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Amber-Zyklus 10 - Prinz des Chaos: der Titel

Titel: Amber-Zyklus 10 - Prinz des Chaos: der Titel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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Tassen und Untertassen sowie allerlei trüb gewordene und angelaufene Gebrauchsgegenstände füllten immer noch ein Regal in der Ecke, dick eingestaubt und von Feuchtigkeit fleckig. Ich wischte über den Katafalk, den wir als Tisch benutzt hatten, und setzte mich darauf. Eines Tages war Rhanda einfach nicht mehr gekommen, und nach einer Weile hatte ich es auch aufgegeben. Ich hatte mich oft gefragt, zu welcher Art Frau sie sich wohl entwickelt haben mochte. Ich erinnerte mich daran, daß ich ihr an unserem Versteck eine Nachricht hinterlassen hatte, unter einem lockeren Stein am Boden. Ich war neugierig, ob sie sie jemals gefunden hatte.
    Ich hob den Stein. Mein verschmutzter Umschlag lag immer noch dort, ungeöffnet. Ich nahm ihn an mich, öffnete ihn und nahm mein zusammengefaltetes Blatt heraus.
    Ich entfaltete es und las mein verblaßtes kindliches Gekritzel. Was ist passiert, Rhanda? Ich habe gewartet, und du bist nicht gekommen. Darunter stand in einer weitaus ordentlicheren Handschrift: Ich kann nicht mehr kommen, weil meine Leute sagen, du seist ein Dämon oder ein Vampir. Es tut mir leid, weil du der netteste Dämon oder Vampir bist, den ich kenne. Diese Möglichkeit war mir nie in den Sinn gekommen. Erstaunlich, welche Mißverständnisse es geben kann.
    Ich saß eine Zeitlang da und dachte an meine Zeit des Erwachsenwerdens. Ich hatte Rhanda hier drin das Knochentanz-Spiel beigebracht. Dann schnippte ich mit den Fingern, und unser alter verzauberter Knochenhaufen auf der anderen Seite gab ein Geräusch wie von raschelnden Blättern von sich. Mein jugendlicher Bann war immer noch an Ort und Stelle; die Gebeine rollten nach vom, ordneten sich zu einem Knochenpuppen-Paar und begannen ihren kleinen ungelenken Tanz. Sie umkreisten einander, wobei sie nur mühsam ihre Form beibehielten; Stücke bröckelten von ihnen ab, und Spinnweben umschwebten sie wie Schleier. Losgelöste Teile hüpften um sie herum. Sie erzeugten ein leises Klicken, wenn sie sich berührten. Ich trieb sie zu schnelleren Bewegungen an.
    Ein Schatten zog an der Türöffnung vorbei, und ich hörte ein Kichern.
    »Verdammt will ich sein! Alles, was man braucht, ist ein Klapperwerkzeug. Auf diese Weise hat man also die Zeit im Chaos verbracht.«
    »Luke!« rief ich aus, als er eintrat und meine Puppen zu kleinen grauen Haufen aus stöckchenartigen Gebeinen zusammenfielen, da ich meine Aufmerksamkeit von ihnen abzog. »Was machst du denn hier?«
    »Man könnte sagen, ich verkaufe Grabgrundstücke«, gab er zur Antwort. »Bist du zufällig an einem interessiert?«
    Er trug ein rotes Hemd und eine braune Khakihose, die in seine braunen Wildlederstiefel gesteckt war. Ein bräunlicher Umhang hing um seine Schultern. Er grinste.
    »Warum bist du nicht beim Regieren?«
    Sein Lächeln verschwand, wurde von einem kurzen verdutzten Ausdruck abgelöst, und kehrte beinahe im selben Augenblick zurück.
    »Oh, ich hatte das Bedürfnis nach einer Pause. Was ist mit dir? In Kürze soll doch eine Beerdigung stattfinden, nicht wahr?«
    Ich nickte.
    »Später«, sagte ich. »Ich habe mir ebenfalls gerade mal eine Pause gegönnt. Wie bist du überhaupt hierher gekommen?«
    »Ich bin meiner Nase gefolgt«, sagte er. »Mir war nach einer intelligenten Unterhaltung zumute.«
    »Im Ernst. Niemand wußte, daß ich hierher gehen würde. Ich selbst wußte es erst im allerletzten Augenblick. Ich...«
    Ich wühlte in meinen Taschen.
    »Du hast doch nicht etwa wieder einmal einen dieser blauen Steine irgendwo bei mir versteckt, oder?«
    »Nein, so einfach ist es diesmal nicht«, erwiderte er. »Ich glaube, ich habe so etwas wie eine Nachricht für dich.«
    Ich stand auf, ging zu ihm und sah ihm forschend ins Gesicht.
    »Alles in Ordnung mit dir, Luke?«
    »Klar. Das heißt, soweit das bei mir möglich ist.«
    »Das ist ein ziemlich kühnes Meisterstück, daß du deinen Weg so nahe bis zu den Burgen gefunden hast. Vor allem, da du noch nie zuvor hier gewesen bist. Wie hast du das geschafft?«
    »Nim, die Burgen und ich haben eine lange gemeinsame Geschichte, alter Freund. Man könnte sagen, sie... liegen mir im Blut.«
    Er gab die Öffnung frei, indem er zur Seite wich, und ich trat hinaus. Beinahe wie von selbst setzten wir uns in Bewegung.
    »Ich verstehe den Sinn deiner Worte nicht«, erklärte ich.
    »Nun, mein Pa hat hier einige Zeit verbracht, damals in seinen verschwörerischen Zeiten«, sagte er. »Hier hat er auch meine Mutter kennengelernt.«
    »Das wußte ich

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