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Ambient 02 - Heidern

Ambient 02 - Heidern

Titel: Ambient 02 - Heidern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Womack
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nich anders Jungs wir gehn.
    Und die da? fragte einer und zeigte auf Iz, die jetz auch so aussah, als würde sie jeden Augenblick explodieren. Ne Streunerin vermutlich nehmen wir am besten in Vorbeugehaft, meinte ein zweiter. »Hier hat sich keiner etwas zuschulden kommen lassen! Sie ist eine Freundin meiner Tochter, also lassen Sie das Mädchen in Ruhe!« ging Mama dazwischen. Gut Schluß damit rief der Sergeant. Und was is jetz mit Nummer 16 fragte einer. Heiliger Scheißjesus wir habn hier schon genug angestellt die Botschaft wird wohl angekommen sein, meinte der Sergeant und drehte sich um. »Und was soll aus unserer Wohnung werden?« rief ihnen Mama nach, als sie langsam durch unserer Tür abzogen und dabei den Rest zertrampelten, der noch heil geblieben war. Wie Mossbacher taten sie einfach so, als sei Mama gar nicht da. »Ich möchte Ihre Dienstnummer!« verlangte Mama, aber keiner blieb auch nur stehen. Draußen warn sie; die Tür machte natürlich keiner hinter sich zu. Die Klinke war abgebrochen, die Türe selbst war verbogen und hing bloß noch notdürftig in den Angeln. Im Gang hatten sie noch hingesprüht: »AUFGEPASST! AUFGEPASST! DER PFADFINDER WEISS ES: ALLZEIT BEREIT!«
    So gut wie alles war zu Bruch gegangen. Mama ließ sich auf den Boden sinken und fing geräuschlos an zu weinen. Ich bekams mit der Angst zu tun, Anne, weil sie gar nicht mehr aufhören konnte. Wir legten uns zu ihr auf den Boden und hielten sie fest, bis sie sich etwas beruhigt hatte. Dann brachten wir sie in ihr Zimmer. Anschließend schoben wir eine Kommode aus dem Wohnzimmer vor die Tür, damit sonst keiner mehr hereinkonnte. Wir hievten die Matratze wieder aufs Bett und bezogen sie neu, während Mama in ihrem Sessel kauerte, ähnlich wie neulich im Rattentraum. »Sollen wir hier bei dir schlafen, Mama?« Mama nickte und betrachtete uns, glaub ich, zum ersten Mal seit dem Überfall. »O Gott, Kinder, was haben die denn mit euch gemacht?«
    »Nichts von Bedeutung. Stimmt was nicht?«
    »Wo sind denn eure Pyjamas? Ihr seid ja nackig wie kleine Babies!«
    »Es war so heiß, darum hatten wir keine an«, erklärte ich ihr, während wir ihr halfen sich hinzulegen.
    Dann krochen wir selbst ins Bett, ich neben Mama, Iz neben mich. Alle drei waren wir fix und alle; wir zitterten vor Angst und fanden keinen Schlaf. Ich lag so da und dachte bloß O Gott, Gott, das ist der Tod mitten im Leben was haben wir bloß angestellt warum passiert so was das kann kein Traum sein da muß ich direkt ins Koma gefallen sein. Als der Morgen kam, fragte Mama als allererstes, ob ich nicht zu Chrissie wolle, aber so schlimm es hier auch zugehn mag, dort wäre es schlimmer, soviel ist sicher. Als zweites pfiff sie sich ihre Pillen rein und verschwand wieder im Bett. Ich zog mich an und holte Gus, den Hausmeister. Er sagte, daß er gleich komme, um die Tür in Ordnung zu bringen, war aber bis jetzt noch nicht da. Außerdem ließ er mich wissen, falls bei uns noch einmal eine Razzia stattfinden würde, müßten wir ausziehn. Ich sagte ihm zwar, daß alles gar nicht unsere Schuld gewesen sei, aber er verzog keine Miene, als sei ich es gar nicht wert, weiter beachtet zu werden.
    Iz und ich verbringen eh schon so wenig Zeit allein zu zweit, und dann passiert so was. Ich machte uns Frühstück, soll heißen: kalte Haferflockenpampe, und wir redeten noch ne Weile. Es ging Iz gut, aber sie war ganz schön angenervt; jede Wette, daß sie nie mehr bei mir schlafen will, obwohl das vergangene Nacht das schiere Pech gewesen ist und nada sonst. Iz mußte dann gehen, und ich blieb bei Mama. Während ich das hier schreibe, wacht sie immer wieder auf und schreit, als seien die Bullen noch dort im Zimmer bei ihr. Keiner kennt die Zukunft, Anne, aber ich würde sie gerne kennen, sogar wenn sie furchtbar wäre. Zeit zum Aufhörn, das wars, bis später, Tschautschau.
     

15. Juni
    Gestern mußte sich Mama noch zusammenklauben, also haben wir erst heute angefangen, die Wohnung zu putzen und sind auch damit fertig geworden. Eigentlich hab ich geputzt, und sie ist an Manuskripten gesessen. Außerdem rief sie einige Verlage an, die ihr was schulden und die ihr freundlich geantwortet haben, es gebe wie immer Verzögerungen, die Schecks seien aber praktisch schon unterwegs. Auf einen Scheck wartet sie seit 9 Wochen, weil ihn ein Angestellter auf seinem Schreibtisch verlegt hat und jetzt alles neu gebucht werden muß.
    Die Blauen haben uns praktisch komplett zu Besitzerinnen von

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