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Amber-Zyklus 08 - Zeichen des Chaos: der Titel

Titel: Amber-Zyklus 08 - Zeichen des Chaos: der Titel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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Höhe mit Julian zu bleiben, der an Lukes rechter Seite ging. Die Fackel, die ich trug, war ein riesiges Ding, etwa anderthalb Meter geteertes Holz, am Ende zugespitzt, damit sie leicht in den Boden gesteckt werden konnte. Ich hielt sie auf Armlänge von mir entfernt, denn die öligen Flammen leckten und zuckten in alle Richtungen, je nach den Launen des Windes. Scharfe, eisige Flocken fielen mir auf Wangen, Stirn und Hände, und einige verfingen sich in meinen Augenbrauen und Wimpern. Ich blinzelte heftig, während die von den Fackeln verströmte Wärme sie zum Schmelzen brachte und mir Wasser in die Augen rann. Das Gras unter meinen Füßen war so kalt, daß jeder meiner Schritte ein Gefühl des Berstens und Zermalmens erzeugte. Direkt vor mir sah ich zwei weitere Fackeln sowie die schattenhafte Gestalt eines Mannes langsam näher kommen, der zwischen ihnen ging. Ich blinzelte und wartete darauf, daß der Schein der einen oder anderen Fackel mir eine bessere Sicht gewähren würde. Ich hatte ihn nur einmal vorher gesehen, per Trumpf, damals im Arborhaus. Sein Haar wirkte durch das Licht, das darauffiel, gold- oder sogar kupferfarben, doch ich erinnerte mich, daß es bei natürlicher Beleuchtung eher von einem dunklen Blond war. Seine Augen waren grün, soweit ich mich erinnerte, obwohl ich sie jetzt nicht sah. Zum erstenmal fiel mir auf, daß er ziemlich groß war - oder recht kleine Fackelträger ausgewählt hatte. Als ich ihn damals gesehen hatte, war er allein gewesen, und ich hatte keinen Anhaltspunkt für einen Vergleich gehabt. Als das Licht unserer Fackeln auf ihn fiel, stellte ich fest, daß er ein schweres, ärmelloses grünes Wams über etwas Schwarzem und ebenfalls Schwerem trug, mit Ärmeln, die bis zu den Handgelenken reichten und in grünen Panzerhandschuhen verschwanden. Seine Beinkleider waren schwarz, wie auch die hohen Stiefel, in denen sie steckten; sein Umhang war schwarz mit einem smaragdgrünen Futter, das das Licht unserer Fackeln auffing, während der Umhang ihn sanft umwallte und dem Auge wogende, glänzende Landschaften in Gelb und Rot darbot. Er trug ein schweres rundes Medaillon, dem Anschein nach aus Gold, an einer Kette um den Hals, und obwohl ich keine Einzelheiten der Darstellung erkannte, war ich sicher, daß darauf ein Löwe abgebildet war, der ein Einhorn riß. Er blieb etwa zehn oder zwölf Schritt vor Luke stehen, der einen Augenblick später innehielt. Dalt machte eine Handbewegung, und seine Gefolgsmänner stießen die Spitzen ihrer Fackeln in den Boden. Julian und ich folgten unverzüglich ihrem Beispiel, und wir verharrten in ihrer Nähe, so wie Dalts Männer es uns vormachten. Dann nickte Dalt Luke zu, und beide näherten sich weiter, bis sie sich in der Mitte des Rechtecks trafen, das der Schein der Fackeln bildete, jeweils die Unterarme des Gegners umklammerten und sich in die Augen blickten. Lukes Rücken war mir zugekehrt, doch ich sah Dalts Gesicht. Er zeigte keinerlei Gefühlsregung, doch seine Lippen bewegten sich bereits. Ich hörte kein einziges Wort des Gesprächs -wegen des Windes und wegen des Umstandes, daß beide Stimmen anscheinend absichtlich gedämpft waren. Zumindest hatte ich endlich einen Anhaltspunkt, um Dalts Größe abzuschätzen. Luke mißt annähernd zwei Meter, und ich sah, daß Dalt ihn um einige Zentimeter überragte. Ich warf Julian einen Blick zu, doch er sah nicht in meine Richtung. Ich fragte mich, wie viele Augenpaare uns auf beiden Seiten des Feldes beobachten mochten.
    Es war schon immer schwierig gewesen, Julians Reaktionen einzuschätzen. Er stand einfach da und beobachtete die beiden mit ausdrucksloser Miene, ohne erkennbare Regung. Ich bemühte mich, dieselbe Haltung an den Tag zu legen, während die Minuten verstrichen und der Schnee fiel.
    Nach geraumer Zeit machte Luke kehrt und kam wieder auf uns zu. Dalt bewegte sich in Richtung eines seiner Fackelträger. Luke blieb auf halbem Weg zwischen uns stehen, und Julian und ich traten zu ihm.
    »Wie läuft es?« fragte ich ihn.
    »Oh«, sagte er, »ich glaube, ich habe einen Weg gefunden, die Sache ohne einen Krieg zu bereinigen.«
    »Großartig«, sagte ich. »Was hast du ihm verkauft?«
    »Ich habe ihm die Idee verkauft, daß er und ich ein Duell austragen, um zu entscheiden, wie die Dinge geregelt werden«, erklärte er.
    »Verdammt, Luke!« brauste ich auf. »Dieser Kerl ist ein Profi! Und ich bin überzeugt davon, daß er unser genetisches Paket in puncto Kraft hat. Er verbringt

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