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Amber-Zyklus 06 - Die Trümpfe des jungsten Gerichts

Titel: Amber-Zyklus 06 - Die Trümpfe des jungsten Gerichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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dahinter, im großen und ganzen mit denselben Umrissen - und vielleicht noch eine dritte ein Stück weiter weg. Keine davon zeigte irgendeine Neigung, ein solches Spektakel zu verursachen, wie ich es vor einigen Minuten gehört hatte.
    Ich hielt meine Wachsamkeit bei.
    Mehrere Minuten mußten vergangen sein, bevor ich einen Schritt nach draußen tat. Nichts schreckte bei meiner Bewegung auf. Ich ging einen Schritt weiter und wartete. Dann noch einen.
    Schließlich gelangte ich durch langsames Anpirschen zu der ersten Form. Ein häßliches Ungeheuer, bedeckt mit Schuppen von der Farbe getrockneten Blutes. Ein mehrere hundert Pfund schweres Wesen, lang und gebogen - außerdem mit häßlichen Zähnen ausgestattet, die ich in dem vor mir aufklaffenden Maul bemerkte. Ich wußte, daß mir dadurch keine Gefahr drohte, denn sein Kopf war beinahe vollständig abgetrennt vom übrigen Körper. Ein sehr sauberer Schnitt. Aus der Wunde floß immer noch eine gelborangefarbene Flüssigkeit.
    Von meinem Standpunkt aus erkannte ich, daß es sich bei den anderen beiden Formen um Geschöpfe derselben Art handelte. In jeder Hinsicht. Auch sie waren tot. Das zweite, das ich untersuchte, war mehrmals durchbohrt worden, und ihm fehlte ein Bein. Das dritte war in Stücke gehackt worden. Aus ihnen allen sickerte die gleiche Flüssigkeit, und sie rochen schwach nach Nelken.
    Ich untersuchte den zertretenen Boden ringsum. Zwischen diesem seltsamen Blut und dem Tau fand ich etwas wie Stiefelabdrücke in einer menschenähnlichen Größe. Ich suchte weiter und fand einen unversehrten Abdruck. Er deutete in die Richtung zurück, aus der ich gekommen war.
    Mein Verfolger? Vielleicht S? Derjenige, der die Hunde zurückgerufen hatte? Einer, der mir zu Hilfe kommen wollte?
    Ich schüttelte den Kopf. Ich hatte es satt, einen Sinn zu suchen, wo es keinen Sinn gab. Ich setzte meine Suche fort, doch ich stieß auf keine weiteren unversehrten Spuren mehr. Darm kehrte ich zu der Felsspalte zurück und holte die zu meiner Klinge gehörende Scheide. Ich schob die Waffe hinein und befestigte sie am Gürtel. Ich schnallte ihn mir über die Schulter, so daß mir die Klinge am Rücken hing. Der Griff würde direkt über dem Rucksack herausragen, wenn ich mir diesen angelegt hätte. Ich konnte mir nicht vorstellen, wie ich hätte rennen sollen, wenn mir das Ding an der Seite baumelte.
    Ich aß etwas Brot und den Rest von dem Fleisch. Ich trank auch etwas Wasser und einen Mundvoll Wein. Dann setzte ich meine Reise fort.
    Während des nächsten Tages legte ich die Strecke überwiegend im Laufschritt zurück - obwohl der Ausdruck >Tag< etwas verfehlt ist unter einem unverändert punktierten Himmel, einem gesprenkelten Himmel, einem von unendlichen Feuerrädern und Lichtfontänen erleuchteten Himmel. Ich lief, bis ich müde war, dann ruhte ich mich aus, aß etwas und lief weiter. Ich rationierte meine Nahrungsmittel, denn ich hatte das Gefühl, daß ich mir noch mehr schicken lassen mußte, und eine solche Handlung verlangt dem Körper besondere Kräfte ab. Ich entsagte allen Abkürzungen, denn verlockende schattenüberspannende Höllenstrecken fordern ebenfalls ihren Preis, und ich wollte bei meiner Ankunft nicht vollkommen am Ende meiner Kräfte sein. Ich sah mich häufig prüfend nach hinten um. Im allgemeinen bemerkte ich nichts Verdächtiges. Gelegentlich glaubte ich allerdings, in der Feme einen Verfolger auszumachen. In Anbetracht der Streiche, die die Schatten dem Auge spielen konnten, waren jedoch auch andere Erklärungen möglich.
    Ich rannte, bis ich wußte, daß ich mich endlich meinem Ziel näherte. Ich wurde mit keinen weiteren Katastrophen konfrontiert, denen die Aufforderung umzukehren gefolgt wäre. Ich überlegte kurz, ob das ein gutes Zeichen war oder ob mir das Schlimmste noch bevorstand. Wie auch immer, ich wußte, daß eine weitere Ruhepause mit etwas Schlaf und noch ein wenig Wandern mich dorthin bringen würden, wo ich sein wollte. Man füge ein gewisses Maß an Vorsicht und einige vorbeugende Maßnahmen hinzu, und schon bestand sogar Grund zu Optimismus.
    Ich lief durch eine weitläufige, waldartige Gruppe von kristallinen Formen. Ob es wirklich lebendige Wesen waren oder ob sie irgendein geologisches Phänomen darstellten, weiß ich nicht. Sie verzerrten die Sicht und machten das Vorankommen schwierig. Ich sah jedoch keine Hinweise auf irgend etwas Lebendes an diesem glänzenden, glasigen Ort, was mich zu der Überlegung veranlaßte, daß

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