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Amber-Zyklus 06 - Die Trümpfe des jungsten Gerichts

Titel: Amber-Zyklus 06 - Die Trümpfe des jungsten Gerichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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auf der dunkleren rechten Straßenseite. Es herrschte beinahe vollkommene Stille. Ich bog um die erste Kurve und marschierte weiter zur nächsten. Etwas flog von einem Baum zu einem anderen. Vielleicht eine Eule. Ich kam langsamer voran, als es mir lieb gewesen wäre, da ich möglichst leise sein wollte. Dann näherte ich mich der zweiten Kurve.
    Die letzte Biegung legte ich auf allen vieren zurück und machte mir die Deckung zunutze, die die Felsen und das Laub der Bäume boten. Dann hielt ich inne und erkundete das Gebiet, wo wir uns zuvor aufgehalten hatten. Nichts war in Sicht. Ich bewegte mich langsam voran, behutsam, stets bereit, zu erstarren, mich zu Boden fallen zu lassen, abzutauchen oder aufzuspringen, um davonzurennen, je nachdem, was die Situation erforderte.
    Nichts rührte sich, abgesehen von den Zweigen im Wind. Niemand war zu sehen.
    Ich erhob mich in eine geduckte Haltung und setzte meinen Weg fort, noch langsamer und mich immer noch in Deckung haltend.
    Er war nicht da. Er hatte sich an irgendeine andere Stelle entfernt. Ich schlich näher heran, hielt inne und lauschte mindestens eine Minute lang. Kein Laut verriet die Anwesenheit von irgend etwas, das sich bewegt hätte.
    Ich überquerte den Platz, wo Martinez zu Boden gefallen war. Der Körper war verschwunden. Ich schritt die Gegend ab, entdeckte jedoch nichts, das mir irgendeinen Hinweis darauf gegeben hätte, was geschehen war, nachdem ich weggefahren war. Mir fiel kein Grund ein, warum ich hätte rufen sollen, also unterließ ich es.
    Ich kehrte ohne unliebsame Zwischenfälle zurück zum Wagen, stieg ein und fuhr in die Stadt zurück. Ich hatte nicht die entfernteste Ahnung, was das alles zu bedeuten hatte.
    Ich stellte den Wagen auf dem Hotel-Parkplatz ab, in der Nähe der Stelle, wo er zuvor gestanden hatte. Dann ging ich hinein, begab mich zu Lukes Zimmer und klopfte an. Ich erwartete nicht wirklich eine Antwort, doch es erschien mir als angemessene vorbereitende Handlung vor einem gewaltsamen Einbrechen.
    Ich war vorsichtig darauf bedacht, nur das Schloß aufzubrechen und die Tür und den Rahmen unversehrt zu lassen, denn Mr. Brazda hatte einen sympathischen Eindruck auf mich gemacht. Dadurch dauerte die Sache ein wenig länger, aber es war niemand in Sicht. Ich griff mit ausgestrecktem Arm hinein und schaltete das Licht an, ließ schnell einen prüfenden Blick durch den Raum schweifen und huschte rasch hinein. Ich blieb ein paar Minuten lang lauschend stehen, hörte jedoch keine Geräusche, die auf irgendwelche Bewegungen im Flur hätten schließen lassen.
    Klar Schiff. Koffer auf der Gepäckablage, leer. Kleidung im Schrank aufgehängt - nichts in den Taschen außer zwei Streichholzschachteln, einem Kugelschreiber und einem Bleistift. Einige Kleidungsstücke und etwas Unterwäsche in einer Schublade, sonst nichts. Toilettenartikel im Kulturbeutel oder ordentlich auf der Ablage angeordnet. Auch dort nichts Besonderes. Ein Exemplar von G. H. Liddell Harts Strategy auf dem Nachttisch, ein Lesezeichen nach etwa drei Vierteln der Seiten darin.
    Sein Arbeitsanzug war über einen Stuhl geworfen worden, die staubigen Stiefel standen davor, die Socken lagen daneben. In den Stiefeln war nichts außer einem Paar Schnürsenkeln. Ich durchsuchte die Hemdentaschen, die zunächst leer erschienen, doch dann entdeckten meine Fingerspitzen in einer davon eine Anzahl von kleinen weißen Papierkügelchen. Verdutzt entknüllte ich einige von ihnen. Seltsame geheime Botschaften? Nein... Es hatte keinen Sinn, vollkommen paranoid zu werden, wenn ein paar braune Flecken auf einem Papier die Frage beantworteten. Tabak. Es waren Fetzen von Zigarettenpapier. Offensichtlich nahm er die Papierreste seiner Kippen mit, wenn er in der Wildnis wanderte. Ich erinnerte mich an einige frühere Wanderungen mit ihm. Er war nicht immer so ordentlich gewesen.
    Ich durchsuchte die Hose. In einer der Gesäßtaschen fand ich ein feuchtes Schweißtuch und in der anderen einen Kamm. In der rechten vorderen Tasche war gar nichts, in der linken eine Patrone. Einer Eingebung gehorchend steckte ich sie ein, dann machte ich mich daran, unter der Matratze und hinter den Schubladen nachzusehen. Ich untersuchte sogar den Spülkasten der Toilette. Nichts. Nichts, das sein sonderbares Verhalten erklärt hätte.
    Ich legte den Autoschlüssel auf den Nachttisch, verließ den Raum und ging in mein eigenes Zimmer. Es war mir egal, ob er merkte, daß ich bei ihm eingedrungen war. Tatsächlich

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