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Ambient 02 - Heidern

Ambient 02 - Heidern

Titel: Ambient 02 - Heidern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Womack
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gings durch drei.«
    »Hör mal, Iz. Ich brauche dieses Geld. Jetzt. Wenn ihr das nich innen Zeitplan paßt, dann kann ich auch nix machen, nada. Mußte was unternehmen.« Iz stand unter Adrenalin, schätze, sie war deswegen so sauer. Aber als wir dann teilten, hat sie ihren Anteil trotzdem gern genommen.
    Wir fuhren getrennt uptown. Als wir uns wieder trafen, hatte sie sich schon wieder eingekriegt. Wir küßten uns wie immer zum Abschied, aber nich so richtig, weil wir ja mitten auf der Straße warn und jeder Abhänger sonst was zu gaffen hätte.
    50 Dollar, das ist die Telefonrechnung und mehr. Mama freute sich wie Harry, als ichs bei ihr ablieferte und fragte nich mal, wos herkam.
     

22. Juni
    Gestern abend rief Iz noch an, und wir quatschten uns aus. Machte mir ja Sorgen, daß sie immer noch sauer war, Anne, und hatte recht. »Bunkern is eine Sache, Schlägern ne andere, besonders, wenns bis aufs Blut geht. Wenn Blut fließen soll, dann soll der andere auch wissen, warum er blutn muß. Andernfalls isses der Wahn.«
    »Komm, wenn er dich nich gepackt hätte, hätt ich ihn auch nich umgehaun.«
    »Mann, Mädel, du hättst mal dein Gesicht sehn solln. Du hast gestrahlt, wie du ihm eine gezündet hast. Wird mir jetz noch ganz anders.«
    »Das stimmt so ja nich.«
    »Und ob.« Wie Iz das sagte, klang es verdammt nach der Wahrheit.
    »Nu hör mal, Iz. Ohne Geld stehn wir die nächstn Wochen nich durch. Mit Mama gehts konstant bergab. Was soll ichn sonst tun?«
    »Irgendwas geht immer. Schlägern, das machn die Gangstaboys. Irgendwo mußt du auch ne Grenze ziehn.«
    »Deine Mama arbeitet ja auch ganztags, und du kriegst Kohle vom Staat; kann man ja nich vergleichn.«
    »Die Staatsknete ist zusammengestrichen, die Bundeshilfen auch, uns gehts so dreckig wie allen andern. An Geld kann man aber auch noch anders kommen, verdammte Scheiße!«
    »Wie Jude, oder?« fragte ich, weil mir klar war, wie Jude an das Geld kommt.
    »Jude tut, was Jude will. Außerdem isse verdammt wählerisch und keine Straßndirne.« Man konnte hören, wie es in Iz kochte.
    »Is nich mein Trip und auch nich deiner, gibs zu.«
    »Gut, aber Schlägern bis aufs Blut is auch nich mein Trip.«
    »Der Bock hätt dich fast gehabt, hätt dir weh getan, gut, daß ich so schnell da war!« Ich brüllte fast in den Hörer hinein. Einen Moment wars totenstill, und ich hatte schon Angst, daß sie ihren Hörer draufknallt. Tat sie aber nich. »Bist noch da, Iz?«
    »Ja.« Pause. »Ich weiß, du hasts gut gemeint, Mädel, aber wir habn von Anfang an Mist gebaut. So was führt immer weiter inne Scheiße. So was macht mit der Zeit nen DCon aus dir, kapier das doch endlich!«
    »Kapiert«, sagte ich mit sanfter Stimme, weil ich sie nich mehr aufregen wollte. »Vergib mir, hm?«
    »Gut, vergebn und vergessn.«
    Wir sülzten noch ein wenig, aber dann mußten wir Schluß machen oder es wäre unter Telefonsex gelaufn. Trotzdem hab ich ne Wut im Bauch, Anne. Ich weiß, was passiert ist, geht Iz im Kopf um, aber momentan können wir nich anders bunkern. Hätt ich geahnt, wie sie darüber denkt, hätt ichs allein durchgezogn, weil ich sie nich gegen mich aufbringen will, selbst wenns mir deswegn drangeht. Ich liebe sie über alles, Anne, bestimmt, und fast hätt ich bei ihr ausgeschissen gehabt, ohne daß ich vorher draufgekommen wäre. Was einem am Schluß den Kopf kostet, kann man nich im voraus wissen. Schätze, das wars dann.
     

24. Juni
    Wird ja immer schlimmer mit mir, wenns ums Schreiben geht, Anne, aber mir geht einfach zu schnell der Saft aus. Mama schläft kaum mehr in der Nacht, und ich sitz stundenlang bei ihr und bete runter, daß alles gut wird, alles gut wird, alles wird gut. Sie ist hinüber, Anne, und ich bin ja keine Krankenschwester und weiß nich, was zu tun is. Iz und Jude helfen mir und bringen Lebensmittel vorbei, aber mir zerfließt auch noch das bißchen, das wir haben, zwischen den Fingern. Ich hab die Telefonrechnung bezahlt, aber bald is die Miete fällig. Ich weiß gar nicht mehr, wer ich mal war, Anne. Ich hab Angst.
     

28. Juni
    Gestern war Freitagnacht, und Iz war da. Sin wenigstens keine Blauen durchmarschiert, wir warn mal sicher und ganz für uns. Neuerdings denk ich immer, diesmal isses das letzte Mal, daß wir zusammen sind, weiß auch nich warum, sagt mir mein Gefühl halt. Wie die Lage mal so is, schmeiß ich meine Sorgen über Bord, wenns geht und genieß das Leben, wenns was zu genießen gibt. Wir spielten verdammt hitzig rum

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