Plasma
wollte.
       In seinem Inneren breitete sich eine hohe, riesige Halle aus.
Die Decke ihrer Kuppel war verziert mit Schriften und Bildern, die Steff nicht
entziffern konnte. Vor der gegenüberliegenden Seite streckten sich zahlreiche
Säulen empor, die dort das Dach trugen. Genau mitten vor ihnen aber war eine
einzelne, aus deren oberer Öffnung ein rosa Nass hervorquoll, dass sich nach
unten an den äußeren Seiten des hellen Steines in ein flaches Becken ergoss und
verteilte.
       Staunend richtete Steff sein Augenmerk auf jede Einzelheit
der eindrucksvollen Halle. Während ihm Mata-Hele Gegenstände und Zeichen zu erklären
versuchte, schaute Steff immer wieder zu den Zelten hinüber, die sich außerhalb
in der Mitte des porösen Plasmas aufrichteten. Bisweilen vermochte er dort den
Umhang oder gar den Umriss einer Gestalt zu erkennen.
       Mit einem Male stockte sein Begleiter in der Erläuterung, und
Steff fiel auf, dass er wie gebannt auf eines der Zelte starrte. Mata-Hele ging
um eine Säule herum und verfiel plötzlich in eine Vorsicht, die ihm merkwürdig
vorkam. Es schien fast, als wage er sich nicht mehr zu zeigen oder gar auf das
riesige Plateau selbst hinauszutreten.
       Verwundert fragte ihn Steff nach den Ursachen. Aber aufgeregt
gab ihm Mata-Hele zu verstehen, leise zu sein. Es musste ihn etwas erschreckt
haben, das den durchaus nicht furchtsamen Santoganer Einhalt gebieten ließ.
Nach allen Seiten blickend und immer noch schweigsam, ging er zum Gleiter
zurück und bat Steff, ihm zu folgen. Dieser hatte schon in den Tagen zuvor
bemerkt, dass die Außerirdischen zwar gerne geheimnisvoll taten, aber nicht
unbedingt zu ungestümem Draufgängertum neigten. Denn trotz ihres Mutes zogen
sie oftmals das Abwägen einer Handlung dem Impuls einer momentanen Laune vor.
       »Was in aller Welt ist denn passiert?« flüsterte Steff
endlich und bereits einwenig erzürnt.
       »Ich habe eben jemanden gesehen, den ich hier nie vermutet
hätte«, gab Mata-Hele schließlich und zögernd zur Antwort und verwies Steff sogleich,
weiterhin leise zu sprechen. Dann fuhr er selbst raunend fort. »In einem der
Zelte habe ich gerade Josa Ferrnar gesehen. Er ist einer der Mitglieder des
Hohen Rates, der ja übermorgen tagt. Zu dieser Sitzung werden Sie übrigens auch
eingeladen.«
       »Aber was ist denn so ungewöhnlich, dass er sich hier aufhält?«
musste sich Steff immer noch wundern.
       »Ungewöhnlich?« gab der Santoganer zurück. »Unmöglich! Ich
bin noch ein Ratsschüler, dem das Plateau nicht verwehrt ist. Aber wer fest zu
den großen Wissenschaftlern gehört, darf fünf Tage vor und nach einer Tagung
keinesfalls das Gebiet der Kranken betreten. Es ist vollkommen Tabu für ihn.«
Und auf Steffs immer noch verblüfften Blick hin fügte er hinzu: »Ein
Wissenschaftler - zumal noch von solch hohem Rang - darf sich vorher nicht den
Gewalten aussetzen, die dort sind, bevor er den Hohen Rat betritt. Denn es
heißt: Wenn du auf den Berg des Schicksals gehst, dann werden deine Sinne der
kosmischen Kraft unterliegen. Die dort zum Beispiel die Kranken beherrscht.
Josa Ferrnar hat dieses dem Rat gelobt, und nun hat er seine Treue gebrochen!«
     
     
     
    Der Santoganer war breitschultrig und nur etwa 1,40 Meter groß,
hatte aber zwei äußerst lange

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