Amber-Zyklus 10 - Prinz des Chaos: der Titel
Danke, Merlin. Leb wohl.«
»Warte!«
»Ja?«
»Ich habe mich nie bei dir dafür bedankt, daß du mich während all der Jahre beschützt hast - selbst wenn es für dich lediglich ein lästiger Zwang war. Danke, und viel Glück.«
Sie lächelte und verschwand. Ich streckte die Hand aus und berührte den Spiegel.
»Glück«, glaubte ich sie sagen zu hören.
Seltsam. Es war ein Traum. Dennoch - ich konnte nicht aufwachen, und alles kam mir so wirklich vor. Ich...
»Du hast es rechtzeitig zurück in die Burgen geschafft, um im Zeitplan zu bleiben, wie ich sehe« -diese Worte kamen von einem schwarzgerahmten, schmalen Spiegel drei Schritt vor mir.
Ich ging zu ihm. Mein Bruder Jurt schaute mich daraus an.
»Was willst du?« fragte ich.
Sein Gesicht war eine wütende Karikatur meines eigenen.
»Ich wünschte mir, daß es dich niemals gegeben hätte«, sagte er. »Da das nun mal nicht zu ändern ist, möchte ich dich tot sehen.«
»Was wäre dir am drittliebsten?« fragte ich.
»Deine Verdammnis in einer privaten Hölle, schätze ich.«
»Warum?«
»Du stehst zwischen mir und allem, was ich erreichen möchte.«
»Ich träte mit Vergnügen zur Seite. Sag mir nur, wie.«
»Es führt kein Weg dahin, daß du das kannst oder willst, nicht aus eigenen Stücken.«
»Dann haßt du mich also?«
»Ja.«
»Ich hatte gedacht, dein Bad in dem Quell hätte deine Gefühle geläutert.«
»Ich bin nicht in den Genuß der vollständigen Behandlung gekommen, und sie wurden dadurch eher verstärkt.«
»Gibt es irgendeine Möglichkeit, daß wir das Ganze vergessen und als Freunde von vorne anfangen?«
»Niemals.«
»Das hätte mich auch gewundert.«
»Sie hat dich immer mehr gemocht als mich, und jetzt wirst du auch noch den Thron bekommen.«
»Mach dich doch nicht lächerlich. Ich will ihn gar nicht.«
»Was du willst oder nicht willst, hat keinen Einfluß auf den Lauf der Dinge.«
»Ich werde ihn nicht einnehmen.«
»Doch, das wirst du - es sei denn, ich bringe dich vorher um.«
»Sei nicht albern. Das ist die Sache nicht wert.«
»Eines nicht allzu fernen Tages, wenn du am wenigsten damit rechnest, wirst du dich umdrehen und mich sehen. Dann wird es zu spät sein.«
Der Spiegel wurde vollständig schwarz.
»Jurt!«
Nichts. Schlimm, daß ich mich nicht nur im Wachzustand, sondern auch im Traum mit ihm abgeben mußte.
Ich wandte den Kopf einem feuergerahmten Spiegel etliche Schritt vor mir auf der linken Seite zu, da ich -irgendwie - wußte, daß er der nächste auf meiner Strecke sein müßte. Ich näherte mich ihm.
Sie lächelte.
»Jetzt hast du es«, sagte sie.
»Tantchen, was wird hier eigentlich gespielt?«
»Anscheinend geht es um eine Art von Konflikt, die man gemeinhin als >nicht rückführbar< bezeichnet«, antwortete Fiona.
»Mit dieser Antwort kann ich nicht besonders viel anfangen.«
»Es ist zuviel im Gange, als daß ich dir eine bessere geben könnte.«
»Und spielst du eine Rolle dabei?«
»Eine sehr kleine. Keine, bei der ich zum gegenwärtigen Zeitpunkt viel erreichen könnte.«
»Was soll ich tun?«
»Mach dich über deine Optionen kundig und entscheide dich für die beste.«
»Die beste für wen? Wofür?«
»Das kannst nur du selbst beurteilen.«
»Kannst du mir nicht wenigstens einen kleinen Hinweis geben?«
»Hättest du damals Corwins Muster beschreiten können, als ich dich dorthin führte?«
»Ja.«
»Das habe ich mir gedacht. Es wurde unter sehr ungewöhnlichen Umständen gezeichnet, und es läßt sich nicht vervielfältigen. Unser Muster hätte seine Entstehung niemals zugelassen, wenn es nicht selbst zerstört und zu schwach gewesen wäre, um zu verhindern, daß es geschaffen wurde.«
»Und?«
»Unser Muster versucht, es in sich aufzusaugen, es sich einzuverleiben. Wenn ihm das gelingt, wird das ebenso verheerend sein, wie es gewesen wäre, wenn das Muster von Amber zur Zeit des Krieges vernichtet worden wäre. Das Gleichgewicht mit dem Chaos wird entscheidend gestört sein.«
»Ist denn das Chaos nicht stark genug, um das zu verhindern? Ich dachte, beide Mächte verfügten über ein ausgeglichenes Kräfteverhältnis.«
»So war es auch, bis du das Schatten-Muster instand gesetzt hast und das von Amber in der Lage war, es in sich aufzunehmen. Das machte seine Kraft derjenigen des Chaos überlegen. Jetzt kann es nach dem Muster deines Vaters ausgreifen und es gegen die Macht des Logrus einsetzen.«
»Ich weiß mir keinen Rat, was da zu tun ist.«
»Ich
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