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Ambient 02 - Heidern

Ambient 02 - Heidern

Titel: Ambient 02 - Heidern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Womack
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verschwinden wieder im Busch.«
    »Was machen sie mit ihren Gefangenen?«
    »Was sie wolln. Ham sie genug gespielt mit den Leichen, dann werfn sie die Überreste innen Fluß. Oberböse, Lola, oberböse, glaubs mir. Nich mal Weezie geht in n Riverside Park. Und die geht überall hin.«
    »Wirklich überall?«
    »Überall!«
    »Sind die Naturals die fürchterlichste Gang der Stadt?«
    »Ach wo, die sin bloß n loser Haufn, keine Führung. Die schrecklichste Gang der Stadt sind die DCons.«
    »Wo hängen die ab?«
    »U-Bahn. Meistens in der D-Linie. Aber heißn nich deswegen DCons. Die gibts schon immer.«
    »DCons wie dekontaminieren? Wie die Fallen für die Küchenschaben?«
    »Stadtschaben sind sie, kein Vertun. Gibt nix Schlimmeres als n DCon. A-Klasse-Terroristen.«
    »Wie sind die? Was machen die?« Iz schüttelte den Kopf.
    »Bist kein Geschöpf der Nacht. Kriegst sie nich zu sehn. Besser, du weißt gar nich, daß es die gibt.«
    Ich war etwas enttäuscht, weil ich gerne mehr über die DCons erfahren hätte, aber Iz wollte nichts mehr sagen. Also ließ ich meine Blicke über den Riverside Park schweifen, aber alles blieb ruhig, keine Naturals. Wahrscheinlich waren die vielen Polizisten neulich wegen denen hier gewesen.
    »Haßt Weezie mich eigentlich stark?«
    »Weezie haßt alle gleich stark.«
    »Und warum?«
    »Weil sie nich in den Menschen lesen kann, wie sie dauernd sagt. Neue lassen sie paniken. Und hat sie genug gepanikt, dann isses Zeit für die Klinge. Drum sagn wir dir ja dauernd, du sollst piano machen, wenn Weezie da is. Die spinnt.«
    »Jude hat mir erzählt, daß Weezie alle haßt, die andersrum sind«, erwähnte ich, um zu sehen, wie Iz reagiert. Vielleicht hat sie auch was gegen Lesben.
    »Klar, sie haßt alle. Hab ich doch gesagt.«
    »Aber ich versteh immer noch nicht, warum.«
    »Warum nicht? Manche sin halt so. Ich nich. Jude nich.« Sie sah mich an und lachte.
    »Was ist jetzt los?« fragte ich.
    »Du bist hier oben einfach dermaßen am falschen Platz. Ein Goldfisch ohne Wasser.«
    »Was heißt das schon wieder?«
    »Das heißt: keinen Schimmer von der Straße. So einfach. Ich bin ja auch keine Leuchte, aber man sollte wenigstens wissen, was Trottoir is und was Fahrbahn, verstehst du?«
    An der 120. kreuzten wir zurück zum Broadway. Vor Grants Grabmal brannte ein großes Feuer. Leute standen herum. Muß eine Demo gewesen sein, weil heute keiner ein Feuer brauchte, um sich warm zu halten. »Du hast mir erzählt, du hättest beim ersten Mal bloß mit mir geredet, weil ich okay ausschaue. Was heißt das dann?«
    »Heißt, daß du okay ausschaust.«
    »Und was heißt ›okay ausschauen‹?«
    »Daß du zu freundlich wirkst. Nich wie von hier. Jude und ich heben Fallobst auf, wenn es unter die Räder kommen könnte.«
    »Ist Esther auch so eine Matschbirne?«
    »Esther is meine Cousine.«
    »Wie wurde sie schwanger?«
    »Schätze, wie alle.«
    »Du weißt, was ich meine: von wem?«
    »Ich glaub, daß sie einer vergewaltigt hat, aber sie erzählt nix, weil sie sich schämt. Muß sie auch nich. Passiert is passiert.«
    »Was sagen ihre Eltern?«
    »Nada. Vater gibts nich, und die Mutter war 14, als Esther kam. Was soll sie sagn: Hättst n Jahr gewartet?«
    »Wann ist Esther fällig?«
    »Immer noch n paar Monate, schätzt Jude. Esther hat keinen Schimmer, wie lang sie schon schwanger is.«
    Wir waren schon fast an unserer Wohnung, als ich Iz noch einmal fragte: »Also, was heißt ›gut ausschauen‹?«. Iz zuckte die Achseln und sagte: »Hübsch eben.« Dann sagte sie nichts mehr, und mir war immer noch nicht klar, ob sie nun hübsch meint oder so hübsch, daß sie mich küssen will. Je länger ich darüber nachdenke, wie sich Jude und Iz letzten Sonntag verhalten haben, desto mehr frage ich mich, ob die beiden gelegentlich auch andersrum sind. Falls das stimmt, würde mich interessieren, ob sie mich damals deswegen angesprochen hat. Ob sie erkennt, daß eine andersrum ist. Wahrscheinlich doch nicht, weil Weezie sich dann nicht mit den beiden abgeben würde. Aber vielleicht ahnt Weezie ja nichts. Ich schwieg lieber, weil ich nicht wollte, daß Iz mich für andersrum hält, falls sie doch keine Lesbe ist.
    »Magst du mit hochkommen und meine Mutter und meine Schwester kennenlernen?« fragte ich, als wir vor unserem Haus standen. »Du siehst heute so toll aus. Ich meine, natürlich siehst du immer toll aus«, verbesserte ich mich sofort aus Angst, Iz könnte mich mißverstehen. Aber sie lächelte

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