Ambient 02 - Heidern
… ?«
»Hätte ich auch nicht gedacht.« Mit Boob oder Lori habe ich schon oft gerauft, aber denen habe ich nie dermaßen weh getan. Allerdings liebe ich Boob, und Lori habe ich geliebt, also würde ich denen nie etwas antun wollen. »Ist Jude jetzt sauer auf mich?«
»Nein. Wie gehts dir jetzt?«
»Bin müde.«
»Klaro. Da«, sagte Iz und reichte mir Judes Bierflasche. »Prost.«
Ich trank also zum ersten Mal Bier, und es schmeckte scheußlich. Es war warm, und ich kriegte nach ein paar Schlucken ein übles Gefühl im Magen. Iz trank die Flasche aus, danach leerten wir die Chipstüte. Draußen ließ das Gewehrfeuer langsam nach. Wir hörten hie und da noch Sirenen, aber insgesamt wurde es bis auf den Helikopterlärm ruhiger. Bei uns herin war es unglaublich heiß geworden. Iz zog sich aus. Ich glühte auch, war aber zu verlegen, um mich auch auszuziehen und ließ daher meine Kleider an.
»Lassn wir Luft rein«, sagte Iz und blies die Kerzen aus. Danach nahmen wir die Blenden von den Fenstern. Der Luftzug war warm, aber angenehm.
»Haun wir uns hin«, sagte Iz und streckte sich auf der Matratze aus. »Willste noch wo hin?«
»Nein.«
»Warum bist dann noch angezogn?«
Da es jetzt dunkel war, zog ich mein Hemd und die Hose aus, ließ aber im Gegensatz zu Iz meine Unterwäsche an.
Die Matratze war versypht, aber es war trotzdem schön, sich endlich hinlegen zu können. Dann hörte ich aber wieder dieses Scharren in der Wand und bekam Angst vor den Ratten.
»Kommen die Ratten manchmal ins Bett?«
»Mir noch nich aufgefalln.«
Es fiel mir schwer einzuschlafen wegen all des Lärms und der Hitze. Ich lag einfach wach, betrachtete die Schatten und Lichter an der Decke und lauschte den Sirenen und Hubschraubern. Manchmal fanden deren Suchscheinwerfer ihren Weg in unser Zimmer, aber keiner leuchtete direkt herein. Ich war hundemüde, aber eigentlich auch nicht schläfrig, also lagen wir nur so da, wortlos. Ich war mir sicher, daß Iz auch nicht schlief. Wie spät es schon war, wußte ich nicht, weil auch Iz keine Uhr dabei hatte, aber jedenfalls war es bereits sehr spät.
»Wie gehts m Kopf?«
»Tut weh, läßt aber nach.«
»Und sonst?«
»Mach ich mir Sorgen. Und fühle mich schuldig.«
»Warum das?«
»Für die Art, wie ich Weez zusammengeschlagen hab.«
»War früher oder später fällig. Früher war besser.«
»Aber so bin ich nicht.«
»Wie biste nich?«
»Ein durchgedrehter Irrer. So einer, der bei der Post arbeitet, eines Tages den Rappel kriegt und alle Leute erschießt.«
»Kapiert.«
»So bin ich wirklich nicht.«
»Steckt aber drin in dir, wär sonst nich raus gekommen. Aber, s paßt schon, Lola. Aber paß auf drauf. Das is alles.«
»Das ist aber ein schrecklicher Zug.«
»Sogar die nettesten Leute tun schlimme Dinge. So is das Leben. Ich dreh auch mal durch. Jude auch. Und Weez, die könnte so n Briefträger sein.«
Iz kriegte einen Lachanfall, der mich ansteckte, auch wenn ich mich schlecht dabei fühlte.
»Bei der Post arbeiten. Mann, Mädel, du redest n Zeug.«
Es war jetzt kühler als zuvor, also kuschelten wir uns zusammen. Iz fühlte sich so samtig und warm an.
»Weez hat jedenfalls die Nase voll. Die macht dich nich mehr an.«
»Hoffentlich, aber lieber wäre es mir gewesen, sie hätte mich einfach ignoriert.«
»Jedenfalls solltn die Gangstagirls dich nich ausn Augen lassen.«
»Warum?«
»Weil du brandgefährlich bist, Mädel, so wie du dich bewegst. Aus dir wird noch n DCon, paß auf.«
»Erzähl mir von den DCons.« Iz legte ihren Mund direkt an mein Ohr.
»Hör gut zu. Hörst du was?«
»Ja.« Iz fing an, mit der Zunge an meinem Ohr zu lecken, bis es ganz naß war.
»Eklig!« rief ich und sprang hoch.
»Die DCons saugen dir das Hirn aus dem Ohr.«
»Machen die nicht!«
»Doch, das tun die!« Wir kicherten und legten uns wieder hin.
»Zähle ich jetzt zu den Death Angels?«
»Liebling, ich seh die Flügel nur so wachsn«, sagte Iz und lachte wieder. Sie legte den Arm um meine Hüfte, und ohne großes Nachdenken tauschten wir kleine Küsse aus. War das süß, Anne. Mir ging es auf einmal prächtig. Ganz friedlich war mir zumute. Wir streichelten uns gegenseitig das Gesicht.
»Der wahre Stoff, keine Lockenwickler«, sagte Iz, als sie mir mit den Fingern durchs Haar fuhr. Ihres fühlte sich an wie ein Spülschwamm, bloß in der Form langer Zöpfe. Meine Augen hatten sich inzwischen an die Dunkelheit gewöhnt. Ich starrte Iz die ganze Zeit an, weil sie so
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