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Amber-Zyklus 10 - Prinz des Chaos: der Titel

Titel: Amber-Zyklus 10 - Prinz des Chaos: der Titel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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Fingern.
    »Natürlich«, sagte sie. »Du kanntest ihn bisher nur, als du noch ein Kind warst. Danach bist du weggegangen. Seither hast du ihn nur ein paarmal gesehen. Ja, er ist feinfühlig, heimtückisch, gefährlich.«
    »Wir sind immer ganz gut miteinander ausgekommen.«
    »Natürlich. Er überwirft sich niemals mit jemandem ohne guten Grund.«
    Ich zuckte mit den Schultern und wandte mich wieder meinem Essen zu.
    Nach einer Weile sagte sie: »Ich möchte annehmen, er hat ähnliche Äußerungen in bezug auf meine Person gemacht.«
    »Ich kann mich an keine solche erinnern«, erwiderte ich.
    »Hat er dir auch Unterricht in vorsichtigem Verhalten erteilt?«
    »Nein, obwohl ich in letzter Zeit selbst das Gefühl hatte, ich könnte ihn gebrauchen.«
    »Bestimmt hast du in dieser Hinsicht einiges in Amber gelernt.«
    »Wenn das der Fall gewesen sein sollte, dann waren die Lektionen so unterschwellig angelegt, daß ich nichts davon mitbekommen habe.«
    »So, so. Könnte es sein, daß ich mir deinetwegen keine Sorgen mehr zu machen brauche?«
    »Das bezweifle ich.«
    »Also, was mögen das Muster und der Logrus von dir wollen?«
    »Das habe ich dir doch bereits gesagt. Sie wollen, daß ich mich für eine Seite entscheide.«
    »Findest du es so schwierig zu entscheiden, was du bevorzugst?«
    »Ich finde es schwierig zu entscheiden, was mir weniger zuwider ist.«
    »Weil beide, wie du es ausdrückst, Manipulationswerkzeuge in der Hand von Leuten im Kampf um die Macht sind?«
    »Genau so ist es.«
    Sie lachte. Dann sagte sie: »Wenn das auch zeigt, daß die Götter nicht besser sind als wir anderen, so zeigt es zumindest auch, daß sie nicht schlechter sind. Denke doch mal an den Quell der menschlichen Moral. Er ist immer noch besser als nichts. Wenn diese Gründe nicht ausreichen, um eine Entscheidung zugunsten der einen oder der anderen Seite zu treffen, dann laß uns doch eine andere Betrachtungsweise den Ausschlag geben. Du bist schließlich ein Sohn des Chaos.«
    »Und ein Sohn von Amber«, entgegnete ich.
    »Und du bist in den Burgen aufgewachsen.«
    »Und ich habe in Amber gelebt. Ich habe eine ebenso zahlreiche Verwandtschaft hier wie dort.«
    »Dann liegen die Dinge also wirklich so nahe beieinander?«
    »Wenn es sich nicht so verhalten würde, wäre das Ganze bestimmt erheblich einfacher.«
    »In diesem Fall«, sagte sie, »mußt du umgekehrt an die Sache herangehen.«
    »Was soll das heißen?«
    »Frage nicht danach, was dir am meisten zusagt, sondern wovon du den größten Nutzen hast.«
    Ich nippte an einem köstlichen grünen Tee, während das Gewitter immer näher kam. Etwas platschte im Wasser unserer Bucht.
    »Also gut«, sagte ich. »Ich frage danach.«
    Sie beugte sich lächelnd vor, und ihre Augen verdunkelten sich. Sie hatte ihre Gesichtszüge und ihre Mimik schon immer vollkommen beherrscht und sie jeweils ihrer Gemütsverfassung angepaßt. Zweifellos ist sie immer dieselbe Person, doch manchmal wirkt sie mehr wie ein kleines Mädchen, manchmal eher wie eine attraktive reifere Frau. Im allgemeinen erweckt sie den Eindruck von irgend etwas dazwischen. Doch in diesem Augenblick nahmen ihre Züge einen Ausdruck von Zeitlosigkeit an - nicht so sehr von Alter als vielmehr vom Wesen der Zeit -, und mir wurde plötzlich bewußt, daß ich überhaupt nicht wußte, wie alt sie eigentlich war. Während ich sie ansah, legte sich so etwas wie ein Schleier uralter Macht über sie.
    »Der Logrus«, sagte sie, »wird dir Größe bescheren.«
    Ich wandte den Blick nicht von ihr ab.
    »Welche Art von Größe?« fragte ich.
    »Welche Art wünschst du dir?«
    »Ich weiß nicht, ob ich mir jemals Größe an sich gewünscht habe. Das kommt mir so vor, als wünschte man sich, ein Ingenieur zu sein, anstatt sich zu wünschen, etwas zu konstruieren - oder als wünschte man sich, Schriftsteller zu sein, anstatt sich zu wünschen, etwas zu schreiben. Das sollte nur eine Beigabe sein, nicht das Wesentliche an sich. Sonst ist das Ganze nichts anderes als ein Ego-Trip.«
    »Aber wenn es einem zusteht - wenn man es sich verdient hat, sollte es einem dann nicht auch zuteil werden?«
    »Schon möglich. Aber bis jetzt habe ich nichts geleistet...« Mein Blick fiel auf einen hellen Lichtkreis unter dem dunklen Wasser, der sich bewegte, als ob er dem Sturm auswiche, »...außer vielleicht, daß ich ein Gerät entwickelt habe, das man dieser Sparte zurechnen könnte.«
    »Du bist natürlich noch jung«, sagte sie, »und die Zeiten, für

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