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Ambient 02 - Heidern

Ambient 02 - Heidern

Titel: Ambient 02 - Heidern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Womack
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bloß. »Gut, aber dann muß ich los.« Wir gingen hoch, und ich stellte sie Mama vor, die Iz die Hand gab. »O Schnuckel, ist das eine deiner neuen Freundinnen hier aus dem Viertel? O Isabella, es ist mir eine Ehre und ein Vergnügen, dich kennenzulernen.«
    »Sie können ruhig Iz sagn.«
    »Jedenfalls danke ich euch zwei Süßen, daß ihr mich von meiner Qual erlöst. Darf ich euch ein Glas Milch anbieten oder etwas ähnliches?«
    »Ja, danke«, antwortete ich.
    »Darf keine Milch trinken, aber trotzdem vielen Dank«, sagte Iz.
    »Warum denn nicht, meine Liebe, sie ist doch so gut für die Knochen?«
    »Lactoseintoleranz.«
    Mama lächelte: »Dann vielleicht einen Saft? Fühl dich wie zu Hause bei uns. Lolas süße Freundinnen sind mir immer willkommen.«
    »Nein danke, gnä'Frau. Ich muß jetzt loszischen«, lehnte Iz erneut ab. Ich sagte ihr noch, daß ich morgen daheim bleiben müsse, weil ich noch einiges zu lernen hätte, aber daß wir uns am Samstag sehen könnten. Iz erwiderte, daß wir dann mit Jude und vielleicht auch Weezie loszögen. Es sei an der Zeit, daß ich mal mit ihnen downtown fahre.
    Im Fernsehen fanden sie heute überhaupt kein Ende mit ihrem Gerede über die Sicherheit und falschen Bombenalarm. »Ist das mit der Lactoseintoleranz etwas, das nur Schwarze haben, Liebes?« wollte Mama wissen, aber ich hatte auch keine Ahnung. »Deine Freundin scheint recht umgänglich zu sein, Liebes. Ist sie viel älter als du?«
    »Wir sind gleich alt«, erklärte ich Mama, weiß aber nicht, ob sie mir glaubte.
    Der Tag hat ja fürchterlich angefangen, aber ist dann doch noch ziemlich schön geworden, aber bloß wegen Iz. Wenigstens habe ich herausgefunden, was mit Katherine los ist, auch wenn wir jetzt keine Freundinnen mehr sind. Es ginge mir einfach schlechter, wenn ich nicht Bescheid wüßte.
    Gute Nacht, Anne.
     

23. April
    Die Woche kriegt Pappi wieder einen Scheck in voller Höhe, also wird es auch wieder was zu essen geben außer Spaghetti. Ich habe heute gelernt, was zu lernen war, aber wahrscheinlich nicht so lange, wie ich hätte sollen. Ich konnte mich einfach nicht konzentrieren. Manchmal frage ich mich, ob ich einen Gehirntumor habe oder was.
    Boob blieb heute den ganzen Tag im Bett mit der Decke über dem Kopf. Mama war ganz aufgescheucht: »O Schnuckel, ich weiß nicht, was wir mit deiner Schwester noch anstellen sollen.«
    »Wieso? Weil sie die ganze Zeit so still ist?«
    »Ja, Engelchen, ja.« Sie erzählte mir, daß eine von Boobs Lehrerinnen sie am Montag angerufen hat, weil Boob so zurückgezogen und bedrückt wirke. Wir sollen sie zu einem Seelenklempner bringen. Die Lehrerin machte klar, daß sie nicht an Kindsmißbrauch oder ähnliches denke, daß wir sie schlagen würden oder so was, aber daß etwas ähnlich Schlimmes mit ihr los sei. Mama verbarg ihr Gesicht in ihren Händen und weinte und weinte. »Ach Schatz, wie soll das gehen? Ich versuche ja, jemanden aufzutreiben, der sie für wenig Geld annimmt, aber keiner will. Meinst du, Boob redet doch noch mit dir?«
    »Ich versuche ja, sie dazu zu bringen, daß sie den Mund wieder aufmacht. Und ich werde es weiterhin versuchen.«
    »Tu das, mein Engel, tu das, bitte.«
    Also bin ich gleich zu Boob ins Zimmer und legte mich zu ihr auf das Bett. »Was soll das, Boob? Du kannst nicht einfach aufhören zu reden. Das geht nicht.«
    »Und ob das geht.«
    »Was ist in dich gefahren, Boob? Du weißt, daß du mir alles erzählen kannst.«
    »Von wegen.« Mit diesen Worten drehte sie sich um und schwieg wieder. Ich blieb noch eine ganze Weile bei ihr, aber sie blieb still. Schließlich fing sie an, leise zu schnarchen. Also stand ich wieder auf und berichtete Mama. Die war immer noch in der Küche, hatte aber noch nicht einmal angefangen, an ihrem Manuskript zu arbeiten. »Aber mach dir keine Sorgen. Ich kriege sie schon noch dazu, daß sie wieder redet.« Natürlich weiß ich nicht, Anne, ob mir das gelingt, aber ich gebe nicht auf. »Ach, mir tut alles so leid. Was bin ich bloß für eine Rabenmutter. Wie Chrissie immer sagt!« Das geht mir vielleicht auf den Geist, daß sie sich wegen Chrissie solche Gedanken macht. Und noch mehr geht es mir auf die Nerven, daß sie es zuläßt, daß Chrissie sie soweit bringt. Es gibt einfach keinen Grund, auch nur einen Gedanken an Chrissies Gesabber zu verschwenden. Klar, es gibt auch keinen Grund, warum ich mir wegen der Mädels in der Schule Gedanken machen sollte, und ich tue es trotzdem. Aber Mama wäre

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