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Ambient 02 - Heidern

Ambient 02 - Heidern

Titel: Ambient 02 - Heidern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Womack
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Er soll sich den Sessel nehmen, dann fahren wir weiter«, aber er hörte nicht auf mich. Er hätte es besser tun sollen.
    Die ganze Straße sah uns inzwischen zu und lachte über uns. Endlich klettere VanMan wieder in sein Auto. Wenn jemand verrückt ist, irre, Anne, dann nennen wir das auch ›der will Blut sehen‹. Und so war VanMan drauf. Als er losfuhr, drehte er die Lautstärke seines CD-Spielers bis zum Anschlag auf, und dann gab er Vollgas. Er fuhr über jede rote Ampel. Pappi flehte, er solle langsamer fahren, seine Tochter sei im Wagen, aber VanMan war das egal. Mir kam es so vor, als würde er sogar noch schneller werden. Einmal setzte ich mich etwas auf und äugte über das Armaturenbrett nach vorne, sah aber einen Bus direkt auf uns zu kommen. Pappi drückte mich wieder nach unten. Wir verfehlten den Bus. Ich hoffte, die Polizei würde den Kerl verhaften, aber nichts geschah.
    VanMan hielt erst, als wir vor der Wohnung standen. Mama und Boob warteten bereits vor der Türe. VanMan sprang aus seiner Karre lange vor Pappi und rannte nach hinten. Ich hüpfte hinterdrein und folgte Pappi zur Ladeöffnung. VanMan schwang ein großes Stemmeisen, mit dem er die Seitenwand seines Wagens malträtierte. Er befahl Pappi, den Rest der vereinbarten Summe zu bezahlen, vorher ließe er uns nicht an unser Zeug. Als Mama und Boob näherkamen, schwang er sein Stemmeisen auch in deren Richtung, als wolle er sie verprügeln, schlug sie aber dann doch nicht. Eine Menschenmenge sah dem Schauspiel zu, sagte oder tat aber nichts. Pappi gab VanMan das Geld, der schloß den Wagen auf. Dann warf er alles, so schnell er konnte, mitten auf die Straße, ohne auch nur einmal umzuschauen, wen oder was er traf oder treffen könnte. Einige der Schachteln knallten auf die Autos anderer Leute, die dann herantraten, um sich zu beschweren, aber VanMan mit seinem Stemmeisen sprang dann kurz heraus, und sie trollten sich wieder. Einer nicht, der packte Pappi am Kragen, drückte ihn gegen den Laster und nannte ihn Arschloch. Erst fürchtete ich, er würde Pappi verprügeln, dann stieg er aber nur in sein Auto und parkte aus. Dabei erwischte er eine unserer Lampen, zerquetschte sie und fuhr dann weg. Wir versuchten, das Zeug, das VanMan aus seinem Wagen schleuderte, irgendwie aufzustapeln, aber die Schachteln brachen oft auf, und der Krempel kugelte über die Straße. Dann war VanMan fertig mit Herauswerfen, stieg vorne ein und brauste davon. Sicher ist er zu seinem Sessel in der 92. Straße gebrettert. Er muß ihm sehr viel bedeutet haben. Ein paar Leute begannen uns zu helfen, als sie sahen, daß VanMan ihnen nicht mehr den Kopf einschlagen würde. Einige Hispanierinnen und zwei ältere Schwarze schleppten Schachteln herbei, die ziemlich weit weggeflogen waren. Jüngere Mädchen musterten Boob und mich. Sie waren in meinem Alter, aber taten oder sagten nichts, prüften uns nur mit Blicken. Irgendwann hatten wir alles einigermaßen zusammengetragen. Boob und Mama paßten auf unser Zeug auf, während Pappi und ich es in die Lobby schleppten. Schließlich hatten wir alles im Aufzug und fuhren unser Hab und Gut nach oben.
    Pappi rief einen anderen Kerl an, der sich Man-with-Van nennt und Möbelwagen vermietet, aber erst heute Zeit hatte. Dann telefonierte er mit dem Türsteher in unserem alten Haus und erklärte, was passiert war und wann wir kommen würden, um den Rest unserer Sachen zu holen. Pappi sah bleich aus und atmete schwer, als sei er gerannt. Erst hatte ich Angst, daß er einen Herzinfarkt bekommt, aber nachdem er sich eine Weile gesetzt hatte, sah er wieder viel besser aus.
    Als wir alles im Haus hatten, begannen wir zu überprüfen, was alles zu Bruch gegangen ist. Außer der überfahrenen Lampe waren da noch zerdeppertes Geschirr, Gläser und unsere Vorlegeplatte für den Truthahn. Mamas Lieblingsvasen waren nur noch Scherbenhaufen, und ein kleines Kästchen, das Pappi auf dem Schreibtisch stehen hatte, war gesplittert. Daß nichts Wertvolles zerbrochen ist, grenzt an ein Wunder. Pappi hatte sich die ganze Zeit über an seinen Computer geklammert, und ich hatte mir den Fernseher geschnappt, bevor VanMan ihn in die Finger bekommen konnte. Ich fragte Pappi, ob er den Kerl anzeigen will, aber er winkte nur ab und meinte, das bringe auch nichts.
    Als wir heute früh alles nochmals durchgeschaut haben, stellten wir fest, daß nicht alle unserer Nachbarn so richtig nachbarschaftlich eingestellt waren. Einige haben uns ordentlich bestohlen,

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