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Amber-Zyklus 09 - Ritter der Schatten: der Titel

Titel: Amber-Zyklus 09 - Ritter der Schatten: der Titel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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sich heraus, daß es ein Buckliger war.
    »Mein Gott!« sagte ich. »Du bist Dworkin, nicht wahr? Der echte Dworkin.«
    »Ich glaube schon«, antwortete er mit einer nicht unangenehmen Stimme. »Und ich hoffe sehr, daß du Corwins Sohn Merlin bist.«
    »Der bin ich«, sagte ich. »Dies ist ein unerwartetes Vergnügen zu einer unerwarteten Zeit.«
    »Es handelt sich um keinen Besuch auf gesellschaftlicher Ebene«, verkündete er, wobei er näher kam und meine Hand und Schulter ergriff. »Aha. Dies sind also deine Gemächer.«
    »Ja. Möchtest du nicht hereinkommen?«
    »Danke.«
    Ich führte ihn hinein. Geist vollführte eine Fliege-an-der-Wand-Imitation, verkleinerte sich auf etwa einen Zentimeter Durchmesser und ließ sich auf der Anrichte nieder, wo er wie das Ergebnis eines verirrten Sonnenstrahls wirkte. Dworkin drehte eine flinke Runde durch den Salon, warf einen Blick ins Schlafzimmer, betrachtete Nayda eine Zeitlang, murmelte: »Schlafende Dämonen soll man nicht wecken«, berührte den Juwel, als er auf dem Rückweg bei mir vorbeikam, schüttelte tadelnd den Kopf und ließ sich in den Sessel sinken, in dem ich kurz zuvor fast eingeschlafen wäre.
    »Hast du Lust auf ein Glas Wein?« fragte ich.
    Er schüttelte den Kopf.
    »Nein, danke«, antwortete er. »Du warst es, der das nächstgelegene Lückenmuster im Schatten wiederhergestellt hat, nicht wahr?«
    »Ja, das war ich.«
    »Warum hast du das getan?«
    »Ich hatte in der akuten Situation kaum eine andere Möglichkeit.«
    »Es wäre gut, wenn du mir alles darüber erzählen würdest«, sagte der alte Mann, wobei er sich an dem struppigen grauen Bart zupfte. Seine Haare waren lang und hätten ebenfalls einen Schnitt vertragen. Dennoch war in seinem Blick und seinen Worten kein Anzeichen von Wahnsinn.
    »Es ist keine einfache Geschichte, und wenn ich lange genug wach bleiben soll, um sie zu erzählen, dann brauche ich etwas Kaffee«, sagte ich.
    Er spreizte die Hände, und ein kleiner Tisch mit einer weißen Decke erschien zwischen uns; darauf standen zwei Kaffeegedecke und eine dampfende silberne Kanne auf einem Stövchen mit einer flachen Kerze. Außerdem gab es noch ein Tablett mit feinem Gebäck. Ich hätte das niemals so schnell herbeirufen können. Ich fragte mich, ob Mandor das geschafft hätte.
    »Wenn das so ist, dann werde ich dir Gesellschaft leisten«, sagte Dworkin.
    Ich seufzte und schenkte ein. Ich hob den Juwel der Urteilskraft.
    »Vielleicht gebe ich dieses Ding besser zurück, bevor ich anfange«, erklärte ich. »Das erspart mir später möglicherweise einigen Ärger.«
    Er schüttelte den Kopf, als ich mich erheben wollte.
    »Ich glaube nicht«, widersprach er. »Wenn du es jetzt abnimmst, wirst du wahrscheinlich sterben.«
    Ich setzte mich wieder.
    »Milch und Zucker?« fragte ich.

- 9 -
    L angsam kam ich wieder zu mir. Dieses vertraute Blau war ein See des Lebens vor dem Leben, in dem ich trieb. O ja, ich war hier, weil... ich hier war, wie es in dem Lied hieß. Ich drehte mich in meinem Schlafsack auf die andere Seite, zog die Knie zur Brust hoch und schlief wieder ein.
    Als ich das nächstemal aufwachte und einen flüchtigen Blick auf meine Umgebung warf, war die Welt immer noch ein blauer Ort. Nun gut. Vieles spricht für das Erprobte, das Wahre. Dann fiel mir ein, daß Luke jeden Augenblick auftauchen konnte, um mich umzubringen, und meine Finger umklammerten den Griff der Waffe neben mir; ich lauschte angestrengt, ob vielleicht irgendwelche Laute das Herannahen einer Person verrieten.
    Würde ich den Tag damit verbringen, an der Wand meiner Kristallhöhle herumzubröckeln? fragte ich mich. Oder würde Jasra kommen und wieder einmal versuchen, mich zu töten?
    Wieder einmal?
    Irgend etwas stimmte nicht. Es hatten sich unheimlich viele Dinge ereignet, bei denen Jurt und Coral und Luke und Mandor, ja sogar Julia beteiligt gewesen waren. War das alles ein Traum gewesen?
    Der Augenblick der Panik kam und ging, und dann kehrte mein herumschweifender Geist zurück und brachte den Rest meiner Erinnerungen mit. Ich gähnte, und alles war wieder in Ordnung.
    Ich reckte mich. Ich setzte mich auf. Ich rieb mir die Augen.
    Ja, ich befand mich wieder in der Kristallhöhle. Nein, alles was seit meiner Gefangennahme durch Luke geschehen war, war kein Traum gewesen. Ich war aus eigenem Antrieb hierher zurückgekommen,
    a) weil eine Nacht ungestörten Schlafs in dieser Umgebung besser war als ein kurzes Nickerchen in Amber;
    b) weil mich hier niemand

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