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Amber-Zyklus 10 - Prinz des Chaos: der Titel

Titel: Amber-Zyklus 10 - Prinz des Chaos: der Titel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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ähnlich«, sagte Corwin. »Ich habe sie niemals verstanden, weißt du. Sie trat aus dem Nichts zu einer seltsamen Zeit in mein Leben, sie belog mich, wir wurden Liebende, sie durchwandelte das Muster in Amber, und sie verschwand. Es war wie ein bizarrer Traum. Es war offensichtlich, daß sie mich für ihre Zwecke benutzte. Jahrelang dachte ich, daß es ihr nur darum ginge, Kenntnisse über das Muster und Zugang dazu zu erlangen. Aber in letzter Zeit hatte ich Muße, um gründlich nachzudenken, und nun bin ich mir nicht mehr so sicher, daß das wirklich der Fall war.«
    »Ach?« sagte ich. »Worum ging es ihr denn dann?«
    »Um dich«, erwiderte er. »Mehr und mehr gelange ich zu der Überzeugung, daß ihr eigentlicher Wunsch war, einen Sohn oder eine Tochter von Amber zu gebären.«
    Ich spürte, wie mir kalt wurde. Sollte der Grund für mein Dasein etwa ein derart kalkulierter Plan gewesen sein? War bei dem Ganzen nicht das geringste bißchen Gefühl im Spiel? War ich mit voller Absicht empfangen worden, um einem bestimmten Zweck zu dienen? Dieser Gedanke gefiel mir ganz und gar nicht. Ich fühlte mich dabei so ähnlich, wie sich Geistrad wahrscheinlich fühlen mußte, ein sorgsam geplantes Machwerk meiner Phantasie und meines Intellekts, konstruiert, um Gedankenmodelle unter die Lupe zu nehmen, die nur ein Amberite hervorbringen konnte. Dennoch nannte er mich >Pa<. Er hegte sogar allem Anschein nach eine gewisse Zuneigung zu mir. Seltsamerweise hatte auch ich im Laufe der Zeit so etwas wie ein Gefühl für ihn entwickelt. Lag das daran, daß wir uns in Wirklichkeit ähnlicher waren, als ich bewußt wahrgenommen hatte?
    »Warum?« fragte ich. »Warum sollte es für sie so wichtig gewesen sein, daß ich geboren wurde?«
    »Ich kann mich nur noch an ihre letzten Worte erinnern, nachdem sie die Muster-Durchwandlung vollendet hatte, während derer sie sich in einen Dämon verwandelte. >Amber<, sagte sie, >wird zerstört werden.< Dann war sie verschwunden.«
    Jetzt zitterte ich am ganzen Körper. Die Bedeutung seiner Worte war so aufwühlend, daß ich am liebsten geweint, geschlafen oder mich betrunken hätte. Alles, nur um mir für einen Augenblick Erleichterung zu verschaffen.
    »Dann glaubst du also, meine Existenz könnte Teil eines Langzeitplanes zur Zerstörung von Amber sein?« fragte ich.
    »Vielleicht«, antwortete er. »Es kann aber auch sein, daß ich mich täusche, Junge. Ich könnte völlig falsch liegen, und wenn das der Fall sein sollte, dann muß ich mich bei dir entschuldigen, weil ich dich so sehr beunruhigt habe. Andererseits wäre es auch nicht richtig, wenn ich dir diese Möglichkeit verschweigen würde.«
    Ich rieb mir die Schläfen, die Stirn, die Augen.
    »Was soll ich tun?« fragte ich schließlich. »Ich möchte keinesfalls zur Zerstörung Ambers beitragen.«
    Er zog mich für einen Augenblick an seine Brust und sagte: »Wer du auch sein magst und was dir auch angetan worden sein mag, irgendwann wird sich dir die Möglichkeit zu einer Entscheidung bieten, früher oder später. Du bist größer als die Summe deiner Teile, Merlin. Gleichgültig, was bis jetzt für deine Geburt und dein Leben ausschlaggebend war, du hast Augen und ein Gehirn und etliche wertvolle Eigenschaften. Laß dich von niemandem zum Narren halten, nicht einmal von mir. Und wenn die Zeit kommt, falls sie kommt, dann paß höllisch auf, daß du selbst es bist, der die Entscheidung trifft. Nichts vom Gewesenen wird dann noch von Bedeutung sein.«
    Seine Worte, so allgemein wie sie zwangsläufig sein mußten, holten mich aus dem Winkel meines Geistes zurück, in den ich mich zurückgezogen hatte.
    »Danke«, sagte ich.
    Er nickte. Dann fuhr er fort: »Wenn dein erster Drang dir auch eingeben mag, eine Auseinandersetzung in dieser Sache herbeizuführen, würde ich dir davon abraten. Damit wäre nichts anderes erreicht, als daß sie auf deinen Verdacht aufmerksam wird. Es wäre klüger, das Spiel mit etwas mehr Bedacht zu treiben und soviel wie möglich in Erfahrung zu bringen.«
    Ich seufzte.
    »Natürlich hast du recht«, sagte ich. »Du bist nicht nur bei mir aufgetaucht, um mir beim Entkommen zu helfen, sondern vor allem auch, um mir das zu sagen, stimmt's?«
    Er lächelte.
    »Vergeude deine Gedanken nicht für unwichtige Dinge«, sagte er. »Wir sehen uns wieder.« Dann war er verschwunden.
    Plötzlich sah ich ihn drüben bei dem Wagen, wo er etwas zu Luke sagte. Ich beobachtete, wie er ihm die Verstecke zeigte. Ich fragte

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