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Ambient 02 - Heidern

Ambient 02 - Heidern

Titel: Ambient 02 - Heidern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Womack
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hatte eine Tasche dabei, die sie auf den Tisch stellte. Es war dunkel genug, daß mir nicht klar war, ob sie mich bereits gesehen hatte oder nicht. Falls ja, hat sie wenigstens nichts gesagt. Sie langte in ihre Tasche und zog eine große Flasche Bier heraus, die sie öffnete. Der Schaum spritzte ihr über die Hand. »Bist noch viel zu jung, Weez. Wo hastn die her?« Jude.
    »Nich aus ner Bodega, nix da. Is von Koreanern downtown. Die verkaufn alles. Und an jeden.«
    »Na, fast jeden. Gib her«, verlangte Jude. Weez warf ihr eine zweite Bierflasche zu und riß eine Tüte Kartoffelchips auf. Wie man sich denken kann, stopfte sie sie handweise in den Mund und machte ihn auch beim Kauen nicht zu, damit es möglichst laut war.
    »Hier isses verdammt duster. Komm, hilf mir die Blenden hinmachn, Iz.« Jude und Iz holten Metall- und Holzteile, die sie in die Fenster steckten. »S werde Licht.« Iz zündete die Kerzen auf dem Tischchen an. Sofort war es hell im ganzen Zimmer, und wir konnten wieder gut sehen. »Vorm Pennen nehmen wir sie wieder ab, damit Luft rein kann«, sagte Jude. Spätestens jetzt mußte Weez bemerkt haben, daß ich auch da war, sagte aber immer noch nichts. »Sind sie noch beim Friedenstiften?« fragte Jude. »Machn Überstunden und erschießn die Falschen«, antwortete Weez und sah mich dabei an. »Nix neues also«, erwiderte Jude.
    »Sonst isses ruhig. Bin schon wieder weg.«
    »Wo willst n hin?« Jude.
    »Raus. Downtown.«
    »Die knalln dich ab, Weez, bleib hier.«
    »Bin nich das fünfte Rad.« Weez begann, Richtung Tür zu humpeln, das Bier in der Hand.
    »Jetz hau dich hin«, forderte Jude sie in drohendem Tonfall auf. Weez hielt einen Augenblick inne.
    »Hier drin is ne Ratte abgekratzt oder so. S stinkt jedenfalls.«
    »S Maul.« Jude. Weez setzte sich auf den Tisch.
    »Also?«
    »Den harten Trip kannst dir sparen. Du läßt den Mäc raushängn, und wir habn ein Problem, Weez. Du Hirni, jeder weiß, warum du gehn willst.« Jude.
    »Die Zeit vergeht, Jude. Was willst du? Spucks aus.« Weez.
    »Warum nagt Lola an deiner Seele?« Jude. Mir war das peinlich, aber ich hielt es für besser, mich jetzt nicht einzumischen. »S Maul auf, Mädel, eiferst du oder was?«
    »Scheiße, ich und Eifersucht.« Weez.
    »Also, entspann dich.«
    »Alles paletti. Muß mich nich entspannen.«
    »Du lügst!« Iz.
    »Bist nich allein beim Menschenlesen. Wir können das auch. Da is genug Krieg da draußen.« Jude.
    »Hier sin mir einfach zu viele Slumtouristen heut nacht. Hat der Wind wohl n Dreck reingeweht.« Weez.
    »Klappe.« Iz.
    »Hör mal, wir sin alle hier, weil Iz' Mama n Koller hat wie so mancher Stinkstiefel. Hat die zwei ohne Grund rausgeworfen. Mußt nich um den Brei rumreden, Weez, wenn du spuckn willst. Blasn oder lutschen, verstehst?«
    Weez nickte, ohne uns anzusehen. Sie knallte ihren unverletzten Fuß gegen das Tischbein, daß es krachte.
    »Der eine bringts, der andre nich.« Weez.
    »Und was heißt das?« Jude.
    »Heißt: So wie ihr das macht, kommen die Guten ins Kröpfchen und die Schlechten ins Töpfchen.« Weez.
    »Hier geht kein Tauschgeschäft ab, gut gegen schlecht.« Iz.
    »Heute heißts eh: jeder für sich. Vier von uns sin ein Großer. Leuchtet ein, oder? Kein Mensch braucht dein Gefiesel. Gib Ruh, sonst herrscht hier bald Friedhofsruhe.« Jude.
    »Noch is keiner verletzt.« Iz.
    »Würd aber helfen.« Weez, ärgerlich.
    »Blas dich nich auf, Weez.« Jude.
    »Du hast mich gedissed. Und Papas Messer is hin.« Weez.
    »Hast doch schon n neues«, behauptete Iz, aber Weez schüttelte den Kopf und trank ihr Bier aus.
    »Rückt keiner eins raus. Bei der Lage.« Dann sprang Weez ohne jede Warnung auf und ging mit der Bierflasche auf mich los. Jude schlug ihr den Arm weg, aber sie hat mich trotzdem an der Schläfe erwischt.
    Ich fiel seitwärts auf die Matratze, und während ich Iz und Jude schreien hörte, befühlte ich meinen Kopf und fragte mich, ob wohl mein Schädel eingeschlagen sei. War er nicht, weil sie mich nicht so fest erwischt hatte, wie sie eigentlich wollte, aber er tat weh genug. Vor meinen Augen blitzte es rosa und bläulich, und der Schmerz nahm zu, je länger ich da so kauerte. Als ich den Kopf mit dem Arm abstützen wollte, war die Hand gleich voller Blut. Wie sich später herausstellte, sah es nach mehr aus, als es tatsächlich war. Weez schrie wie am Spieß und schwenkte die Flasche in Richtung Jude und Iz. »Die hält sich für was Besseres! Ich weiß es genau!«
    »Laß

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