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Ambient 02 - Heidern

Ambient 02 - Heidern

Titel: Ambient 02 - Heidern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Womack
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gestern nacht, Anne, Stunde um Stunde. Warum is das Lebn nich öfter so, wär viel klüger, echt. Leute schmeißn ihren Krempel für ne Weile zusammen, glaubn, daß da was geht aber meist verbrennen sie sich die Finger aber manchmal paßts ja super wenn das passiert, nada besser als das, echt, denn wenns nich paßt dann is da ein Gejammer und Gezeter und Geflenne kann ein ganzes Leben so gehn verdammt was solln das fürn Leben sein seh ich nich ein.
    »Wie läufts bei euch?« fragte mich Iz, als wir endlich genug hatten und es uns im Bett gemütlich machten.
    »Noch stehn wir nich.«
    »Hat deine Mama die Sozialfritzen angerufn?«
    »Kein Anspruch.« War wirklich so. Selbst Mama hats nich kapiert, aber wir kriegn nix.
    »Noch mal zugeschlagn?« Ich schüttelte den Kopf.
    »Besser so. Zieht dich bloß inne Gosse; dann gehts dahin.«
    »Noch bin ich da.«
    »Freut mich.«
    »Treibtn Jude heute?« fragte ich mit Absicht, weil sie manchmal zwischen uns liegt, ohne dasse da is. Also beschwor ich lieber gleich selbst diesn Geist und dann Schluß.
    »Pennt downtown.«
    »Freund?« Iz nickte. »Wie lange treibt sies eigentlich schon so?«
    »Elf war sie beim erstn Mal, sagt sie jedenfalls. Jude fing früh an.«
    »Wo treibt sie die Freier auf?«
    »Einer kennt nen anderen, der kennt nen dritten, so was gibt ne hübsche Blümchenkette mit der Zeit.«
    »Was sinnen das für Typen?«
    »Macher. Große Nummern. Typen aus der Wirtschaft. Die, denen alles gehört. Wie gesagt, Jude is wählerisch. Die geht nich mit jedem. Und wer sie kriegt, muß ganz schön abdrücken, kannste glauben.«
    »Die halten sie aus, gebn ihr Geld?«
    »Normal ja.«
    »Und Sex muß sein?«
    »Nich immer, n paar scheinen auf was anderes abzufahrn, und Jude weiß worauf.«
    »Wissn die, wie alt sie is?«
    »Jude legt zehn Jahre drauf. Hat sich gehalten, die Kleine, denken die dann. Und wenn sie dann mal angeblich dreißig is, kann sie ja wieder sagn, sie is zwanzig. Erst drauflegen, dann abziehn.«
    »Geht man doch auch drauf bei, oder?«
    »Nich schneller wie im normalen Leben, sagt Jude. Nix für mich, ich könnte die alten Säcke einfach nich anfassn, mit denen sie rummacht. Aber sie glaubt ja fest dran, daß sie eines Tages den großen Coup landet. Wir werdn ja sehn.«
    »Was zahln die eigentlich?«
    »Wird ihr schon reichn, denk ich. Warum sie jetz dauernd anschafft, is wohl die Geldumstellung. Außerdem, du weißt ja noch, wie Weez ihr die Knarre abgenommen hat?«
    »Klar.«
    »Weez hat noch mehr mitgehn lassn. Da war ne Menge Geld inner Matratze, und das fehlt auch. Keine Ahnung, wie viel, aber Jude hat in letzter Zeit immer vonner Wohnung geredet, die sie sich bald leistn kann.«
    »Zu mir hat sie davon nix gesagt«, erwähnte ich.
    »War ja auch ne Sache zwischen ihr un mir, Lo. Wir erzähln uns einfach Dinge, von denen sonst keiner was weiß.« Traurig. Das heißt ja, es gibt was über sie, das ich nie erfahrn werde, obwohl ich auch nix weitertratsche. »Weez wußte von der Kanone, aber nix vom Geld. Muß sie so gefundn habn«, sagte Iz und küßte mich. »Drum war Jude ja volle Kanne hinter Weez her; aber als Weez dann quasi übern Jordan ging, konnt sie das auch schnell wegsteckn. Die zwei warn wie zusammengewachsn, aber als Weez die Kohle nahm, zack, abgetrennt. Zeigt mal wieder, Lo, daß du komplett gaga wirst, wenn du dich auf die DCon-Tour einläßt. Dann gibts eben kein Zurück mehr.«
    Schon wieder diese Qual: Völlig allein zu sein, hier, tief drin, Anne, n Satellit auf einsamer Bahn, der die Würmer da unten auf der Erde beobachtet. S gibt eigentlich keinen Grund für dieses Gefühl, habs aber trotzdem.
    »Wie wirds enden mit uns, Iz?«
    »Gehts n bißchen deutlicher?«
    »Was wird passiern? Mit dir. Mit mir. Mit Jude.«
    »Wer solln das wissn? Das Morgen und das Heute vermischen mag schon manchmal helfen, aber nich, wenns dunkel is. Inner Nacht kannst nada machen, weckst bloß böse Geister. Denken geht besser bei Sonnenlicht, denk immer dran.«
    »Ja«, sagte ich und ließ sie los, damit ich leichter Schlaf fand. »Ich liebe dich, Schwesterherz.« Sie antwortete nich, sondern küßte mich gutnacht. Gutnacht. Gutnacht.
     

30. Juni
    Heut früh hab ich den Scheck für die Miete weggeschickt, grad noch rechtzeitig, weil hier wird bald die Kacke sauber dampfen, mein Gott, hab ich Angst. Mama steht nich mehr auf, wäscht sich nich und sonst auch nichts, stellt den Wecker nich ab, wenn er läutet. Und er läutet und läutet. Ich saß

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