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Ambient 02 - Heidern

Ambient 02 - Heidern

Titel: Ambient 02 - Heidern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Womack
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gesehn hab. Mein Zorn wuchs bei der Vorstellung, daß die Zwei vorbeigerauscht sin, während ich dalag mit meinen Schmerzn, und es war ihnen scheißwurscht.
    »Ich hab nach euch gesucht.«
    »He, wennste bei uns gebliebn wärst, hättst auch ne Gratisfahrt gekriegt. Was warn bei dir los?«
    »Nada.« Ich wollte jetz nich auspackn. »Habt ihr euch keinen Moment um mich gesorgt?«
    »Klaro, aber du warst ja woanders, was solln wir da tun? Wir hattn beide solche Schmerzn, solln wir dich da suchen gehn?«
    »Offensichtlich nich. Außerdem hast ja auf Jude auch noch aufpassn müssn.«
    »Schluß mit dem Eifersuchtsquatsch, Lo, dazu hast du keinen Grund.«
    Ich hörte, wie sie sauer wurde, aber ich stand ebenfalls unter Dampf, und der Druck stieg, je mehr ich drüber nachdenkn konnte.
    »Klar, hätt ja bloß draufgehn können, aber was schert euch das?«
    »Das schert mich ne Menge, aber wenns so gewesen wäre, hätt ich auch nix ändern können, Lo. Und Jude hat mich wirklich gebraucht. Na, eigentlich hätt sie das Auto auch selber holn können.«
    Das wars dann, Anne, da gings mit mir durch, als sie das so sagte. Ich biß mir auf die Lippn, daß ich blutete, weil ichs nich rauslassn wollte, weil ich nich wollte, daß sie erfährt, wie groß meine Wut ist.
    »Ihr wärt genauso über mich drübergefahrn, wenn ich da gelegen hätte.«
    »Von was redestn jetz?« fragte Iz, aber wenn sie nachdenken würde, dann wüßt sie schon, was ich meine, aber sie stellte sich lieber dumm. Ich legte auf. Als es wieder klingelte, ging ich nich mehr ran.
    Sobald Mama wieder daheim is, heißt es für mich Krankenschwester spielen für ne Weile, also sollte ich das, was zu erledigen ist, schon vorher erledigen. Morgen also. Er wird eine große Menge Angst zu spüren kriegen, Anne, genau die Menge, die ich rauslassen muß.
     

7. Juli
    Heut abend hab ich mich fertig gemacht: schwarze Bluse von Mama, schwarze Jeans, Turnschuhe, Pappis Softball-Schläger als Waffe. Mossbacher bleibt immer lang in seinem Laden, hat Pappi mal erzählt, mindestens bis acht. Am Tag der Unruhen muß er wohl früher geschlossen haben, oder er ist zum Essen heim, und ich hatte das Glück, ihn zu sehen, wer weiß, so stellte ich mir das vor, als ich loszog. Mein ganzes Denken drehte sich nur um Mossbacher, als ich zu Fuß Richtung downtown ging, da die U-Bahn hier auf der West Side noch nich wieder fährt. Als ich bei seiner Bude ankam, wars knapp acht, bald Sonnenuntergang. Ich stellte mich drauf ein, daß es bald dunkel sein würde, tief tief dunkel.
    Während meiner Wartezeit versteckte ich den Schläger neben den Stufen zwischen den Mülltonnen, setzte mich auf die Treppe und sah den Autos zu, die vorbeihuschten. Das war hier nich gerade ne ideale Straße für Fußgänger, ideal für mich also, weil ich ja nich scharf auf ne Unterbrechung war. Dann brannte auch noch die Lichtbirne über seiner Haustür aus, nochn Glücksfall, je finsterer, desto lieber, wenns soweit ist. Wie ich so dasaß, machte ich mir in meinem Kopf noch mal n genaues Bild von seiner Fotze wie er Mama und Pappi ausgeschimpft hat wie er gelogen hat wegen des Schecks wie er die fünf Dollar haben wollte und in mir wuchs der Druck. Für sein Tun gibts keine Entschuldigung, nada, nix. Jedesmal, wenn ich ein Klappklapp hörte, blickte ich auf, aber nie war es er, immer wer anderer, obwohls schon neun durch war. Aber ich blieb.
    Kurz bevor er endlich kam, schlug irgendne Glocke zehn. Ich stand am Gehsteigrand und vertrat mir die Beine, als er angetrapst kam, schon wieder im Selbstgespräch. Mossbacher war joggen gewesen! Er trug Shorts; ich konnte seine dünnen, häßlichen, haarigen Stelzen sehn. Als er fast an den Stufen zu seiner Haustür war, griff ich nach meinem Schläger. Er beachtete mich überhaupt nicht. Er stieg die Stufen hoch, ich dicht dahinter, den Schläger hinter meinem Rücken. Vor der Tür drehte er sich abrupt um, als sei er drauf gefaßt, von hinten angegriffen zu werden, aber als er mich sah, lächelte er bloß. Nabend wünschte er mir, ohne mich zu erkennen; das hatte ich eh nich erwartet. »Nabend!« gab ich zurück und tat so, als würde ich irgendwas auf der Straße beobachten. Niemand da, nicht mal Autos. Neu hier im Haus fragte er mich, während er die Tür aufschloß. Das Gebäude war ne alte Bude ohne Türsteher; durch die Glasscheiben konnte ich sehn, daß sich auch niemand im Flur aufhielt. »Ja.« Er machte die Tür auf. Ich blieb dicht hinter ihm; als die Tür

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