Amber-Zyklus 10 - Prinz des Chaos: der Titel
Herr, das tun wir, sobald wie...«
»Zum Teufel mit >sobald wie »Ich bin bei dir, sobald...«
»Komm mir nicht damit! Es grenzt an Hochverrat, wenn du wichtige Informationen zurückhältst. Ich muß jetzt sofort mit dir sprechen. Komm nach Hause!«
»Ich komme«, sagte ich und eilte weiter, während seine Stimme in den anhaltenden Chor der anderen einfiel, die ihre Forderungen, flehentlichen Bitten und Anklagen ständig wiederholten.
Aus dem nächsten Spiegel - einem runden mit einem geflochtenen blauen Rahmen - betrachtete mich Julia.
»So gehst du also dahin«, sagte sie, beinahe wehmütig. »Du weißt, daß ich dich geliebt habe.«
»Auch ich habe dich geliebt«, gab ich zu. »Es hat lange gedauert, bis mir das klargeworden ist. Ich schätze, ich habe die Sache leider irgendwie versaut.«
»Du hast mich nicht genügend geliebt«, sagte sie. »Nicht genügend, um mir zu vertrauen. Und deshalb hast du mein Vertrauen verloren.«
Ich wandte den Blick von ihr ab.
»Es tut mir leid«, sagte ich.
»Das reicht nicht«, erwiderte sie. »Auf diese Weise sind wir zu Feinden geworden.«
»Das muß nicht so sein.«
»Zu spät«, sagte sie. »Zu spät.«
»Es tut mir leid«, wiederholte ich und eilte weiter.
Dann kam ich zu Jasra, die mich aus einem diamantförmigen roten Rahmen heraus ansah. Ihre Hand mit grellroten Nägeln streckte sich nach mir aus und streichelte meine Wange.
»Hast du ein bestimmtes Ziel, mein Lieber?« fragte sie mich.
»Das hoffe ich doch«, sagte ich.
Sie lächelte boshaft und kräuselte die Lippen.
»Ich bin zu dem Schluß gekommen, daß du einen schlechten Einfluß auf meinen Sohn ausübst«, sagte sie. »Er hat allen Schneid verloren, als er sich mit dir anfreundete.«
»Wie bedauerlich«, sagte ich.
»...Wodurch er vielleicht nicht mehr zum Herrschen geeignet ist.«
»Nicht geeignet oder nicht willens?« fragte ich.
»Was auch immer, es ist deine Schuld.«
»Er ist inzwischen erwachsen, Jasra. Er trifft jetzt seine eigenen Entscheidungen.«
»Ich fürchte, du hast ihm beigebracht, die falschen zu treffen.«
»Er weiß selbst, was er tut, meine Dame. Gib nicht mir die Schuld, wenn er Dinge tut, die dir nicht gefallen.«
»Und wenn Kashfa zugrunde geht, weil du einen Weichling aus ihm gemacht hast?«
»Dieses Verdienst kann ich nicht für mich in Anspruch nehmen«, sagte ich und machte einen Schritt nach vom. Ich konnte froh sein, daß ich mich bewegte, denn ihre Hände schossen vor, und ihre Nägel hätten sich um Haaresbreite in meinem Gesicht verkrallt. Sie schleuderte mir üble Schimpfworte nach, während ich mich entfernte. Zum Glück gingen sie im Geschrei der anderen unter.
»Merlin?«
Als ich den Blick nach rechts wandte, gewahrte ich das Gesicht Naydas in einem silbernen Spiegel, dessen Oberfläche und der geschwungene Rahmen aus einem Stück bestanden.
»Nayda! Was hast du mir vorzuwerfen?«
»Nichts«, antwortete die Ty'iga-Dame. »Ich komme gerade zufällig hier vorbei, und ich brauche einen Hinweis.«
»Du haßt mich nicht? Das ist ja mal eine erfrischende Abwechslung!«
»Dich hassen? Sei nicht albern. Das könnte ich niemals.«
»Alle anderen hier in dieser Galerie scheinen sich an mir zu stören.«
»Es ist nur ein Traum, Merlin. Du bist wirklich, ich bin wirklich, und von den anderen weiß ich nichts.«
»Es tut mir leid, daß meine Mutter dir diesen Zauberbann auferlegt hat, der dich zwang, mich zu beschützen - all die Jahre über. Bist du jetzt wirklich davon befreit? Falls nicht, könnte ich vielleicht...«
»Ich bin davon befreit.«
»Es tut mir leid, daß du so große Schwierigkeiten hattest, seine Bedingungen zu erfüllen - da du nicht wußtest, ob ich oder Luke es war, den du bewachen solltest. Wer hätte geahnt, daß es in derselben Gegend von Berkeley gleich zwei Amberiten geben würde?«
»Mir tut es nicht leid.«
»Wie meinst du das?«
»Ich brauche einen Hinweis. Ich möchte wissen, wo ich Luke finden kann.«
»Nun, in Kashfa natürlich. Er wurde dort gerade erst zum König gekrönt. Was willst du von ihm?«
»Kannst du es dir nicht denken?«
»Nein.«
»Ich liebe ihn. Ich habe ihn immer schon geliebt. Jetzt, da ich von dem Geas befreit bin und einen eigenen Körper habe, möchte ich ihn wissen lassen, daß ich Gail war - und wie meine Gefühle sind.
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