Amber-Zyklus 10 - Prinz des Chaos: der Titel
essen und neben dem Feuer liegen. Du wirsst mir eine Untertassse voll Milch wärmen und mir erzählen, wass du erlebt hasst, sseit du Burg Ssawall verlasssen hasst. Wir werden einige Markknochen für Gryll auftreiben, fallss er noch unter unss weilt...«
»Anscheinend steht er zur Zeit in den Diensten meines Onkels Suhuy. Was ist mit Kergma?«
»Ich weißß ess nicht. Ess isst alless sso lange her.«
Ich drückte sie fest an mich, um sie zu wärmen.
»Danke, daß du hier während deines langen Schlummers auf mich gewartet hast, um mich zu begrüßen...«
»Dass isst mehr als nur Freundlichkeit, mein Lieber.«
»Mehr? Was denn, Glait? Was ist es?«
»Ich möchte dir etwass zeigen. Komm mit!«
Sie machte eine deutende Bewegung mit dem Kopf. Ich ging in die angegebene Richtung - es war dieselbe, in die ich ohnehin weitergegangen wäre, zu einer Stelle, wo die Flure breiter wurden. Ich spürte ihr Zittern an meinem Arm, begleitet von dem kaum hörbaren Surren, das sie manchmal von sich gab.
Plötzlich versteifte sie sich und hob den Kopf, der leicht schwankte.
»Was ist los?« fragte ich.
»Mäusse«, sagte sie. »Mäusse, ganz in der Nähe. Ich mußß mich auf die Jagd machen - nachdem ich dir dass Ding gezeigt habe - mein Frühsstück...«
»Wenn du zuerst etwas essen möchtest, dann warte ich solange.«
»Nein, Merlin. Du darfsst nicht zu sspät kommen, wass auch immer ess ssein mag, dass dich hierhergeführt hat. Sspäter... ein Fesst... Ungeziefer...«
Wir kamen zu einem geräumigen, hohen, zum Himmel hin offenen Abschnitt der Galerie. Vier große Metallstatuen - überwiegend Bronze und Kupfer - standen in einer asymmetrischen Anordnung um uns herum.
»Weiter!« sagte Glait. »Nicht hier.«
An der nächsten Ecke bog ich nach rechts ab und hastete weiter. Kurz darauf kamen wir zu einer weiteren Kunst-Szenerie - diesmal ähnelte sie einem Metallwald.
»Langssam, ganz langssam, liebess Dämonenkind.«
Ich blieb stehen und betrachtete die Bäume, hell, dunkel, glänzend, matt. Eisen, Aluminium, Messing -es war überaus eindrucksvoll. Außerdem war es eine Szenerie, die es beim letzten Mal, als ich hier gewesen war, vor vielen Jahren, noch nicht gegeben hatte. Daran war jedoch nichts Bemerkenswertes. Auch in anderen Bereichen, durch die ich gekommen war, hatten Veränderungen stattgefunden.
»Hier. Wir ssind da. Schwenke um. Geh zurück.«
Ich setzte meinen Weg in den Wald fort.
»Halte dich rechtss. Peile den großßen da an.«
Ich blieb stehen, als ich bei dem gebogenen Stamm des größten Baumes zu meiner Rechten angekommen war.
»Meinst du den?«
»Ja. Befasse dich mit ihm - aufwärtss -, bitte.«
»Heißt das, ich soll hinaufklettern?«
»Ja.«
»Also gut.«
Das Angenehme an einem stilisierten Baum - zumindest an diesem stilisierten Baum - war seine Spiralform, mit Auswüchsen und Verdrehungen, die einen besseren Halt für Hände und Füße boten, als es anfangs den Anschein gehabt hatte. Ich fand einen Griff für die Hände, zog mich hoch, ertastete eine Fußstütze, hievte mich weiter hoch und stieß mich von unten ab.
Höher. Und noch höher. Als ich vielleicht drei Meter über dem Boden war, hielt ich inne.
»Äh, was soll ich jetzt hm, nachdem ich hier angekommen bin?« fragte ich.
»Klettere noch höher.«
»Warum?«
»Bald wirsst du ess wisssen.«
Ich zog mich noch etwa einen halben Meter höher, dann spürte ich es. Es war nicht so sehr ein Kribbeln, als vielmehr eine Art Druck. Manchmal, in sehr brenzligen Situation, spüre ich natürlich auch ein Kribbeln.
»Dort oben führt ein Weg weiter«, stellte ich fest.
»Ja. Ich hatte mich um den Asst des blauen Baumess gewickelt, alss ein Schattenmeister ihn auftat. Danach hat man ihn umgebracht.«
»Er muß an einen sehr wichtigen Ort führen.«
»Dass nehme ich an. Ich kann die Dinge nicht bessonderss gut beurteilen - ssofem ssie Menschen betreffen.«
»Bist du ihn noch nicht gegangen?«
»Doch.«
»Also, ist er ungefährlich?«
»Ja.«
»Gut.«
Ich kletterte höher und widerstand dem Zwang des Weges, bis ich beide Füße auf dieselbe Höhe gebracht hatte. Dann ergab ich mich dem Ziehen und ließ mich weitertreiben.
Ich streckte beide Hände aus, für den Fall, daß der Untergrund uneben wäre. Doch das war er nicht. Der Boden war mit wunderschönen Fliesen in den Farben Schwarz, Silber, Grau und Weiß belegt. Rechts war eine geometrische Zeichnung, links eine Darstellung der Grube des Chaos.
Meine Augen richteten
Weitere Kostenlose Bücher