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Amber-Zyklus 06 - Die Trümpfe des jungsten Gerichts

Titel: Amber-Zyklus 06 - Die Trümpfe des jungsten Gerichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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nachdem ich bei ihm gewesen war, okay? Ich überbrachte ihr sogar ein kleines Päckchen, das er mir für sie mitgegeben hatte, okay?«
    »Karten«, sagte ich.
    Er nickte. Ich zog sie aus der Tasche und hielt sie ihm hin. Er sah sie dort in der schwachen Beleuchtung kaum an, doch er nickte wieder.
    »Eben diese Karten«, sagte er. Und dann: »Du mochtest sie immer noch, nicht wahr?«
    »Ja, ich glaube schon.«
    »Ach, verflucht«, seufzte er. »Na gut. Es gibt da noch ein paar Dinge, die ich dir sagen muß, alter Freund. Manche davon sind nicht ganz angenehm.
    Laß mir eine Minute Zeit, um klare Gedanken zu fassen. Du hast mir soeben ein großes Problem bereitet -oder ich habe es mir selbst bereitet, weil ich gerade einen Entschluß gefaßt habe.«
    Er stieß mit dem Fuß gegen einen kleinen Kieshaufen, und Steine polterten den Hang hinab.
    »Okay«, sagte er. »Zuerst gib mir mal die Karten.«
    »Warum?«
    »Ich werde sie zu Konfetti zerreißen.«
    »Das wirst du, verdammt noch mal, nicht tun. Warum?«
    »Sie sind gefährlich.«
    »Das weiß ich bereits. Trotzdem werde ich mich nicht von ihnen trennen.«
    »Du begreifst nicht.«
    »Dann erklär es mir.«
    »Das ist nicht so leicht. Ich muß entscheiden, was ich dir sage und was nicht.«
    »Warum sagst du mir nicht einfach alles?«
    »Das geht nicht. Glaub mir...«
    Ich warf mich zu Boden, sobald ich den ersten Schuß hörte, der an einem Fels zu unserer Rechten abprallte. Luke tat das nicht. Er rannte in einem Zickzackmuster auf eine Gruppe von Bäumen zu unserer Linken zu, von wo aus zwei weitere Schüsse gefeuert wurden. Er hielt etwas in der Hand, und er hob es hoch.
    Luke feuerte dreimal. Unser Angreifer eröffnete die nächste Runde. Nach Lukes zweitem Schuß hörte ich jemanden keuchen. Inzwischen war ich aufgesprungen und rannte zu ihm, einen Stein in der Hand. Nach seinem dritten Schuß hörte ich einen Körper zu Boden fallen.
    Ich erreichte ihn genau in dem Augenblick, als er den Körper umdrehte, rechtzeitig, um etwas zu sehen, das wie eine schwache Wolke aus blauem oder grauem Nebel aussah und aus dem Mund des Mannes aufstieg, vorbei an dem abgebrochenen Zahn, und davonzog.
    »Was, zum Teufel, war das?« fragte Luke, während es wegschwebte.
    »Hast du es auch gesehen? Ich weiß es nicht.«
    Er sah hinunter auf die schlaffe Gestalt, auf deren Hemdbrust sich ein dunkler Fleck ausbreitete und deren rechte Hand noch immer einen 38er Revolver umklammert hielt.
    »Ich wußte gar nicht, daß du eine Waffe bei dir hast«, sagte ich.
    »Wenn du so viel unterwegs bist wie ich, dann sorgst du vor«, antwortete er. »Ich kaufe mir in jeder Stadt, in der ich mich aufhalte, eine neue und verkaufe sie vor der Abreise wieder. Wegen der Sicherheitsbestimmungen der Luftlinien. Aber ich schätze, die hier werde ich nicht verkaufen. Ich habe diesen Typen noch nie zuvor gesehen, Merle. Du?«
    Ich nickte.
    »Das ist Dan Martinez, der Kerl, von dem ich dir erzählt habe.«
    »O Mann!« sagte er. »Eine weitere verdammte Komplikation. Vielleicht sollte ich in irgendein Zen-Kloster irgendwo weitab vom Weltlichen eintreten und mir einreden, daß das alles völlig unbedeutend ist. Ich...«
    Plötzlich hob er die linken Fingerspitzen an die Stirn.
    »Oh-oh«, machte er. »Merle, der Autoschlüssel steckt. Steig ein, und fahr sofort zurück zum Hotel. Laß mich hier zurück. Schnell!«
    »Was ist los? Was...«
    Er hob seine Waffe, eine stumpfnasige Automatikpistole, und richtete sie auf mich.
    »Los! Halt den Mund und hau ab!«
    »Aber...«
    Er senkte den Lauf und feuerte ein Geschoß in den Boden zwischen meinen Füßen. Dann richtete er ihn auf meine Magengegend.
    »Merlin, Sohn des Corwin«, preßte er zwischen zusammengekniffenen Zähnen hervor, »wenn du dich nicht sofort in Bewegung setzt, bist du ein toter Mann!«
    Ich befolgte seinen Rat, löste ein Kieselsteingestöber aus und hinterließ ein paar Streifen von abgeriebenem Gummi, als ich den Wagen scharf wendete. Ich dröhnte den Hügel hinab und schlidderte um eine Rechtskurve. Ich bremste, um die folgende Linkskurve zu erwischen. Dann verlangsamte ich die Fahrt.
    Am Fuße einer Felsklippe zog ich nach rechts, nahe an ein Gestrüpp. Ich schaltete den Motor und die Scheinwerfer aus und zog die Handbremse an. Ich öffnete leise die Tür und warf sie nicht wieder ganz ins Schloß, nachdem ich ausgestiegen war. Geräusche tragen allzugut an Orten wie diesem.
    Ich machte mich wieder auf den Weg nach oben und hielt mich dabei

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