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Amber-Zyklus 09 - Ritter der Schatten: der Titel

Titel: Amber-Zyklus 09 - Ritter der Schatten: der Titel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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ich sah, daß dieses Muster nun vollständig wiederhergestellt war. Ich hatte sämtliche Lücken durch Verbindungslinien überbrückt, und nun brannte es wie ein erstarrtes Katharinenrad vor einem sternenlosen schwarzen Himmel. Noch ein Schritt...
    Ich tätschelte den warmen Juwel, den ich am Hals trug. Sein rötlicher Schimmer fiel mir nun noch stärker in die Augen als zuvor. Ich fragte mich, ob es wohl einen leichten Weg geben mochte, ihn dorthin zurückzubringen, wohin er gehörte. Noch ein Schritt...
    Ich hob den Juwel und versenkte den Blick hinein. Dort sah ich ein Bild von mir selbst, wie ich die Große Kurve hinter mich brachte und meinen Weg unverzagt direkt durch die Flammenwand hindurch fortsetzte, als ob sie nicht das geringste Hindernis darstellte. Während ich dieses Bild als einen Rat deutete, fühlte ich mich an eine David-Steinberg-Übung erinnert, die sich Droppa einst zu eigen gemacht hatte. Ich hoffte, daß das Muster nicht zu banalen Scherzen aufgelegt war.
    Seit ich mit dem Durchschreiten der Großen Kurve begonnen hatte, hüllten mich die Flammen vollständig ein. Ich verlangsamte meine Schritte immer mehr, während sich meine Anstrengung steigerte. Schritt um schmerzhaften Schritt näherte ich mich dem Letzten Schleier. Ich spürte, wie sich meine Züge verwandelten und mein Gesicht nur noch die reine Willenskraft ausdrückte, da sich alles, was ich war, auf ein einziges Ziel konzentrierte. Noch ein Schritt... Ich hatte das Gefühl, als würde ich von einer schweren Rüstung niedergedrückt. Es waren die letzten drei Schritte, die mich an den Rand der Verzweiflung brachten.
    Und wieder...
    Dann kam der Punkt, da die Bewegung an sich weniger wichtig wurde als die Bemühung. Es waren nicht mehr die Ergebnisse, sondern die Versuche, die von Bedeutung waren. Mein Wille war die Flamme; mein Körper, Rauch oder Schatten...
    Und wieder...
    Durch mein greller gewordenes blaues Licht gesehen, wurden die orangefarbenen Flammen, die Coral umgaben, zu silbergrauen, weißglühenden Zacken. Wieder hörte ich in dem Knistern und Krachen so etwas wie Musik - leise, adagio, tief und vibrierend, als ob Michael Moore Baß spielte. Ich versuchte, den Rhythmus in mich aufzunehmen, mich im Einklang damit zu bewegen. Und irgendwie hatte ich schließlich den Eindruck, daß mir das gelungen war - entweder das, oder mein Zeitsinn kam allmählich durcheinander -, während ich mit einem Gefühl des Fließens die nächsten Schritte tat.
    Oder vielleicht war das Muster der Ansicht, daß es mir einen Gefallen schuldete, und hatte den Takt um einige Schläge gemäßigt. Ich werde es nie erfahren.
    Coral lag in der Mitte des Musters und sah ziemlich genauso aus wie damals, als ich sie zuletzt gesehen hatte - mit einem kupferfarbenen Hemd und dunkelgrüner Reithose bekleidet -, außer daß sie zu schlafen schien, ausgebreitet auf ihrem schweren braunen Umhang. Ich ließ mich neben ihr auf das rechte Knie nieder und legte ihr die Hand auf die Schulter. Sie rührte sich nicht. Ich strich ihr eine rote Haarsträhne von der Wange und streichelte diese Wange einige Male.
    »Coral?« sagte ich.
    Keine Antwort.
    Ich fuhr mit der Hand wieder zu ihrer Schulter und schüttelte sie sanft.
    »Coral?«
    Sie holte tief Luft und stieß sie wieder aus, doch sie erwachte nicht.
    Ich schüttelte sie etwas fester. »Wach auf, Coral!«
    Ich schob ihr die Arme unter die Achseln und hob sie halb hoch. Ihre Augen öffneten sich nicht. Offensichtlich stand sie unter irgendeinem Bann. Das Zentrum des Musters war schwerlich der geeignete Ort, um das Zeichen des Logrus herbeizurufen, wenn man nicht in Flammen aufgehen wollte. Also versuchte ich es mit dem Mittel aus dem Märchenbuch. Ich beugte mich vor und küßte sie. Sie gab einen leisen, tiefen Seufzer von sich, und ihre Augenlider flatterten. Doch sie kam nicht zu sich. Ich versuchte es noch einmal. Mit demselben Ergebnis.
    »Scheiße!« entfuhr es mir. Ich brauchte etwas Ellbogenfreiheit, um gegen einen derartigen Zauberbann vorzugehen, einen Ort, wo ich Zugang zu einigen Werkzeugen meiner Zunft hatte und mich der Quellen meiner Macht straflos bedienen konnte.
    Ich hob sie noch ein Stück höher und befahl dem Muster, uns in meine Gemächer in Amber zurückzubefördern, wo ihre vom Ty'iga besessene Schwester in Trance lag, aufgrund der Machenschaften einer meiner Brüder, mit der Absicht, mich vor ihr zu schützen.
    »Bring uns nach Hause!« verlangte ich laut, um der Aufforderung Nachdruck zu

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