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Amber-Zyklus 10 - Prinz des Chaos: der Titel

Titel: Amber-Zyklus 10 - Prinz des Chaos: der Titel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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einen purpurfarbenen Himmel zu. Ich würde noch rechtzeitig ankommen.
    Und also erreichte ich wieder die Burg Sawall. Ich war dem roten und gelben Bild einer Sternenexplosion entkommen, das hoch oben auf die der Pforte zugewandte Seite des vorderen Hofes aufgemalt war, war die Unsichtbare Treppe hinuntergestiegen und hatte lange Zeit in die große mittlere Grube hinuntergespäht, mit dem Ausblick auf schwarze Turbulenzen jenseits des Randes. Eine Sternschnuppe bahnte sich ihren Weg über den purpurfarbenen Himmel, als ich mich abwandte und dem kupferbeschlagenen Tor und dem flachen künstlichen Labyrinth dahinter zustrebte.
    Als ich mich darin befand, erinnerte ich mich an die vielen Male, die ich mich als Kind darin verirrt hatte. Im Hause Sawall wurde seit Jahrhunderten ernsthaft Kunst gesammelt, und die Sammlung war so groß, daß es mehrere Wege gab, wie man sich in dem Labyrinth verfangen konnte, indem es einen durch Tunnel und endlos erscheinende Spiralen führte sowie durch etwas, das aussah wie eine alte Eisenbahnstation, bevor man zurückgeschubst wurde und auf diese Weise die nächste Abbiegung verpaßte. Einmal irrte ich tagelang darin umher und wurde schließlich vor einer Ansammlung blauer Schuhe aufgefunden, die an ein Brett genagelt waren. Ich schritt jetzt langsam hindurch und betrachtete die alten Ungeheuerlichkeiten sowie auch einige neuere. Sie waren durchsetzt von einigen auffallend hübschen Stücken, wie zum Beispiel einer großen Vase, die aussah, als ob sie aus einem einzigen Feueropal gearbeitet worden wäre, und einem Satz außergewöhnlicher Emailtafeln aus einem fernen Schatten, an deren Bedeutung und Zweck sich bestimmt niemand in der Familie gern erinnerte. Ich mußte stehenbleiben und beides noch mal eingehender betrachten, anstatt die Galerie mittels einer Abkürzung zu umgehen, da besonders die Wandtafeln zu meinen liebsten Gegenständen gehörten.
    Ich summte eine Melodie vor mich hin, die Gryll mir beigebracht hatte, als ich zu der Feuervase kam und sie mir ansah. Ich glaubte, ein leises Scharren zu hören, doch als ich den Gang hinauf und hinunter sah, entdeckte ich niemanden weit und breit. Die beinahe sinnlichen Rundungen der Vase flehten geradezu darum, berührt zu werden. Ich konnte mich sehr gut daran erinnern, daß es mir als Kind strengstens verboten gewesen war, so etwas zu tun. Ich streckte die linke Hand zaghaft aus und legte sie darauf. Sie war wärmer, als ich vermutet hatte. Ich ließ die Hand an ihr hinabgleiten. Sie fühlte sich an wie eine gefrorene Flamme.
    »Hallo«, murmelte ich im Andenken an gemeinsames Abenteuer. »Es ist lange her...«
    »Merlin?« ertönte ein schwaches Stimmchen.
    Sofort zog ich die Hand zurück. Es war, als ob die Vase gesprochen hätte.
    »Ja«, sagte ich schließlich. »Ja.«
    Wieder das Scharren, und ein Schattenfetzen bewegte sich in der cremefarbigen Öffnung über dem Feuer.
    »Ss«, sagte der Schatten und stieg höher.
    »Glait?« sagte ich.
    »Ssimmt.«
    »Das kann nicht sein. Du bist seit vielen Jahren tot.«
    »Nicht tot. Ich habe gesschlafen.«
    »Ich habe dich seit meiner Kindheit nicht mehr gesehen. Du bist verletzt worden. Du warst plötzlich nicht mehr da. Ich dachte, du wärest gestorben.«
    »Ich sschlafe, um zu genessen. Ich sschlafe, um zu vergesssen. Ich sschlafe, um mich sselbst zu erneuern.«
    Ich streckte den Arm aus. Der verschwommene Schlangenkopf hob sich, reckte sich vor, fiel auf meinen Unterarm, stieg höher, indem er sich darum wickelte.
    »Du hast dir ein elegantes Schlafgemach ausgesucht, das muß man dir lassen.«
    »Ich wußßte, daßß der eine Becher ess dir bessonderss angetan hatte. Ich wußßte, wenn ich nur lange genug wartete, dann würdesst du irgendwann vorbeikommen und ihn bewundern. Und ich würde dich erkennen und mich in meiner ganzen Pracht erheben und dich begrüßßen. Meine Güte, du bisst gewachssen!«
    »Du hast dich kaum verändert. Vielleicht bist du ein wenig dünner geworden...«
    Ich strich ihr sanft über den Kopf.
    »Es ist gut zu wissen, daß du noch immer unter uns weilst, wie ein hochgeehrter Familiengeist. Du und Gryll und Kergma, ihr habt meine Kindheit zu etwas Angenehmerem gemacht, als sie ohne euch gewesen wäre.«
    Sie ließ den Kopf hochschnellen und stieß mich mit der Nase gegen die Wange.
    »Ess wärmt mein kaltess Blut, dich wiederzussehen, alter Knabe. Bisst du weit herumgekommen?«
    »Ja, das bin ich. Sehr weit.«
    »Einess Abendss werden wir miteinander Mäusse

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