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Amber-Zyklus 10 - Prinz des Chaos: der Titel

Titel: Amber-Zyklus 10 - Prinz des Chaos: der Titel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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schüttelte Kashfa mit einem Schulterzucken ab. Als ich ihn wieder öffnete, befand ich mich erneut in Jurts Gemächern in Sawall.
    Ich streckte mich und gähnte. Ich unterzog den Raum einer flüchtigen Überprüfung, um sicherzugehen, daß ich allein war. Ich löste den Umhang und warf ihn aufs Bett. Ich schritt auf und ab und knöpfte dabei mein Hemd auf.
    Halt. Was war das? Und wo war es?
    Ich machte ein paar Schritte rückwärts. Ich hatte nie längere Zeit in den Gemächern meines jüngeren Bruders verbracht, aber bestimmt hätte ich mich an das Gefühl, das ich jetzt hatte, erinnert.
    In der Ecke, die durch die Wand und einen Schrank aus dunklem, beinahe schwarzem Holz gebildet wurde, standen ein Stuhl und ein Tisch. Als ich mich auf den Stuhl kniete und die Hand über den Tisch ausstreckte, spürte ich es - die Präsenz eines Pfades, allerdings nicht ganz stark genug für eine Beförderung. Also...
    Ich ging nach rechts und öffnete den Schrank. Natürlich, er mußte in seinem Inneren sein. Ich fragte mich, vor wie kurzer Zeit er ihn eingerichtet hatte. Außerdem war mir ein wenig seltsam dabei zumute, auf diese Weise in seinen Räumen herumzuschnüffeln. Doch er war mir zum Ausgleich für viel Kummer und erhebliche Unannehmlichkeiten einiges schuldig. Ein paar Vertraulichkeiten und eine begrenzte Zusammenarbeit reichten dafür nicht aus. Ich hatte mich bis jetzt noch nicht durchringen können, ihm zu vertrauen, und es war durchaus möglich, daß er im Begriff war, mich hereinzulegen. Gute Manieren, beschloß ich, mußten also der Klugheit geopfert werden.
    Ich schob Kleidungsstücke beiseite und bahnte mir einen Weg in den hinteren Teil des Möbels. Jetzt spürte ich es sehr stark. Ein letztes Verschieben der Kleidung, ein schneller Sprung nach hinten, und ich befand mich im Brennpunkt. Ich ließ mich davontragen.
    Einmal machte ich einen Satz nach vorn, und der Druck der Kleidungsstücke in meinem Rücken schob mich etwas. Dieser Umstand sowie die Tatsache, daß jemand (Jurt selbst) eine schlampige Schattenmeister-Arbeit geleistet hatte, hatte schlecht angepaßte Ebenen zur Folge, weshalb ich lang hinknallte, als ich mein Ziel erreicht hatte.
    Wenigstens landete ich nicht in einer Grube voll angespitzter Pfähle oder in einem Säurebad. Oder im Gehege eines halbverhungerten wilden Tiers. Nein, es war ein grün gefliester Boden, und ich fing mich während des Sturzes einigermaßen. Dem flackernden Licht rings um mich herum nach zu schließen brannten hier jede Menge Kerzen.
    Noch bevor ich den Blick gehoben hatte, war ich mir sicher, daß sie alle grün waren.
    Und ich täuschte mich nicht, weder in diesem Punkt noch in irgendeinem anderen.
    Die Kulisse war derjenigen ähnlich, in der ich meinen Vater gesehen hatte, ein Kreuzgewölbe mit einer Lichtquelle, die weitaus stärker war als die Kerzen. Nur daß in diesem Fall kein Gemälde über dem Altar hing. Hier war er dafür mit einem bunten Glasfenster geschmückt, mit viel Grün und ein wenig Rot.
    Die Hauptfigur der Darstellung war Brand.
    Ich erhob mich und ging quer durch den Raum zu ihm. Darauf lag, eine Handbreit von seiner Scheide entfernt, das Schwert Werwind.
    Ich streckte die Hand aus und griff danach, da meine erste Eingebung war, es mitzunehmen, um es Luke bei nächster Gelegenheit zurückzugeben. Doch dann zögerte ich. Das war kein Gegenstand, den ich bei einer Beisetzung mit mir herumtragen konnte. Wenn ich es jetzt mitnehmen würde, dann müßte ich es irgendwo verstecken, und es war hier bereits gut versteckt. Ich ließ jedoch die Hand darauf ruhen, während ich nachdachte. Von ihm ging ein ähnliches Gefühl der Macht aus wie von Grayswandir, allerdings eine irgendwie beschwingtere, weniger tragische und grüblerische. Ironie des Schicksal. Anscheinend war dies die geeignete Klinge für einen Helden.
    Ich sah mich um. Auf einem Lesepult zu meiner Linken lag ein Buch, am Boden hinter mir war ein Pentagramm aufgezeichnet, in verschiedenen Grüntönen gehalten, und ein Geruch, als ob vor kurzem hier ein Holzfeuer gebrannt hätte, hing in der Luft. Beiläufig überlegte ich, was ich wohl vorfinden würde, wenn ich ein Loch in die Wand schlüge. Stand diese Kapelle auf einer Bergkuppe? Unter einem See? Unter der Erde? Schwebte sie irgendwo in himmlischen Gefilden herum?
    Was stellte sie dar? Sie wirkte religiös. Und Benedict, Corwin und Brand waren die drei, die ich kannte. Wurden sie von einer bestimmten Gruppe der Landbevölkerung und von

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