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Amber-Zyklus 08 - Zeichen des Chaos: der Titel

Titel: Amber-Zyklus 08 - Zeichen des Chaos: der Titel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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Tisch versetzen könnte.
    Plötzlich durchfuhr mich ein Gedanke. Manchmal bin ich etwas begriffsstutzig. Offenbar hatten sie gewußt, daß Random nicht da war, und nach dem, was ich bereits wußte und was Bill soeben gesagt hatte, waren sie nicht allzu glücklich darüber, was immer Random in dem Nachbarreich zu tun gedachte. Ihre frühe Ankunft war anscheinend dazu gedacht, uns in irgendeiner Weise peinlich zu berühren. War das so zu verstehen, daß das, was immer Nayda mir anbieten mochte, Teil eines umfassenden Plans war, der ihrer allgemeinen Strategie in dieser Angelegenheit entsprach? Und wenn, warum war dann ausgerechnet ich der Auserkorene? Das war eine schlechte Wahl, da ich auf Ambers Außenpolitik nicht den geringsten Einfluß hatte. Waren sie sich dessen bewußt? Das mußten sie wohl, wenn ihr Geheimdienst wirklich so gut war, wie Nayda angedeutet hatte. Ich war verdutzt und beinahe versucht, Bill nach seiner Einschätzung der Lage in Eregnor zu fragen. Doch dann hätte vielleicht er mir einen Tritt unter dem Tisch versetzt.
    Die Musikanten, die ihren Imbiß inzwischen beendet hatten, setzten das Unterhaltungsprogramm mit >Greensleeves< fort, und Nayda und Bill beugten sich gleichzeitig zu mir herüber, dann sahen sie auf, und ihre Blicke begegneten sich. Beide lächelten.
    »Ladies first«, sagte Bill laut.
    Sie nickte ihm zu.
    Dann fragte sie: »Habe ich Aussicht, daß Ihr mein Angebot überdenkt?«
    »Es ist nicht ausgeschlossen«, sagte ich, »aber ich hatte eine Frage. Erinnert Ihr Euch?«
    »Wie lautete sie?«
    »Es ist sehr freundlich von Euch, mir einen Gefallen tun zu wollen«, sagte ich, »aber in Zeiten wie diesen muß es einem verziehen werden, wenn man zuerst nach dem Preisschild schaut.«
    »Und wenn ich sagen würde, daß Euer guter Wille ausreicht?«
    »Und wenn ich sagen würde, daß mein guter Wille in der hiesigen Politik nicht viel wert ist?«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Ein geringer Preis für einen geringen Gegenwert. Das wußte ich bereits. Aber Ihr seid mit allen hier irgendwie verwandt. Vielleicht geschieht überhaupt nichts, aber es ist vorstellbar, daß Euch jemand nach Eurer Meinung über uns fragt. Ihr sollt wissen, daß Ihr Freunde in Begma habt, damit Ihr vielleicht freundliche Gefühle uns gegenüber hegt, falls die Sprache darauf kommen sollte.«
    Ich betrachtete ihren ernsten Gesichtsausdruck. Es ging um mehr als das, was sie gesagt hatte, und wir beide wußten es. Nur daß ich nicht ahnte, was am Horizont lauem mochte, während sie es offensichtlich wußte.
    Ich streckte den Arm aus und strich ihr mit dem Handrücken sanft über die Wange.
    »Von mir wird erwartet, daß ich etwas Nettes über Ihr Volk sage, wenn mich jemand danach fragen sollte, mehr nicht, und dafür werdet Ihr losziehen und jemanden für mich umbringen, sofern ich die genauen Angaben liefere. Habe ich das richtig verstanden?«
    »Mit einem Wort: ja«, antwortete sie.
    »Ich frage mich allerdings, wieso Ihr glaubt, einen Mord geschickter verüben zu können als wir. Wir sind alte Hasen in diesem Geschäft.«
    »Wir verfügen über eine Geheimwaffe, wie Ihr es nennt«, entgegnete sie. »Doch ich hatte angenommen, dies wäre eine persönliche Sache für Euch, keine Staatsangelegenheit - und Ihr wünschtet vielleicht nicht, daß die anderen darin verwickelt werden.
    Außerdem kann ich einen Dienst anbieten, der keinerlei Spuren hinterläßt.«
    Grübel, grübel! Wollte sie andeuten, daß sie annahm, ich traute den anderen nicht - oder wollte sie mich warnen, daß ich ihnen nicht trauen sollte? Was wußte sie, was ich nicht wußte? Oder stellte sie einfach nur Mutmaßungen an, begründet auf Ambers Geschichte der Familienintrigen? Oder versuchte sie absichtlich, einen Generationenkonflikt aufzuwühlen? Wäre das Begmas Zwecken in irgendeiner Weise dienlich? Oder... Vermutete sie, daß eine derartige Situation vorhanden war, und bot sie mir an, ein Familienmitglied für mich zu beseitigen? Und falls das so war, hielt sie mich für dumm genug, diese Arbeit von jemand anderem ausführen zu lassen? Oder eine solche Möglichkeit auch nur anzusprechen und damit Begma genügend Beweismaterial zu liefern, um mich in der Hand zu haben? Oder...
    Ich gab die Überlegungen auf. Zumindest war ich mit mir zufrieden, weil meine Gedanken nun endlich in den Bahnen verliefen, die der Gesellschaft, mit der sich meine Familie umgab (eigentlich meine beiden Familien) angemessen waren. Ich hatte lange gebraucht, um auf den

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