Ambient 02 - Heidern
ein Haus gestanden hatte. Daneben steht ein alter Wohnblock, dessen Erdgeschoß mit Betonsteinen zugemauert worden ist. Oben die Fenster, die noch ganz waren, waren mit bunten Abziehblumenbildern bedeckt, wie man sie in der Bronx sieht, wenn man durchfährt. Jude blickte sich prüfend um, ob uns jemand gefolgt war und lief dann über die Freifläche zur Rückseite des ehemaligen Wohnblocks. Dort schob sie ein schweres Holzbrett zur Seite, hinter dem einige Steine aus dem zugemauerten Kellerfenster gebrochen waren.
»Angst vorm Loch?« Es war finster und dreckig da drinnen, aber ich schüttelte trotzdem den Kopf.
»Ich mach Licht, wenn wir drin sind. Erst ich, dann du. Mir nach.« Jude ließ sich auf ihre Knie hinab und schlängelte sich Kopf voran hinein. Als sie drin war, folgte ich. Irgendwie war es furchteinflößend, aber andererseits würde sie schon wissen, was sie da tut. Es ging ebenerdig hinein, gottseidank, denn ich hatte Angst, es gehe hinunter. Und wenn man nicht weiß, wohin hinunter, ist's echt eklig.
Jude hatte plötzlich eine Taschenlampe, die sie wohl da drin irgendwo versteckt hat und jetzt einschaltete, damit wir einigermaßen sehen konnten, wo wir hinkrochen. Holztrümmer, alte Weinflaschen und Dosen waren vom Einschlupf weggeräumt worden, damit sich wohl niemand beim Hereinklettern verletzt. Jude stieg langsam eine knarzende Holztreppe hinauf, und ich folgte ihr wie befohlen. Ich hörte so tschilpende Geräusche wie von Vögeln, und die Luft war voller Staub und Dreck. Die Stufen hingen nach außen, daher war der Aufstieg schwierig.
»Früher Crack-Bude, denk ich«, meldete sich Jude. »Gehört jetzt mir, seit die Suchtbolzen die Grube haben. Als Weezie und Iz s erste mal da warn, fehlte bloß ein Stein, um Schnüffler zu täuschn.« Jude schob die Tür am Ende der Treppe gefühlvoll auf. »Schleich piano«, bat sie mich. Einige Dielenbretter fehlten und Leitungsrohre ragten aus dem Boden. Jude hielt die Taschenlampe jetzt so, daß wir genau sehen konnten, wo wir hintraten. Wir kamen in ein zweites Treppenhaus und stiegen noch ein Stockwerk höher. »Mir macht Schlüpferei ja nix aus, raus, rein, null Problemo, aber Weezie mit ihrem dicken Dominikaner-Culo bleibt stecken wien Korken«, erinnerte sich Jude, und wir lachten.
Wo wir gingen, auf den Treppenstufen und dem Handlauf also, war kein Staub, aber direkt daneben an den Seiten liegt er zentimeterdick. An den Wänden sind Graffiti und da und dort Löcher. »Weez hat geflucht bis sie blau war im Gesicht, he, kannst dir denken, wies ablief: nix wie zurück«, erzählte Jude weiter. Unter meinen Füßen knirschte es ständig. Als ich nachschaute, sah ich diese Glasröhrchen und die kleinen Tütchen, in die sie das Crack füllen. »Also, wir wolln sie rausziehen. Da lacht keine mehr. Ich schieb. Iz zieht. Aber Weezie steckt. Sag ich: ›Wie soll ichn da raus, wenn du die Tür blockierst?‹. Da plärrt Weezie mich an, he.« Jude war jetzt schon unterwegs zum 2. Stock. Hier mußten wir besonders vorsichtig sein, weil das Geländer fehlte. Ich drückte mich an der Wand entlang. Weiter vorne tschilpte und kratzte es wieder. Mir wurde klar, das waren Ratten. Und ich hasse Ratten! Aber Jude schienen sie egal zu sein, weil sie einfach weiterging.
»Weezie steckte also fest wie Winnie der Puuh«, feixte ich, weil mir der Vergleich der beiden so gefiel. Jude erwiderte nichts, als wüßte sie gar nicht, auf was ich eigentlich anspielte. Sie war jetzt schon im 2. Stock und stieß eine weitere Tür auf, durch die wir einen dunklen Raum betraten, in dem es brütend heiß war. »Rühr dich nicht!« kommandierte Jude und nahm langsam kleine Bretter aus den Rahmen der eingeschlagenen Fenster. Ein Luftzug setzte ein, als die Fenster derart geöffnet wurden, aber nur ein leichter.
»Und habt ihr sie dann herausbekommen?«
»Schaut doch so aus, oder?« grinste Jude. »Iz zieht Weezie die Hose runter und seift sie mit kalter Sahne ein. Flutscht gut. Wir drücken und ziehn. Plötzlich schießt Weezie wien geölter Furz ausm Loch. Bevor Iz dann rein is, hab ich gleich nochn Stein rausgebrochn, damits auch sicher geht. Weezie hat getobt, aber ich habs ihr dann schon gegeben.«
Der Raum hatte die Größe unseres ehemaligen Wohnzimmers. Jude machte noch zwei Fenster frei. Sie gingen hinten hinaus, Richtung 139. Straße. Eine alte Matratze, bezogen und voller Kissen, lag auf Ziegelsteinen, damit sie nicht den Boden berührte. Auf einem Tischchen, das schon x-mal
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