Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Amber-Zyklus 06 - Die Trümpfe des jungsten Gerichts

Titel: Amber-Zyklus 06 - Die Trümpfe des jungsten Gerichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
Vom Netzwerk:
Feuchtigkeitsperlen erschienen auf der Windschutzscheibe.
    »Nun, ganz so ein Geheimnis hast du nicht daraus gemacht«, erwiderte er. »Jedesmal, wenn ich an deinen Arbeitsplatz gekommen bin, waren überall auf deinem Schreibtisch und deinem Zeichenbrett Entwürfe und Diagramme und Notizen verteilt - ich konnte gar nicht umhin, sie zu bemerken. Die meisten davon waren sogar mit der Bezeichnung >Geistrad< beschriftet. Und etwas Derartiges tauchte bei Grand D niemals offiziell auf, deshalb vermutete ich einfach, daß es sich um dein Lieblingsprojekt und dein Ticket in eine sichere Zukunft handelte. Du hast auf mich niemals den Eindruck eines wirklichkeitsfernen Träumers gemacht. Bist du sicher, daß du mir reinen Wein eingeschenkt hast?«
    »Wenn wir uns jetzt und hier hinsetzen und so viel von dem Ding zusammenbauen würden, wie sich von dem Konstruktionsplan verwirklichen läßt«, entgegnete ich völlig wahrheitsgemäß, »dann stünde es einfach da, sähe komisch aus und würde nicht das Geringste leisten.«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Das hört sich abartig an«, sagte er. »Das paßt überhaupt nicht zu dir, Merle. Warum, zum Teufel, solltest du deine Zeit darauf vergeuden, eine Maschine zu konstruieren, die nicht funktioniert?«
    »Es war eine Übung in Konstruktionstheorie...«, setzte ich an.
    »Entschuldige, aber das hört sich wie verdammter Schwachsinn an«, unterbrach er mich. »Willst du damit sagen, daß es keinen Ort im ganzen Universum gibt, an dem deine blöde Maschine auf irgendeine Weise einsetzbar ist?«
    »Das habe ich nicht gesagt. Ich versuchte zu erklären, daß ich sie für den Betrieb unter völlig abwegigen hypothetischen Bedingungen konstruiert habe.«
    »Oh! Mit anderen Worten, wenn ich in einer fremden Welt einen solchen Ort fände, könnten wir den großen Reibach machen?«
    »Ähm - ja.«
    »Du hast sie nicht alle, Merle, weißt du das?«
    »Hm.«
    »Wieder mal ein Traum, der sich als Schuß in den Pudding erweist. Na ja... Sag mal, gibt es irgend etwas Ungewöhnliches an dem Ding, das man im Hier und Jetzt anwenden könnte?«
    »Nein. Seine Funktionen lassen sich hier nicht nutzen.«
    »Was ist denn so Besonderes an seinen Funktionen?«
    »Allerlei theoretischer Mist, der Raum und Zeit und einige Erkenntnisse von zwei Typen namens Everett und Wheeler in sich vereint. Das Ganze wird nur durch eine mathematische Erläuterung zugänglich.«
    »Bist du sicher?«
    »Überhaupt - welchen Unterschied macht das schon? Ich habe kein Produkt, wir haben keine Firma. Tut mir leid. Berichte Martinez und seinen Kompagnons, daß sie in eine Sackgasse gerannt sind.«
    »Hä? Wer ist Martinez?«
    »Einer deiner potentiellen Investoren in die Firma Corey und Raynard«, sagte ich. »Dan Martinez - mittelalt, ein bißchen klein geraten, irgendwie vornehm aussehend, mit einem abgebrochenen Vorderzahn...«
    Er runzelte die Stirn. »Merle, ich weiß nicht, von wem du sprichst, verdammt noch mal!«
    »Er hat mich angesprochen, während ich auf dich in der Bar wartete. Anscheinend wußte er allerlei über dich. Er stellte Fragen zu der potentiellen Situation, die du gerade beschrieben hast. Er tat so, als ob du an ihn herangetreten seist, damit er in die Sache investiere.«
    »Hm-hm«, machte er. »Ich kenne ihn nicht. Wieso hast du mir nicht früher davon erzählt?«
    »Er hat sich schnell wieder aus dem Staub gemacht, und du hast doch gesagt, keine geschäftlichen Themen bis nach dem Essen. Ich habe das Ganze sowieso nicht so wichtig gefunden. Er bat mich sogar darum, dir zu erzählen, daß er sich nach dir erkundigt hat.«
    »Was genau wollte er denn wissen?«
    »Ob du ein unbelastetes Computer-Eigentum liefern und die Investoren aus dem Gerichtssaal heraushalten könntest, so habe ich ihn verstanden.«
    Er schlug auf das Lenkrad. »Das ergibt überhaupt keinen Sinn«, sagte er. »Wirklich nicht.«
    »Mir kommt es so vor, daß er vielleicht als Kundschafter angeheuert worden ist - oder um dir ein bißchen Angst einzujagen und dich zur Ehrlichkeit zu veranlassen -, und zwar von den Leuten, die du angebaggert hast, damit sie für diese Sache Geld lockermachen.«
    »Merle, hältst du mich wirklich für so verdammt blöd, daß ich eine Menge Zeit vergeude, um Investoren aufzutreiben, bevor ich mich überzeugt habe, daß es tatsächlich etwas gibt, in das man Geld stecken könnte? Ich habe über diese Geschichte bisher mit niemandem außer mit dir gesprochen, und ich denke, das werde ich auch jetzt nicht mehr.

Weitere Kostenlose Bücher