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Amber-Zyklus 10 - Prinz des Chaos: der Titel

Titel: Amber-Zyklus 10 - Prinz des Chaos: der Titel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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allem ausgerichtet. Dahinter war keine Wand, sondern die offene Leere der Grube und ihre Einzigartigkeit, der Ort, wo alle Dinge endeten.
    Bis jetzt trat noch niemand ein, und wir standen in der Nähe der Feuerpforten und blickten entlang der Strecke zurück, auf der sich die Prozession nähern würde. Wir nickten freundlichen Dämonengesichtern zu, erbebten zum Klang des Gongs und beobachteten, wie der Himmel ständig ein wenig dunkler wurde. Plötzlich war mein Kopf von einer mächtigen Präsenz erfüllt.
    »Merlin!«
    Gleich darauf empfing ich das Bild Mandors in verwandelter Gestalt; er sah an seinem rotgekleideten Arm hinab. Seine Hand war unsichtbar, und vermutlich betrachtete er mich durch meinen Trumpf, und zwar mit einem so verdutzten Gesichtsausdruck, wie ich schon lange keinen mehr gesehen hatte.
    »Ja?« sagte ich.
    Sein Blick wanderte an mir vorbei. Seine Miene änderte sich plötzlich, die Augenbrauen hoben sich, der Mund öffnete sich.
    »Ist das Jurt, der da bei dir ist?« fragte er.
    »Genau.«
    »Ich dachte, ihr hättet nicht das beste Verhältnis zueinander«, sagte er zaghaft, »jedenfalls glaubte ich das unserem letzten Gespräch entnehmen zu können.«
    »Wir sind übereingekommen, für die Dauer der Beerdigung unsere Meinungsverschiedenheiten beizulegen.«
    »So überaus zivilisiert mir das auch erscheint, ich bin mir nicht sicher, ob ich es für klug halten soll«, sagte er.
    Ich lächelte.
    »Ich weiß, was ich tue«, sagte ich.
    »Wirklich?« entgegnete er. »Warum bist du dann bei der Kathedrale und nicht hier am Thelbane?«
    »Niemand hat mir gesagt, daß ich am Thelbane zu sein habe.«
    »Seltsam«, erwiderte er. »Deine Mutter hätte euch beide, dich und Jurt, davon in Kenntnis setzen sollen, daß ihr an der Prozession teilnehmen sollt.«
    Ich schüttelte den Kopf und wandte mich ab.
    »Jurt, hast du gewußt, daß wir an der Prozession teilnehmen sollten?« fragte ich.
    »Nein«, antwortete er. »Andererseits leuchtet es eigentlich ein. Aber wiederum gibt es die Sonderwache, die vielleicht dazu geraten hat, daß wir nicht allzusehr in Erscheinung treten. Wer hat dir das gesagt?«
    »Mandor. Er sagt, Dara hätte uns davon in Kenntnis setzen sollen.«
    »Mir hat sie nichts davon gesagt.«
    »Hast du das mitbekommen?« fragte ich, an Mandor gerichtet.
    »Ja. Es ist jetzt gleichgültig. Kommt herüber, ihr beide.«
    Er streckte beide Hände aus.
    »Er will uns jetzt dort drüben haben«, sagte ich zu Jurt.
    »Verdammt!« fluchte Jurt lautlos und trat näher.
    Ich streckte die Hand aus und schlug genau in dem Moment in die Mandors ein, als Jurt mich an der Schulter packte. Dann bewegten wir uns beide vorwärts...
    ... und landeten in dem zu ebener Erde gelegenen glatten, glänzenden Inneren der Haupthalle des Thelbane, einer Studie in Schwarz, Grau, Moosgrün, Dunkelrot, mit Kerzenhaltern wie Stalaktiten, Feuerskulpturen ringsum vor den Wänden, die mit geschuppten Tierhäuten behängt waren, mit Wasserkugeln, die in der Luft schwebten und in denen Wesen herumschwammen. Es wimmelte von Adligen, Verwandten und Höflingen, die wie ein Flammenfeld um den Katafalk in der Mitte der Halle herumwogten. Der Gong ertönte wieder, und im selben Moment sagte Mandor etwas zu uns.
    Er wartete, bis das Dröhnen verklungen war, dann setzte er erneut zum Sprechen an: »Ich sagte, Dara ist bis jetzt noch nicht erschienen. Leistet eure Achtungsbezeugungen und laßt euch von Bances eure Plätze in der Prozession anweisen.«
    Als ich einen Blick zu dem Katafalk hinüberwarf, bemerkte ich sowohl Tmer als auch Tubble in nächster Nähe. Tmer sprach mit Bances, Tubble mit jemandem, der den Rücken in meine Richtung gekehrt hatte. Plötzlich kam mir ein schrecklicher Gedanke.
    »Welche Sicherheitsvorkehrungen«, fragte ich, »wurden für die Prozession getroffen?«
    Mandor lächelte.
    »Es haben sich etliche Wachleute unter die Gruppe hier gemischt«, erklärte er, »und weitere sind entlang der Strecke aufgestellt. Es wird jede Sekunde jemand da sein, der dich beobachtet.«
    Ich warf Jurt einen Blick zu, um zu sehen, ob er das gehört hatte. Er nickte.
    »Danke.«
    Während ich eine lautlose Litanei von Unflätigkeiten von mir gab, schritt ich zu dem Sarg, dicht gefolgt von Jurt. Die einzige Möglichkeit, die mir einfiel, um ein Double zu schaffen, bestand darin, daß ich das Muster dazu überredete, einen Geist von mir zu schicken, damit dieser meine Stelle einnehmen konnte. Doch der Logrus würde die ausgesandte

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