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Ambient 02 - Heidern

Ambient 02 - Heidern

Titel: Ambient 02 - Heidern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Womack
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Esthers Tante. Nix zu machen. Gehn wir.« Jude.
    »Lola hat doch recht, Jude. Böse Sache, n Mädel schlagen, das n Baby im Bauch hat.« Iz.
    »Abregn, Iz, abregn. Alle Mann abregen! Wir tun, was geht. Aber was getan is, is getan. Also Abmarsch.« Jude.
    »Esther will das Baby wohl unbedingt behalten?«
    »Brauchst keine Brille, oder?« Jude.
    »Aber warum?«
    »Na, es is doch ihrs.« Jude.
    Wir folgten der Lennox bis zur 125., um dann zum Broadway hinüberzugehen. Die 125. ist so was wie die Hauptstraße von Harlem. Jede Menge Leute war unterwegs, aber alle schienen sie über die Schultern zu blicken. Die meisten Geschäfte waren geschlossen, verrammelt und vergittert, das Apollo Theater war dunkel. Auf dem Schirmdach über dem Eingang prangte eine Kontonummer, auf die man Geld für eine Wiedereröffnung einzahlen konnte. Entlang der Straßenmitte haben die Grünärsche Barrikaden aus Öltonnen und Stacheldraht errichtet, damit es schwieriger ist, die Straße zu überqueren. Dabei wurde niemand kontrolliert; es sah so aus, als hätten sie das Zeug nur aufgestellt, damit sie anderen das Leben schwer machen konnten. Auf halbem Weg zwischen Amsterdam Avenue und Broadway, wo sich ein paar Obdachlose in Decken gewickelt oder in Schachteln verkrochen hatten, erblickten wir eine Gang von Jungs. Jude und Iz kannten ein paar von denen und riefen ihnen etwas zu.
    »Yo, was liegt an?« fragte Jude, als sie auf die Jungs zuging. Einige klatschten sie ab, als sie ihre Hand ausstreckte, andere ließen die ihren in den Hosentaschen und wippten auf den Zehen hin und her, richtige Macker. Alle waren schwarz, bis auf einen kleinen Jungen, der weiß war – ein Albino. Seine Haut war crèmefarben, die Haare orange, seine Gesichtszüge extrem negroid. Vom Alter her waren sie meiner Schätzung nach etwa so alt wie wir oder jünger, zumindest waren Jude und ich größer als der Rest, bis auf einen jedenfalls, der ein Basketball-Trikot trug, dürrer Typ, aber alles Muskeln. »Auf der Suche nach Beute oder nur zum Scheiß unterwegs?« fragte Jude. Das sei jetzt ja wohl nix mit Beutemachen, meinte ein Junge und neigte den Kopf Richtung Soldaten. Die waren zwar nicht feuerbereit, beobachteten uns aber haargenau. Die Jungs grinsten, sie seien superbrav drauf.
    »Das is Lola. Lola, der heißt Robert, der Charles, dort ist Kwame«, stellte mich Iz vor. Der Große knurrte, er heiße Billy B. Der Albino sagte gar nichts. Billy B stellte ihn vor als den häßlichen Scheißer namens Choker. Choker lächelte ein Lächeln voller goldener Zähne. Von seinem Mund über die Wange bis zu seinem Ohr verläuft eine große Narbe. Der ist nicht bloß häßlich, Anne, der ist quattrohäßlich.
    »Und was soll Choker heißen?« fragte ich. Er grinste weiter, sprang plötzlich Billy B auf den Rücken, legte ihm den Arm um den Hals und drückte zu. Die beiden fielen zu Boden, alle lachten. Unser Meisterwürger und Hofnarr, stellte ihn Billy B erneut vor, als sie wieder hochkamen. »Völlig knülle!« kommentierte Jude. Choker staubte seine Jacke aus und verzog sich Richtung Obdachloser. »Wart ihr uptown?« wollte Jude weiter wissen. Die Jungs stießen ein »Ja« hervor, so verdruckst, wie Jungs halt manchmal so reden. Ja, sie seien oben gewesen, bestätigte auch Billy B. »Was gabs?« Weez und Blood T. hätten sie gesehen. »Was weiter?« Die seien scharf gewesen auf Action, droben in Washington Heights. Weez sei wohl jetzt zu alt für Messer, meinte Billy B. »Soll heißn?« Na, sie trägt jetzt eine. »Eine was?« Schweres Kaliber. »Was hat sie gekriegt?« Ein Gewehr, sagte Billy B., sie sei jetzt unter die Schützen gegangen. »Gewehr?« Jude fielen die Augen raus, und ihr Mund klappte auf.
    »Was soll man davon halten?« fragte Iz.
    »Weiß der Teufel.« Jude.
    »So blöd kann Weez doch nicht sein, oder?« Iz.
    »Jedenfalls blöder als ich dachte. Scheiße, ich muß mich darum kümmern. Sie weiß ja nich mal, wie man schießt.« Jude.
    »Seh ich auch so. Hau ab!« Iz.
    Jude ließ ihre Augen über die Soldaten auf der anderen Straßenseite wandern. »Wo komm ich durch?« fragte sie Billy B., der »Broadway« sagte. »Dann bis dann«, rief Jude, lief nach Westen und verschwand. Sie lief so schön wie eine pfeilschnelle Gazelle.
    Links von uns flammte plötzlich etwas auf, dazu Unruhe. Choker hatte die Hose eines Obdachlosen angezündet. Der Mann wälzte sich auf dem Gehsteig, um die Flammen zu ersticken, während ihm die anderen Männer dabei zusahen. Die

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