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Amber-Zyklus 06 - Die Trümpfe des jungsten Gerichts

Titel: Amber-Zyklus 06 - Die Trümpfe des jungsten Gerichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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um genügend Zeit für die Entwicklung herauszuschinden. Dann suchst du dir den Käufer mit dem meisten Pulver.«
    »Klingt vernünftig«, sagte ich, »wenn es so wäre. Ist es aber nicht.«
    Er schmunzelte.
    »Ist schon gut«, entgegnete er. »Nur weil ich für Grand D arbeite, bin ich noch lange nicht deren Spitzel. Das solltest du doch wissen.«
    »Ich weiß.«
    »Und ich wollte dich nicht ausfragen, um zu spionieren. Tatsächlich waren meine Absichten ganz andere. Es würde mich freuen, wenn du den großen Wurf landen würdest.«
    »Danke.«
    »Ich könnte dir sogar eine Hilfe - wertvolle Hilfe -in dieser Hinsicht sein.«
    »Allmählich dämmert mir, worauf du hinaus willst, Luke, aber...«
    »Laß mich ausreden, ja? Doch beantworte mir zunächst eine Frage, wenn du möchtest: Du hast bis jetzt noch mit niemandem hier in der Gegend irgendeinen Vertrag unterschrieben, oder?«
    »Nein.«
    »Das hätte ich mir auch nicht vorstellen können. So voreilig würdest du bestimmt nicht handeln.«
    Die Bäume entlang der Straße waren jetzt höher, die nächtliche Brise wurde ein wenig kühler. Der Mond erschien größer und strahlender als in der Stadt unten. Wir bogen um einige weitere Kurven, die den Anfang einer langen Serpentinenstrecke darstellten, auf der wir immer höher hinauf fuhren. Gelegentlich erhaschte ich einen Blick auf den steil abfallenden Hang zur Linken. Es gab keine Leitplanke.
    »Sieh mal«, sagte er. »Ich versuche nicht, mich auf die laue Tour an dich ranzumachen. Ich bitte dich nicht um ein Stück von der Torte um der alten Zeiten willen oder irgend so was. Das ist eine Sache, Geschäft eine andere - obwohl es niemals schaden kann, wenn man sich mit jemandem einläßt, dem man vertrauen kann. Ich will dir ein paar Tatsachen des Lebens verraten. Sicher, wenn du eine wirklich tolle Erfindung hast, kannst du sie für eine Stange Geld an viele Leute in der Branche verkaufen - wenn du aufpaßt, verdammt gut aufpaßt. Aber das ist alles. Deine Goldader ist damit vergeben. Wenn du wirklich absahnen willst, mußt du deinen eigenen Laden aufmachen. Nimm Apple als Beispiel. Wenn du wirklich keine Lust mehr dazu hast, kannst du immer noch alles verkaufen, dann bekommst du entschieden mehr, als wenn du nur die Idee verhökerst. Du bist vielleicht ein Magier im Erfinden, aber ich kenne den Markt. Und ich kenne viele Menschen - überall im Land -, Menschen, die mir genügend vertrauen, um uns mit ausreichend Geld zu polstern, damit das Ding vom Stapel läuft und unters Volk kommt. Scheiße! Ich habe nicht vor, mein ganzes Leben lang bei Grand D zu bleiben. Beteilige mich an der Sache, und ich besorge uns die Finanzen. Du schmeißt den Laden, und ich führe das Geschäft. Das ist der einzige Weg, um etwas Großes richtig an den Mann zu bringen.«
    »Ach je«, seufzte ich. »Mann, das hört sich wirklich gut an. Aber du bist völlig auf dem Holzweg. Ich habe nichts zu verkaufen.«
    »Komm jetzt!« sagte er. »Du weißt, daß du mit mir offen reden kannst. Und wenn es dir ganz und gar widerstrebt, diesen Weg zu beschreiten, dann werde ich zu niemandem ein Sterbenswörtchen sagen. Ich haue meine Freunde nicht in die Pfanne. Ich denke nur, du begehst einen Fehler, wenn du die Sache nicht auf eigene Rechnung machst.«
    »Luke, was ich gesagt habe, war so gemeint.«
    Er schwieg eine Zeitlang. Dann spürte ich erneut seinen Blick auf mir. Als ich zu ihm hinübersah, bemerkte ich, daß er lächelte.
    »Wie lautet die zweite Frage?« wollte ich von ihm wissen.
    »Was ist Geistrad?« sagte er.
    »Wie bitte?«
    »Streng geheim, pscht, pscht! Das Projekt Merle Corey. Geistrad«, entgegnete er. »Computer-Design mit einem Innenleben, wie es noch nie jemand gesehen hat. Flüssige Halbleiter, kryogenetische Tanks, Plasma...«
    Ich lachte.
    »Mein Gott!« rief ich. »Das ist ein Scherz, mehr nicht. Nur eine verrückte Hobby-Bastelei. Es war eine Konstruktionsspielerei - eine Maschine, die niemals auf der Erde hätte gebaut werden können. Na ja, das meiste davon hätte schon gebaut werden können. Doch sie hätte niemals funktioniert. Das ist wie mit den Escher-Zeichnungen - auf dem Papier sehr eindrucksvoll, doch in Wirklichkeit niemals umsetzbar.« Dann fragte ich, nachdem ich kurz überlegt hatte: »Wieso weißt du überhaupt etwas davon? Ich habe noch nie mit einem anderen Menschen darüber gesprochen.«
    Er räusperte sich, während er um eine weitere Kurve fuhr. Der Mond war von Baumwipfeln durchharkt. Ein paar

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