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Amber-Zyklus 10 - Prinz des Chaos: der Titel

Titel: Amber-Zyklus 10 - Prinz des Chaos: der Titel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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Energie des Doppelgängers in Null Komma nichts aufspüren. Und wenn ich einfach abhauen würde, würde meine Abwesenheit nicht nur sofort bemerkt, sondern man käme mir wahrscheinlich auch schnell auf die Spur - möglicherweise durch den Logrus selbst, sobald Dara ihn erst einmal auf den Plan gerufen hatte. Dann würde man erfahren, daß ich ausgezogen war, um die Bemühungen des Logrus um eine Wiederherstellung der Ordnung zu durchkreuzen, und der Oberlauf des Verdammten Flusses ist eine grausame und heimtückische Angelegenheit. Ich durfte nicht den Fehler machen, mir einzubilden, ich sei unentbehrlich.
    »Wie sollen wir das jetzt anstellen, Merlin?« fragte Jurt leise, während wir uns ans Ende der langsam dahinziehenden Masse begaben.
    Der Gong ertönte erneut und brachte die Kerzenhalter zum Wackeln.
    »Ich weiß nicht, wie wir das schaffen sollen«, antwortete ich. »Das einzige, auf das ich meine Hoffnung noch zu setzen wage, ist ein Versuch, während des Gehens eine Nachricht zu übermitteln.«
    »Mittels Trumpf ist das von hier aus nicht zu schaffen«, entgegnete er. »Na ja, vielleicht unter äußerst günstigen Bedingungen«, räumte er ein, »aber nicht mit all diesen Störungen ringsum.«
    Ich versuchte, mir eine Zauberformel einfallen zu lassen, grübelte über eine Aussendung oder ein Mittel nach, das mir in dieser Situation helfen könnte. Geist wäre ideal gewesen. Natürlich war er davongeschwebt, um die räumliche Asymmetrie der Skulpturenhalle zu erforschen. Damit war er voraussichtlich für lange Zeit beschäftigt.
    »Ich könnte ziemlich schnell dorthin gelangen«, bot Jurt sich an, »und dank der Zeitverschiebung schaffe ich es vielleicht sogar, zurück zu sein, bevor irgend jemand etwas davon gemerkt hat.«
    »Und du kennst ausgerechnet die beiden Leute in Kashfa, denen du die Botschaft überbringen kannst«, sagte ich, »nämlich Luke und Coral. Sie sind dir damals in der Kirche begegnet, als wir versucht haben, uns umzubringen - und du hast das Schwert von Lukes Vater gestohlen. Unter uns gesagt nehme ich an, daß er versuchen wird, dich zu töten, sobald er deiner ansichtig wird, und sie wird um Hilfe rufen.«
    Der Zug bewegte sich gemessenen Schritts vorwärts.
    »Dann bitte ich also lieber nicht um Hilfe«, sagte er.
    »Ja - nein«, antwortete ich. »Ich weiß, daß du abgebrüht bist, aber die Hendraker sind Profis. Außerdem wirst du dich bei Coral einem äußerst wenig zur Mitarbeit bereiten Schützling gegenübersehen.«
    »Du bist doch ein Zauberer«, sagte Jurt. »Wenn du herausfinden könntest, wer die Wachleute sind, könntest du sie dann nicht mit einem Bann belegen, damit sie denken, sie sähen uns während der ganzen Zeremonie? Dann verschwinden wir einfach, und niemand weiß etwas davon.«
    »Ich habe so eine Ahnung, daß entweder Ma oder unser großer Bruder die Wachleute mit einem Schutzbann versehen hat. Zu einem Zeitpunkt, der derart günstig für einen Mordanschlag ist, würde ich das tun. Es würde mir nicht behagen, wenn irgend jemand in den Köpfen meiner Leute Unsinn anrichten könnte, falls ich hier für die Sicherheit zuständig wäre.«
    Wir schlurften ein kleines Stück weiter. Indem ich mich zur einen Seite neigte und den Hals reckte, erhaschte ich einen flüchtigen Blick auf die dahingeschiedene Dämonengestalt des alten Swaywill, prächtig gekleidet, mit einer Schlange aus Rotgold auf der Brust, wie er da in seinem flammenförmigen Sarg lag,
    Oberons uralter Racheengel, der sich nun endlich zu ihm gesellte.
    Während ich mich ihm näherte, fiel mir ein, daß es nicht nur eine Möglichkeit gab, an das Problem heranzugehen. Vielleicht hatte ich mich zu lange unter den Magisch-Naiven aufgehalten. Ich hatte es mir abgewöhnt, an das Prinzip Magie gegen Magie, an die Möglichkeit vielfältig gemischter Zauberformeln zu denken. Was machte es schon, wenn die Wachleute dagegen geschützt waren, daß jemand an ihren Wahrnehmungen herumpfuschte? Sollten sie doch! Dann mußte man eben einen Weg finden, diesen Schutz zu umgehen.
    Der Gong ertönte wieder einmal. Als der Widerhall verebbte, beugte sich Jurt näher zu mir.
    »Es steckt noch mehr dahinter als alles, was ich vermutet habe«, flüsterte er mir zu.
    »Was soll das heißen?« fragte ich.
    »Ein weiterer Grund, warum ich dich gebeten habe, nach Sawall zurückzukehren, war meine Angst«, antwortete er.
    »Wovor?«
    »Zumindest einer von den beiden - Mandor oder Dara - strebt mehr als nur das Gleichgewicht an,

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