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Ambient 02 - Heidern

Ambient 02 - Heidern

Titel: Ambient 02 - Heidern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Womack
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diese Vorahnung. Und wenn ich eine Vorahnung habe, dann trifft sie meist auch ein. Hoffentlich täusche ich mich diesmal, ja, vielleicht täusche ich mich, aber wie ich bereits Mama erklärte, was ändert das an den Tatsachen?
    Wenigsten sagt der Wetterbericht für morgen schönes Wetter voraus. Da werden wir und unsere Sachen wenigstens nicht naß. Pappi hat am Wochenende frei, obwohl er nicht sicher zu sein scheint, wie lange das noch so sein wird. Herr Mossbacher hat ihm zwar zugesagt, daß er die Wochenenden nicht zu arbeiten brauche, aber Pappi ist sich sicher, daß er es sich bald anders überlegt. Wenn es soweit ist, kann Pappi nicht anders, als einzuwilligen. Pappi haßt den Gedanken noch mehr als ich.
    Gute Nacht, meine Anne. Ich rede morgen mit dir, an einem neuen Ort.
     

29. März
    Da will ich brav sein und dir jeden Tag schreiben. Und was passiert? Genau. Gestern konnte ich dir nicht schreiben, Anne, weil wir mit dem Einzug erst sehr spät fertig geworden sind. Der Umzug war viel komplizierter und angsteinflößender, als wir uns das je vorgestellt haben. Hoffentlich geht es besser weiter als es der Beginn verheißt.
    Um Geld zu sparen, hat Pappi die Anzeigen in der Village Voice durchgesehen und diesen Kerl namens VanMan angeheuert. So nennt er sich, weil er die Leute, denen er beim Umziehen hilft, in seinem eigenen Laster herumfährt. Um 9 Uhr gestern früh waren wir fertig für den Umzug, aber der VanMan ließ sich nicht blicken. Pappi rief ihn zweimal von der Lobby aus an, aber er erreichte immer nur den Anrufbeantworter des VanMan. Unser Anschluß war bereits abgeklemmt, damit wir die Nummer mitnehmen können und der Typ, der einzieht, seine eigene Nummer kriegt. Egal, um halb elf war der VanMan schließlich da. Als ich ihn sah, mußte ich mich schwer zusammenreißen, um nicht laut loszulachen, und Boob kriegte sich vor lauter Kichern kaum mehr ein. Er war so ein häßlicher alter Hippie, Anne, und trug ein Greatful-Dead-T-Shirt. Unser Türsteher hätte den Kerl nicht einmal im Rinnstein vor unserem Gebäude schlafen lassen, so heruntergekommen war er. Pappi sagte, er sei zu spät dran. Darauf der Hippie, er habe einen schlechten Lauf.
    Er half uns also, die Stühle und Kisten aus der Lobby zu tragen, dann verstaute er sie in seinem Laster. Nie hätte ich mir vorstellen können, daß da soviel hineinpaßt, aber es ging, auch wenn gegen Ende der VanMan die Sachen dort hineinstopfte, wo sie einfach keinen Platz mehr hatten und wir sie zu Bruch gehen hörten. Pappi forderte ihn auf, vorsichtiger zu sein. Darauf der VanMan, hey Alter, das setzt sich bloß, das setzt sich. Wir beschlossen, er solle jetzt losfahren, weil zwei Fahrten nötig wären, die zweite, um die Couch und unsere Betten zu holen. Mama und Boob nahmen ein Taxi und fuhren voraus zur neuen Wohnung; ich bettelte darum, mit Pappi und VanMan im Laster mitfahren zu dürfen. Mein Fehler.
    Ich saß zusammengekrümmt auf dem Boden unter dem Handschuhfach, weil zwischen Pappi und VanMan einfach kein Platz mehr war. Eigentlich wollte ich da nicht sitzen, war aber bald froh darüber, obwohl mich Pappis Knie ständig am Kopf trafen, wenn der Laster durch ein Schlagloch fuhr, was etwa alle fünf Sekunden geschah. VanMan hatte zwar keinen Lack auf seiner Karre oder etwa Türgriffe an der Innenseite, aber er besaß einen CD-Spieler. Er ließ Gregorianische Choräle dröhnen, wie ich sie aus unserem Musikunterricht kenne. Pappi bat ihn, langsamer zu fahren, aber VanMan sagte, er werde es versuchen, es sei aber wahrscheinlich nicht möglich, weil er gerade eine religiöse Ekstase durchlebe. Vor jeder roten Ampel gab VanMan Vollgas. In jeder Kurve hörten wir hinten Dinge zu Bruch gehen.
    VanMan war gehirntot, Anne, und wahrscheinlich mit Drogen vollgepumpt. Ziemlich sicher. Dann wurde es so richtig schlimm. Wir fuhren durch den Park und dann auf dem Broadway Richtung Norden. Plötzlich hielt VanMan an und sprang aus seinem Wagen. Mir war klar, daß das noch nicht die Gegend von unserer neuen Wohnung war und blickte mich suchend um. ›92. Straße‹ las ich. VanMan durchwühlte einen Haufen Sperrmüll auf dem Gehsteig und zog einen Sessel hervor. Pappi rief ihm durch das Fenster zu, was er da mache. Darauf VanMan, hey Alter, der Sessel ist große Klasse, ein Stich, den verkauf ich sofort wieder. Pappi rief, daß er ihn pro Stunde bezahle. Er solle gefälligst in seiner Freizeit wiederkommen und den Sessel holen. Ich riet ihm: »Pappi, laß den Irren.

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