Amber-Zyklus 06 - Die Trümpfe des jungsten Gerichts
ich es. Ich schaffte es, und ich trage immer noch sowohl das Muster als auch den Logrus in mir. Suhuy gab zu, daß Fi recht gehabt hatte, und er stellte die Mutmaßung auf, daß es mit meinen gemischten Eltern zu tun haben könnte. Sie war allerdings anderer Meinung...«
Bill hob die Hand. »Moment mal! Ich verstehe nicht, wie Sie Ihren Onkel Suhuy von einem Augenblick zum anderen in den Keller von Schloß Amber hinunterbringen konnten.«
»Oh, ich habe sowohl einen Satz Chaos-Trümpfe als auch einen Satz Amber-Trümpfe, dank meiner Verwandtschaft in den Burgen.«
Er schüttelte den Kopf. »Das alles ist faszinierend, aber wir kommen nicht zur Sache. Gibt es noch jemanden, der das Schatten-Wandeln beherrscht? Oder gibt es andere Möglichkeiten, es zu tun?«
»Ja, es gibt verschiedene Wege, wie es getan werden kann. Es gibt eine Anzahl von magischen Wesen, wie das Einhorn, die überall herumwandeln können, ganz nach ihrem Belieben. Und man kann einem Schatten-Gänger oder einem magischen Wesen so lange durch den Schatten folgen, wie man ihm auf der Spur zu bleiben vermag, gleichgültig, wer man ist. So ähnlich wie Thomas Thymer in der Ballade. Ein einziger Schatten-Gänger könnte eine ganze Armee hindurchführen. Und dann gibt es noch die Bewohner der verschiedenen Schatten-Reiche, die Amber und Chaos am nächsten sind. Jene an den beiden Enden bringen mächtige Magier hervor, allein aufgrund ihrer Nähe zu den beiden Machtzentren. Einige der besten von ihnen erreichen eine gewisse Meisterschaft - doch ihre Bilder des Musters oder des Logrus sind unvollkommen, deshalb erreichen sie niemals die Qualität des Echten. Doch an den beiden Enden bedürfen sie keiner Einweihung, um darin zu wandeln. Die Schatten-Grenzen sind an diesen Stellen am durchlässigsten. Wir betreiben sogar Handel mit ihnen. Auf eingefahrenen Wegen kommt man im Laufe der Zeit immer leichter voran. Das Hinausgehen ist allerdings schwieriger. Doch es ist bekannt, daß große Angriffskräfte durchgekommen sind.
Deshalb behalten wir die Patrouillen bei. Julian in Arden, Gerard zur See - und so weiter.«
»Und die anderen Möglichkeiten?«
»Zum Beispiel ein Schatten-Sturm.«
»Was ist das?«
»Das ist ein natürliches, aber nicht leicht zu verstehendes Phänomen. Der beste Vergleich, der mir einfällt, ist ein Tropensturm. Eine Theorie bezüglich seines Ursprungs hat mit der Schlagfrequenz der Wellen zu tun, die von Amber und den Burgen nach außen pulsieren und die Natur des Schattens prägen. Wie auch immer, wenn ein solcher Sturm aufkommt, vermag er durch eine große Anzahl von Schatten zu fließen, bevor er sich erschöpft. Manchmal richtet er große Schäden an, manchmal nur wenig. Doch häufig bringt er bei seinem Vordringen irgendwelche Dinge mit sich.«
»Auch Menschen?«
»Es ist bekannt, daß das hin und wieder geschehen ist.«
Ich trank mein Bier aus, und er tat dasselbe mit seinem.
»Was hat es mit den Trümpfen auf sich?« fragte er. »Könnte irgend jemand den Umgang damit erlernen?«
»Ja.«
»Wieviel Sätze sind davon im Umlauf?«
»Ich weiß es nicht.«
»Wer stellt sie her?«
»Es gibt mehrere Experten in den Burgen. Dort habe ich es gelernt. Und in Amber gibt es Fiona und Bleys -ich glaube, sie haben Random unterrichtet...«
»Diese Magier, von denen Sie sprachen - von den angrenzenden Reichen... Könnte irgendeiner von ihnen einen Satz Trümpfe zustande bringen?«
»Ja, aber die von ihnen geschaffenen wären weit entfernt von der Vollkommenheit. Soweit ich weiß, muß man entweder in das Muster oder in den Logrus eingeweiht sein, um sie richtig zu machen. Einige von ihnen bringen allerdings vielleicht eine Art von halbgaren Sätzen zustande, deren Gebrauch reine Glücksache ist - kann sein, daß man dabei umkommt oder in einer Vorhölle landet, kann sein, daß man zu dem Ziel gelangt, das man angestrebt hat.«
»Und die Karten, die Sie in Julias Wohnung gefunden haben...?«
»Sie waren von der echten Sorte.«
»Welchen Reim machen Sie sich darauf?«
»Jemand, der zu ihrer Schaffung in der Lage war, brachte es jemandem bei, der fähig war zu lernen, und ich hatte nie etwas davon erfahren. Das ist alles.«
»Ich verstehe.«
»Ich fürchte, nichts von alledem bringt uns recht viel weiter.«
»Dennoch muß ich alles wissen, um Denkstoff zu haben«, entgegnete er. »Worauf sollte ich denn sonst meine Erkundigungen gründen? Haben Sie Lust auf ein weiteres Bier?«
»Warten Sie.«
Ich schloß die Augen und
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