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Amber-Zyklus 10 - Prinz des Chaos: der Titel

Titel: Amber-Zyklus 10 - Prinz des Chaos: der Titel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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selben Augenblick, in dem ich sie sah, denn sie blieb stehen. Doch dann setzte sie den Fuß auf die erste Stufe und kam weiter die Treppe herunter.
    Und es war ein geschmeidiger, schwebender Abstieg; ihr Erscheinungsbild veränderte sich von Stufe zu Stufe. Sobald mir klar wurde, was sich da abspielte, ließ ich in meiner Anstrengung nach und kehrte ihre bescheidene Wirkung um. Ich hatte mit der Verwandlung im selben Augenblick begonnen, als ich sie wahrgenommen hatte, und wahrscheinlich hatte sie umgekehrt dasselbe getan. Ich hatte nicht gedacht, daß sie so weit gehen würde, um sich mir anzupassen, und das zum zweiten Mal, hier auf ihrem eigenen Territorium.
    Die Verwandlung war genau in dem Moment vollständig durchgeführt, als sie die letzte Stufe erreichte. Sie war zu einer wunderschönen Frau in einer schwarzen Hose und einem roten Hemd mit flammenden Ärmeln geworden. Sie sah mich erneut an und lächelte, kam auf mich zu, umarmte mich.
    Es wäre taktlos gewesen, wenn ich behauptet hätte, ich hätte die Absicht gehabt, mich zu verwandeln, hätte es aber schlicht und einfach vergessen. Ebenso wie jede andere Bemerkung in dieser Hinsicht.
    Sie hielt mich auf Armeslänge von sich, musterte mich von oben bis unten und schüttelte den Kopf.
    »Hast du vor oder nach einem leidenschaftlichen Erlebnis in diesen Kleidern geschlafen?« fragte sie.
    »Das ist nicht nett«, sagte ich. »Ich habe mich unterwegs bei einigen Sehenswürdigkeiten aufgehalten und bin auf mehrere Schwierigkeiten gestoßen.«
    »Ist das der Grund, warum du zu spät kommst?«
    »Nein. Ich komme zu spät, weil ich eine Zeitlang in unserer Galerie verweilt habe, und zwar länger, als ich beabsichtigt hatte. Ich habe mich ja auch nur ganz wenig verspätet.«
    Sie packte mich am Arm und wandte mir das Gesicht zu.
    »Ich bin bereit, dir zu verzeihen«, sagte sie und steuerte mich dabei zu einer rosafarben und grün und gold gesprenkelten Säule, die rechts von uns auf der anderen Seite des Raumes in einem verspiegelten Alkoven aufragte.
    Ich hatte nicht das Gefühl, daß darauf eine Antwort erforderlich war, also enthielt ich mich einer solchen. Ich blickte mich interessiert um, als wir den Alkoven betraten, und war neugierig, ob sie mich wohl im Uhrzeigersinn oder diesem entgegen um die Säule herumführen würde.
    Entgegen dem Uhrzeigersinn, wie sich herausstellte. Interessant.
    Unser Spiegelbild wurde von drei Seiten zurückgeworfen und wieder zurückgeworfen. Genau wie in dem Raum, den wir verlassen hatten. Und mit jeder Umkreisung der Säule gerieten wir in einen anderen Raum. Ich beobachtete die kaleidoskopische Veränderung, bis sie mich vor einer Kristallgrotte an einem unterirdischen Meer anhielt.
    »Es ist lange her, seit ich zum letzten Mal an diesen Ort gedacht habe«, sagte ich, während ich auf den reinen weißen Sand und in das kristallklare Licht trat, durchdrungen von der Erinnerung an verschiedene Freudenfeuer, Solarspiegelungen, Kandelaber und Lichtdioden-Bilder, vielleicht mit verfälschten Größen- und Entfernungsverhältnissen. Gelegentlich erstreckte sich ein Stück Regenbogen über den Strand, die Wände, das schwarze Wasser.
    Sie nahm mich bei der Hand und führte mich zu einer erhabenen und von einem Geländer eingegrenzten Plattform in einiger Entfernung zu unserer Rechten. Darauf stand ein fertig gedeckter Tisch. Eine Reihe von beladenen Tabletts standen auf einem Serviertisch auf der landwärtigen Seite. Wir stiegen eine kleine Treppe hinauf, ich half ihr beim Platznehmen und machte mich daran, die Köstlichkeiten zu begutachten.
    »Setz dich doch, Merlin«, sagte sie. »Ich werde dich bedienen.«
    »Schon gut«, antwortete ich, während ich einen Deckel anhob. »Ich stehe gerade so günstig. Den ersten Gang serviere ich.«
    Sie sprang auf.
    »Dann wollen wir es im Stil eines Buffets halten«, schlug sie vor.
    »Gem.«
    Wir füllten unsere Teller und begaben uns zum Tisch. Kaum hatten wir uns gesetzt, da zuckte ein greller Lichtblitz über das Wasser zu uns her und beleuchtete die bogenförmige Kuppel der Höhle wie das innere Gerippe eines riesigen Tieres, das uns gerade verdaute.
    »Du brauchst hier nicht ständig auf der Hut zu sein. Du weißt doch, daß sie niemals so weit hereinkommen würden.«
    »Wenn ich andauernd mit einem Donnerschlag rechnen muß, kommt bei mir kein rechter Appetit auf«, sagte ich.
    Sie lachte, und genau im selben Augenblick war ein fernes Donnergrollen zu hören.
    »Ist damit jetzt alles in

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