Amber-Zyklus 07 - Das Blut von Amber: der Titel
dieser wurde zu einem lodernden Fluß. Die beiden Männer, die ich erwürgt hatte, lagen links und rechts am Boden. Der Gesteinsbrocken, mit dem die Öffnung verbarrikadiert worden war, lag links von mir und etwas weiter hinten. Ich blieb, wo ich war - Kopf und Schulter über der Öffnung, auf den Ellbogen aufgestützt -, während mir das Bild des Logrus zwischen den Augen tanzte, wobei das warme Kribbeln seiner Kraftlinien immer noch Teil meiner Arme war und Frakir sich von der linken Schulter zum Bizeps hinunterbewegte.
Es war beinahe zu leicht gewesen. Ich konnte mir nicht vorstellen, daß Luke zwei Lakaien mit der Aufgabe betraut hatte, mich zu verhören, zu töten oder zu verschleppen - was immer ihr Auftrag gewesen sein mochte. Deshalb hatte ich mich nicht vollständig nach draußen begeben, sondern von meinem verhältnismäßig sicheren Standort aus zunächst meine Umgebung in Augenschein genommen.
Zur Abwechslung ließ ich einmal Besonnenheit walten. Denn irgend jemand teilte die Nacht mit mir. Es war trotz der schwindenden Feuerspur so dunkel, daß meine gewöhnliche Sicht mich nicht mit dieser Klugheit ausstattete. Doch als ich den Logrus herbeirief, gestattete mir die mentale Voraussetzung, die mich sein Bild erkennen ließ, auch die andere, nichtkörperhafte Manifestation wahrzunehmen.
Auf diese Weise entdeckte ich ein Gebilde unter einem Baum zu meiner Linken, inmitten der Schatten, wo ich die menschliche Gestalt, vor der es schwebte, ansonsten nicht wahrgenommen hätte. Und da war ein sonderbares Muster, das an das von Amber erinnerte; es drehte sich wie ein langsames Feuerrad, aus dem Tentakel von rauchgesträhntem gelben Licht hervorschnellten. Diese schwirrten durch die Nacht auf mich zu, und ich beobachtete sie fasziniert, bereits wissend, was ich zu tun hatte, sobald der richtige Augenblick gekommen war.
Vier der Tentakel waren besonders groß, und sie näherten sich langsam, indem sie sich behutsam vorantasteten. Als sie nur noch wenige Meter von mir entfernt waren, hielten sie inne, holten aus und zischten wie Kobras vor. Meine Hände waren aneinandergelegt und leicht verschränkt, mit ausgestreckten Logrus-Gliedern. Ich trennte sie mit einer einzigen schwungvollen Bewegung und neigte sie dabei etwas nach vorn. Sie trafen die gelben Tentakel und verscheuchten sie, so daß sie auf ihr Muster zurückgeworfen wurden. Dabei spürte ich ein Kribbeln im Unterarm. Dann gebrauchte ich die Verlängerung der rechten Hand wie eine Klinge und schlug auf das jetzt wabernde Muster ein, als ob es ein Schild wäre. Ich hörte einen kurzen schrillen Schrei, während das Bild verschwamm, und schlug schnell noch einmal zu, hievte mich aus meinem Loch und machte mich auf den Weg den Hang hinab. Mein Arm schmerzte.
Das Bild - was immer es gewesen sein mochte - verblaßte und verschwand. Nun erkannte ich allerdings deutlicher die Gestalt, die an dem Baumstamm lehnte. Es schien sich um eine Frau zu handeln, doch ich konnte ihre Gesichtszüge nicht ausmachen, da sie etwa in Augenhöhe einen kleinen Gegenstand vor sich hielt. In meiner Befürchtung, es könnte eine Waffe sein, drosch ich mit einer Logrus-Verlängerung darauf ein und hoffte, es ihr aus der Hand schlagen zu können.
Ich taumelte, denn es gab einen Rückstoß, der mir mit beträchtlicher Kraft in den Arm fuhr. Anscheinend war es ein wirkungsvolles Zaubererutensil, das ich getroffen hatte. Immerhin hatte ich das Vergnügen zu sehen, daß die Dame ebenfalls schwankte. Sie stieß auch einen kurzen Schrei aus, ließ aber den Gegenstand nicht los.
Gleich darauf bildete sich ein vielfarbiger Schimmer um sie herum, und ich erkannte, was der Gegenstand war. Ich hatte soeben die Kraft des Logrus gegen einen Trumpf gerichtet. Ich mußte jetzt zu ihr hingelangen, und wenn auch nur deshalb, um herauszufinden, wer sie war.
Doch während ich auf sie zustürmte, wurde mir klar, daß ich sie nicht rechtzeitig erreichen konnte. Es sei denn...
Ich pflückte Frakir von meiner Schulter und schleuderte sie an der Linie der Logrus-Kraft entlang, wobei ich sie während des Fluges in die richtige Richtung lenkte und meine Befehle ausgab.
Aus meinem neuen Blickwinkel und im Licht des schwachen Regenbogenscheins, der sie umgab, sah ich endlich das Gesicht der Dame. Es war Jasra, die damals in Melmans Wohnung verdammt nahe daran gewesen war, mich mit ihrem Biß zu töten. In kürzester Zeit wäre sie verschwunden und würde mich der Gelegenheit berauben, einige Antworten zu
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