Ambient 02 - Heidern
eigentlich nicht hungrig und wollte lieber alleine sein. Aber ich wollte sie nicht aufregen und blieb auf, bis sie selbst zu müde wurde, um sitzen zu bleiben, was nicht lange gedauert hat.
8. März
Als ich heute morgen aufwachte, wußte ich nicht so recht, wo ich bin, obwohl ich natürlich in meinem Bett und in meinem Zimmer war. Ich bin noch lange liegen geblieben und habe nachgedacht über meine Wut auf Lori und den Zornausbruch von Katherines Vater. Mir ist nicht klar, warum Katherine das zu ihm gesagt hat, außer daß sie ihn noch wütender machen wollte. Zum Glück habe ich meine Eltern, nicht die ihren. Pappi würde mich nie schlagen, und wenn, dann schlage ich zurück.
Schließlich klopfte Mama an meine Tür, kam rein und sagte: »Liebes, bist du noch so müde? Du liegst den ganzen Morgen herum wie ein Fisch auf dem Trockenen.«
»Mir geht es ganz gut.«
»Boobilein behauptet, sie hätte irgendwas, und ich mache mir Sorgen, daß ihr beiden euch was eingefangen habt. Geht's dir wirklich gut?«
Ich stand auf und sagte: »Ja doch.« Das war keine Lüge, Anne, weil mir ja nichts fehlte, worüber ich mit ihr hätte reden können.
Gegen elf rief Lori an. »Was willst du?« fragte ich. Sie sagte, es tue ihr leid, daß sie mich vor allen Leuten angeschrien und vom anderen Ufer genannt hat. »Wenn du mich anmachst, ist das eine Sache, aber du hattest keinen Grund, Kat da mit hineinzuziehen.« Dann erzählte ich ihr, wie sich Katherines Vater aufgeführt hat. Über den Striemen habe ich ihr nichts verraten, weil sie dann sicher hätte wissen wollen, wann und warum ich den gesehen habe, und das geht Lori nichts an. »Wir sollten was unternehmen.«
»Da können wir dich nichts tun, Lo. Wenn so etwas passiert und sie darüber reden wollte, dann würde sie das auch.«
»Kat erzählt nie etwas von sich aus.«
»Das ist ihr Problem.«
Ich nahm Loris Entschuldigung an, ließ sie vorher aber noch ein wenig im Staub kriechen. Dann gab ich ihr den Rat, in Sachen Simon etwas vorsichtiger zu sein, denn sollten ihre Eltern sie erwischen, dann hieße das Ärger. Lori ist manchmal einfach schlimm; immer gerät sie in Schwierigkeiten, und die Taylor hat schon angedroht, sie von der Schule zu verweisen. Pappi nennt sie mit Recht eine Viper. »Na, das scheint dir ja ganz schön im Kopf umzugehen«, schloß Lori das Thema ab, und ich sagte auch nichts mehr dazu, weil ich nicht von neuem in einen Streit geraten wollte.
Wir ratschten noch eine Weile. Wir waren einer Meinung, daß Ekel-Betsy eklig sei, ekliger geht gar nicht. Wir fanden Susie dumm und Whitney unreif, obwohl sie immer so überlegt tut. Das machte wieder einmal Spaß, aber dann mußte sie auflegen, weil sie noch jemand anderen anrufen wollte, aber von draußen. Mir war klar, daß sie Simon meinte. Lori mit ihrer Geheimnistuerei wird noch einmal auf dem Stuhl landen.
Als Lori aus der Leitung war, wollte ich Katherine anrufen, aber es war nur der Anrufbeantworter dran. Sie hat nicht zurückgerufen, obwohl ich meinen Standardspruch auf Band gesprochen habe. Am Nachmittag grübelte ich noch lange über die Ereignisse vom Vortag, Katherines dreimal verrückten Vater, Lori und wie sie sich gegenüber ihrem Simon verhält, blöde Jungs wie Mister Kröte und so weiter. Die Menschen verhalten sich um so bescheuerter, je mehr sie sich in das Leben anderer einmischen. Darum drehen so viele nach einer Weile durch. Es ist irre.
Pappi ist mit seiner Geschichte fertig und fliegt morgen nach Los Angeles, um einen Blöden zu finden, der sie nimmt. Er hat immer noch nicht verraten, worum es sich dreht. Falls jemand das Drehbuch kauft, dann ist es sowieso wieder völlig anders, wenn er es für sie hat umschreiben müssen. Dann rief noch Tante Chrissie aus Kalifornien an, was Mama wie üblich fertig gemacht hat. Sie hassen sich, aber telefonieren jede Woche. Es ist immer Chrissie, die anruft, aber Mama hängt nie ein und hört sich das Geseier an. »Was wollte Chrissie diesmal?« fragte ich Mama nach dem Telefonat. »O Schnuckel, es war so abartig wie immer. Sie hat erzählt, daß sie und ihr komischer Alan (so heißt ihr Mann) halbautomatische Gewehre gekauft haben, weil sie mit einem Aufstand der Hausmädchen und Gärtner rechnen.« Pappi meinte, sie gingen zu oft ins Kino.
Boob geht es nicht so gut. Sie ist erkältet, führt sich aber auf, als sei es eine schwere Lungenentzündung. Pappi brachte ihr die Mahlzeiten ans Bett. Ich mußte dann helfen, das Geschirr der kleinen
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