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Amarilis (German Edition)

Amarilis (German Edition)

Titel: Amarilis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Kempas
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Halb Santoga ist von
ihnen bedeckt.«
       ‚Die Knochenbäume’, ging es Steff durch den Kopf. ‚Ja
richtig, sie bilden einen großen Fundus.’
       Mata-Hele startete wieder seinen Gleiter und fuhr dicht an
die Stadt heran. Steff bekam dabei ein immer merkwürdigeres Gefühl. ‚Wo sollte
hier eine Stadt sein?’ Nirgends konnte er ein Gebäude ausmachen. ‚Bezeichnete
der Santoganer diesen Flecken vielleicht nur so, weil hier früher einmal eine
gewesen war?’
       Er machte sich auf alles gefasst. Die vier Tage seit der
Landung hatten ihn in Bezug auf Vorurteile und rein menschliche
Betrachtungsweisen vorsichtig gemacht. Er nahm sich vor, sich von nichts mehr
überraschen zu lassen. Aber trotzdem wurde er ein weiteres Mal tief erschüttert.
       Sie waren inzwischen gelandet, und Mata-Hele deutete ihm, in
seiner Körperschale sitzen zu bleiben. »Ich will nur kurz Bescheid sagen und
dem Verwalter eine Liste der Nahrungsmittel geben, die wir anfordern.«
       Er ging einwenig geradeaus und war mit einem Male
verschwunden. Steff rieb sich die Augen, doch von seinem Begleiter war nicht
die Spur zu sehen. Ungläubig starrte er zum Punkt hin, an dem sich dieser eben
noch befunden hatte. Er wollte schon aufstehen und nachsehen, als der Santoganer
plötzlich wieder erschien, genau am selben Fleck und erneut wie aus dem nichts.
       »Äh ... « rief Steff einigermaßen verwirrt. »Was machen Sie
da?«
       Mata-Hele kam auf ihn zu. »Ich hab mir schon gedacht, dass
Sie sich wundern würden. Aber dass Sie garnichts sehen ...« Selbst ein bisschen
ratlos hielt er inne. Die Menschen schienen über weniger beziehungsweise noch
schlechtere Sinne zu verfügen, als ihm bereits mitgeteilt worden war.
       »Vor Ihnen liegt eine ganze Stadt mit Häusern, Einwohnern und
Straßen.« Er hielt noch einmal inne. »Sehen Sie wirklich garnichts?«
       Steff antwortete ihm, dass er lediglich ganz verstreut ein
paar Mauern und einige kleine Fundamente sehe, sonst aber nur den etwas milchig-weißen
Vordergrund eines, wie er glaubte, besonders dicken Luftgemisches.
       Doch Mata-Hele erklärte ihm, dass das ‚besonders dicke
Luftgemisch’ ein spezielles Gravitationsfeld war, auf dem die Santoganer und
auch die Menschen gehen konnten. Die Wände, Decken und Dächer bestanden alle
aus einer flexiblen Kunststoffmasse, die durch besondere Schwerkraftaggregate
zusammengehalten wurden und sogar eine Fortbewegung in vertikaler Richtung
ermöglichten.
       Hauptbaustoff war dabei eine Art Flüssigkristall aus
eiweißähnllichen Verbindungen auf der Grundlage von Silizium, das zum Zusammenschluss
von hochmolekularen Ketten befähigt war. Bei Erreichen einer gewissen Größe
konnte es sich sogar durch eine schlängelnde Bewegung teilen.
       Einige Häuser der Vorstadt waren dadurch in der Lage,
weitgehend selbstständig zu funktionieren, das heißt sich zu erneuern und zu
regenerieren, zu vergrößern und auszubauen, aber sich auch ganz langsam fortzubewegen,
sodass sie bei einem entsprechenden Auftrag, der ihren Genen eingegeben wurde,
fortgehen und sich an eine andere Stelle platzieren konnten.
       Außerdem war es ihnen möglich, auf einen deutlichen Reiz
bestimmter Lichtstrahlen ihre eigene Form zu ändern. Zum Beispiel konnte sich
so eine Lagerhalle vergrößern oder verkleinern, ohne dass diese Vorgänge für Menschen
erkennbar waren.
       Die Santoganer konnten jedoch alles wahrnehmen. Sie gingen
durch die Türen, stiegen Treppen und fuhren auf den Straßen spazieren. Durch
eine spezielle, ungefährliche UV-Strahlung, deren Reflexionswinkel optisch
nicht die menschliche Iris erreichten, waren die Häuser für sie völlig normal.
       Auf Mata-Heles mehrmalige Aufforderung hin entschloss sich
Steff endlich, an dessen Hand sich durch die für ihn unsichtbaren Gänge führen
zu lassen. Der Fußboden fühlte sich einwenig wie Gummi an, und als er aus Versehen
eine der Wände berührte, tauchte sein Ellenbogen sogar ein bisschen in die gallertartige
Masse ein.
       Er hatte ein außerordentlich mulmiges Gefühl und schritt auch
nur äußerst zögernd und langsam voran. Obwohl er Mata-Hele vollkommen vertraute,
riefen die nun laufend auf ihn einstürzenden Eindrücke in ihm eine starke
Unsicherheit hervor. Fortwährend sah er nun und wie aus dem nichts Santoganer
auftauchen, die mal zu zweit, mit einem Korb in der Hand oder kleinen Kästen
auf den Schultern, an ihnen vorbeihuschten. Er war froh, als Mata-Hele anhielt
und

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