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Ambient 02 - Heidern

Ambient 02 - Heidern

Titel: Ambient 02 - Heidern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Womack
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nicht mehr genau, was sie gesagt hat, aber irgend etwas war.« Mama fing zu weinen an.
    »Das sieht n Blinder, die redet mit gespaltener Zunge«, sagte ich. Mir war klar, daß es auch ihr klar war, aber sie gabs nich zu. Sie heulte nur und versteckte den Kopf im Kissen. Man kann einfach alles nur bis zu nem bestimmten Punkt ertragen, Anne, und da war meiner. Ich lief in mein Zimmer, konnte es einfach nich mehr aushaltn. Leise schloß ich die Tür hinter mir und wünschte, irgendwas tun zu können, obwohl ich genau weiß, daß nix geht.
    Also winke winke Brearly, Anne. Städtische läuft nich, keine Frage. Dort blasn die mirs Licht aus, so schnell kann ich gar nich schaun. Aber ich will am Leben bleibn.
     

19. Juni
    Nochn Rattentraum, Anne. Ging so: Ich sitz mit Iz im Zimmer und schau Illustrierte durch, wie ich und Boob das immer gemacht habn. Auf einmal kriecht ne große Ratte übers Bett. Iz langweilt das, aber ich hasse das Stück, nehm meine Zeitung, die sich innen Stiefel verwandelt und zerquetsch es. Ganz ohne Blut liegt die Ratte da, eher wie ne kleine Maus, jetz, wo ich sie kalt gemacht hab. Iz nimmt sie am Schwanz und wirbelt sie herum, dann legt sie sie wieder aufs Bett und deckt sie zu. Mir wird fast schlecht, also reiß ich sie wieder raus und will sie durchs Fenster schmeißen, aber die Ratte paßt nich durch. »Lasses!« verlangt Iz, dann wachte ich auf.
    Möcht wissn, was die Träume bedeutn. Hab sie wahrscheinlich auch dann, wenn ich mich nich dran erinnern kann. Den hab ich Mama erzählt, um ihre Meinung zu hörn, aber sie hat nur den Kopf geschüttelt, mit den Gedanken woanders. Sie sollte eigentlich gestern ein Manuskript abliefern, hat sie aber nich, und deswegen ruft der Lektor dauernd an, als wär er ein Geldeintreiber. Habn Blick auf die Rechnungen von heute geworfen, als die Post kam; die wolln uns das Telefon abstellen, wenn wir nich zahlen. Übers Telefon laufen in letzter Zeit mindestens 50% meiner Kontakte mit Iz, also muß da was geschehn.
     

20. Juni
    Heute warn Iz und ich alleine bunkern, mit Erfolg, aber es war knapp. Wir haben aber keine Arschgewetze abgezogn wie Jude, weil Iz n bißchen Schiß davor hat und ich mir nich die Seuche von diesen Kerlen holen will, vergiß es. Wir fuhren also mit der U-Bahn Richtung downtown, wechselten ständig die Waggons und fanden schließlich ein Hühnchen zum Rupfen. Iz hat das Taschendiebding drauf, aber auch jede Menge Angst, das hab ich gemerkt. Der Typ war jedenfalls so mittelalt, nich groß, nich klein. Wir postierten uns neben ihm und warteten, bis er sich in Bewegung setzte. An der Houston Street wollte er raus, wir hinterher. Der Bahnsteig war fast leer; zufrieden mit unseren Chancen legten wir los. Ich kam von einer Seite und rempelte ihn an, »Tschuldigung!«, während Iz ihn abgriff. Sie war ganz schnell fertig, aber er roch wohl, daß was faul war. Als sie weg wollte von ihm, packte er sie am Arm und ließ nich mehr los. Iz schrie, und ich kam zurück. Sah so aus, als wollte er ihr eine kleben, aber nich mit mir; ich stürzte auf ihn los, sprang ihn richtig an, und er ging zu Boden. Sein Schädel schlug auf den Beton auf. Er war weggetreten, rührte sich aber noch. Wir fetztn zum Drehkreuz. Als wir uns nach ihm umsahen, richtete er sich gerade auf, war also noch am Leben, darum wir weiter. Oben sind wir zurück zur Christopher Street gerannt.
    Mann, ich hab gezittert, aber nich so stark wie die ersten Male beim Bunkern, wahrscheinlich, weils keine Zugabe war, sondern weil ich diesmal das Geld wirklich brauchte. Iz dagegen war fix und alle und schlecht drauf. »Schluß, aus, mir reichts!« sagte sie immer wieder. »Zwei sin zu wenig; wir brauchen drei für den Dreh. Und in Zukunft nur noch unsre Masche, klar?«
    »Was sein mußte, mußte sein«, erklärte ich, während ich die Brieftasche aufmachte. Da warn 100 neue Dollar drin, Anne, heute ein Vermögen.
    »Hast du seinen Kopf gehört, Lo? Das warn Schädelbruch, der könnte tot sein, was dann, hä?« Iz schrie fast.
    »Schschsch, Iz. Geldmäßig is wieder alles in Butter, komm, Abmarsch.« Hättn wir nix erwischt, wär das Telefon flöten gewesn, kein Essen, Bohnen vielleicht und Reis Reis Reis, das vertrag ich nich auf die Dauer.
    »Was hier abgeht, is mir zu beknackt, Lo. Wennste das nächste Mal Geld brauchst, dann machs allein. Ich bin bloß noch dabei, wenn Jude mitmacht.«
    »Jude Jude Jude. Wäre Jude jetz hier, müßtn wir durch drei teilen.«
    »Stimmt. Wenn sie da wäre,

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