Amber-Zyklus 10 - Prinz des Chaos: der Titel
Himmel blau färbt?«
»Ja«, sagte ich.
»Und später wirst du mit deiner Mutter zu Mittag essen?«
»Stimmt.«
»Und noch später wirst du der Beerdigung des Monarchen beiwohnen?«
»Das werde ich tun.«
»Wirst du mich zu deinem Schutz brauchen?«
»Ich bin bei meinen Verwandten sicher, Geist. Auch wenn du ihnen nicht traust.«
»Bei der letzten Beerdigung, an der du teilgenommen hast, wurde ein Anschlag verübt.«
»Stimmt. Aber das war Luke, und der hat solchen Handlungen inzwischen abgeschworen. Mir wird nichts passieren. Wenn du Lust auf eine Besichtigungstour hast, laß dich nicht davon abhalten.«
»Also gut«, sagte er. »Dann ziehe ich mal los.«
Er erhob sich und durchquerte das Zimmer, um vor dem Drachen stehenzubleiben.
»Kannst du mir den Weg zum Logrus beschreiben?« fragte Geist.
»Machst du Witze?«
»Nein«, erwiderte er. »Ich habe das Muster gesehen, aber ich habe noch nie den Ort des Logrus erblickt. Wo wird er aufbewahrt?«
»Ich dachte, ich hätte dich mit besseren Erinnerungsfunktionen versehen. Bei deiner letzten Begegnung mit dem Ding hast du es ziemlich schonungslos fertiggemacht.«
»Das kann schon sein. Meinst du, es ist nachtragend?«
»Auf Anhieb würde ich sagen: ja. Wenn ich darüber nachdenke, würde ich ebenfalls sagen: ja. Halte dich also von ihm fern.«
»Du hast mir gerade noch geraten, den Chaos-Faktor, das Irrationale zu erforschen.«
»Ich habe dir nicht geraten, Selbstmord zu begehen. Ich habe schließlich viel Arbeit in dich investiert.«
»Ich bin mir selbst ebenfalls einiges wert. Und du weißt doch, daß ich einen Überlebensdrang habe, wie jedes organische Lebewesen.«
»Es ist deine Urteilsfähigkeit, über die ich mir Gedanken mache.«
»Du weißt über meine Fähigkeiten doch ziemlich gut Bescheid.«
»Stimmt; du bist gut darin, von der Bildfläche zu verschwinden.«
»Und du schuldest mir eine angemessene Ausbildung.«
»Ich werde darüber nachdenken.«
»Damit willst du mich nur hinhalten. Ich denke, ich kann ihn selbst finden.«
»Gut. Nur zu!«
»Ist er so schwer ausfindig zu machen?«
»Du hast es aufgegeben, Allwissenheit anzustreben, erinnerst du dich?«
»Pa, ich glaube, ich muß ihn unbedingt sehen.«
»Ich habe keine Zeit, dich dorthin zu führen.«
»Du brauchst mir nur den Weg zu weisen. Ich bin leicht imstande, mich zu tarnen.«
»Das kann ich nur bestätigen. Nun gut. Suhuy ist der Wächter des Logrus. Er befindet sich in einer Höhle -irgendwo. Der einzige Weg, den ich dorthin kenne, fängt an diesem Ort hier an.«
»Wo?«
»Es müssen so etwas wie neun Umdrehungen dabei eine Rolle spielen. Ich werde dich mit einer besonderen Sicht ausstatten, um dich zu leiten.«
»Ich bin mir nicht sicher, ob deine Zauberei bei einem Ding wie mir funktioniert...«
Ich griff durch den Ring - Verzeihung, den Speichenkranz - hindurch, legte eine Reihe von schwarzen Sternchen auf eine Karte mit den Wegen, denen er folgen mußte, hängte sie in dem Raum meiner Logrus-Sicht vor ihm auf und sagte: »Ich habe dich konstruiert, und ich habe diesen Zauber konstruiert.«
»O ja«, entgegnete Geist. »Ich habe das Gefühl, daß ich plötzlich Daten besitze, auf die ich keinen Zugriff habe.«
»Sie werden dir zur gegebenen Zeit zur Verfügung stehen. Verwandele dich in etwas Ähnliches wie einen Ring und lege dich um meinen rechten Zeigefinger. Wir werden diesen Raum in Kürze verlassen und andere durchqueren. Wenn wir uns in der Nähe der richtigen Strecke befinden, werde ich darauf deuten. Setze deinen Weg in dieser Richtung fort, dann wirst du irgendwann zu etwas kommen, das dich an einen anderen Ort führen wird. Irgendwo in der Nähe wirst du einen schwarzen Stern sehen, der dir die weitere Richtung weisen wird - zu einem anderen Ort und einem anderen Stern, und so weiter. Schließlich wirst du in einer Höhle herauskommen, die den Logrus beherbergt. Tarne dich, so gut du es vermagst, und stelle deine Beobachtungen an. Wenn du dich auf den Rückweg begeben möchtest, verfahre auf die gleiche Weise in umgekehrter Richtung.«
Er schrumpfte und legte sich um meinen Finger.
»Besuch mich hinterher und erzähl mir von deinen Erlebnissen.«
»Das hätte ich auf jeden Fall getan«, piepste sein dünnes Stimmchen. »Ich möchte deinen gegenwärtigen mutmaßlichen Verfolgungswahn nicht noch verstärken.«
»Bleib deinem guten Vorsatz treu«, sagte ich.
Ich durchquerte den Raum und trat durch den Drachen.
Ich kam in einem kleinen Salon
Weitere Kostenlose Bücher