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Amber-Zyklus 10 - Prinz des Chaos: der Titel

Titel: Amber-Zyklus 10 - Prinz des Chaos: der Titel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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alles so, wie es einmal war, ganz am Anfang. Er mag mich - sehr. Ich habe Angst davor, ihm zu sagen: >In Wirklichkeit bin ich das Mädchen, mit dem du früher mal Schluß gemacht hast.< Das brächte ihn vielleicht auf allerlei Gedanken über die Gründe und veranlaßte ihn womöglich zu der Ansicht, daß seine erste Entscheidung richtig gewesen sei.«
    »Das ist töricht«, sagte ich. »Ich weiß nicht, welche Gründe er damals gehabt haben mag. Er hat mit mir nie darüber gesprochen. Er erwähnte nur etwas von einem Streit. Aber ich bin sicher, daß er unter einem trügerischen Vorwand handelte. Ich weiß, daß er dich mochte. Ich bin überzeugt, daß er deswegen mit dir Schluß gemacht hat, weil er ein Sohn Ambers war und kurz davor stand, in einer sehr häßlichen Angelegenheit nach Hause zurückzukehren, und dabei war kein Platz für ein seiner Meinung nach ganz normales Schattenmädchen. Du hast deine Rolle zu perfekt gespielt.«
    »Ist das auch der Grund, warum du dich von Julia getrennt hast?« fragte sie.
    »Nein.«
    »Tut mir leid.«
    Ich bemerkte, daß der schwarze Pfad um etwa einen halben Meter breiter geworden war, seit wir unser Gespräch begonnen hatten. Jetzt hatte ich ein mathematisches Problem zu lösen.

- 10 -
    U nd so ritten wir dahin - sechs Paßgänger auf einer Stadtstraße, umgeben vom Krach plärrender Hupen, unser schwarzer Pfad von Leitplanken gesäumt; einen halben Kilometer entlang eines schwarzen Sandstrandes neben einem sanften grünen Meer, wogende Palmen zu unserer Linken; über ein mattes Schneefeld; unter einer Steinbrücke hindurch, unser Pfad ein totes, geschwärztes Flußbett; dann durch eine Prärie und wieder zurück in bewaldete Gefilde - und Tiger zuckte nicht einmal zusammen, selbst dann nicht, als ein in einem Stiefel steckender Fuß durch eine Windschutzscheibe stieß und eine Antenne abbrach.
    Der Weg wurde zunehmend breiter, hatte inzwischen etwa die doppelte Breite im Vergleich zu der Stelle erreicht, wo wir ihn betreten hatten. Dicke Bäume waren jetzt nichts Ungewöhnliches mehr; sie standen wie fotografische Negative ihrer hellen Artgenossen wenige Meter neben dem Pfad. Obwohl sich die Blätter und Aste der letzeren meist bewegten, spürten wir nicht den geringsten Windhauch. Die Geräusche -unsere Stimmen, die Hufe unserer Reittiere - klangen jetzt auch irgendwie gedämpft. Von unserer gesamten Strecke ging die Anmutung einer beständigen, wabernden Dämmerung aus, gleichgültig, ob in ein paar Schritt Entfernung - in die wir häufig einen kurzen Abstecher unternahmen - Mitternacht oder Mittag war. Tot aussehende Vögel thronten auf den Ästen der geschwärzten Bäume, obwohl sie sich gelegentlich zu bewegen schienen, und die rauhen, krächzenden Laute,
    die wir hin und wieder hörten, mochten sehr wohl von ihnen stammen.
    An einer Stelle tobte eine Feuersbrunst zu unserer Rechten; an einer anderer glaubten wir am Fuß eines Gletschers links von uns vorbeizukommen. Unser Pfad wurde unaufhörlich breiter - bei weitem nicht so wie die große Schwarze Straße, die Corwin mir aus den Zeiten des Krieges beschrieben hatte, aber inzwischen breit genug, daß wir alle nebeneinander reiten konnten.
    »Luke«, sagte ich nach einer geraumen Zeit.
    »Ja?« antwortete er links von mir. Nayda ritt jetzt auf meiner rechten Seite und Dalt wiederum rechts von ihr. »Was gibt's?«
    »Ich will nicht König sein.«
    »Ich auch nicht«, sagte er. »Wie stark ist der Druck, den man auf dich ausübt?«
    »Ich befürchte, sie werden mich packen und krönen, wenn ich zurückkomme. Alle, die in der Reihenfolge vor mir kamen, sind plötzlich gestorben. Sie sind wirklich wild entschlossen, mich auf den Thron zu setzen und mich mit Coral zu verheiraten...«
    »Ah-ha«, sagte er. »Dazu habe ich zwei Fragen. Erstens: wird es funktionieren?«
    »Der Logrus glaubt offenbar, daß es das wird, wenigstens eine Zeitlang - und auf dieser Basis beruht ohnehin jegliche Politik.«
    »Zweitens«, fuhr er fort, »wenn du das gleiche für diesen Ort empfindest wie ich für Kashfa, dann wirst du ihn nicht vor die Hunde gehen lassen, wenn du es irgendwie verhindern kannst - selbst wenn es einige persönliche Opfer mit sich bringt. Du möchtest den Thron jedoch auf keinen Fall besteigen, also hast du dir wahrscheinlich ein anderes Rezept einfallen lassen. Wie sieht das aus?«
    Ich nickte, während unsere Strecke eine scharfe Biegung nach links machte und bergauf führte. Etwas Kleines und Dunkles huschte quer

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