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Ambient 02 - Heidern

Ambient 02 - Heidern

Titel: Ambient 02 - Heidern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Womack
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stellte Thatcher fest. »Klären Sie den Fall Jensen, wenn's zu schaffen ist, bis Montag auf. Bringen Sie die Polizei dazu, falls nötig, zweckdienliche Verhaftungen vorzunehmen.«
    »Wir haben ermittelt, was sich bei solchen Vorkommnissen im allgemeinen herausfinden läßt«, sagte Gus. »Es kann sein, daß der tatsächliche Attentäter sich als unaufspürbar erweist.«
    »Wäre bestimmt nicht das erste Mal«, kommentierte Thatcher und musterte Gus, bis der Sicherheitschef fortblickte.
    »Wir müssen uns noch mit soviel anderem befassen«, betonte Susie noch einmal, rieb sich die Stirn, als schaltete sie ihre Gehirnwellen auf Geschäftsdenken um; kaum schlüpfte sie in ihre normale Funktion, fing sogar ihre Redeweise sich zu verändern an. »Was steht hinsichtlich Interlage auf der Tagesordnung? Also, nun mal hergehört!« Interlage bedeutete in unserem sparsamknappen Kurzjargon ›internationale Lage‹. Thatcher schüttelte, offensichtlich mit all den häßlichen Neologismen unzufrieden, den Kopf.
    »In unserer Anlage in Vancouver lagern sechzehn Komma acht Millionen zur Vernichtung bestimmte Liter«, sagte Bernard, indem er von einem anderen Computerausdruck ablas. »Entschuldigung, zur Verteilung.«
    »Als was?« erkundigte sich Thatcher. »Flüssiger Krebserreger?«
    »In dem Fall könnte ich mir nicht mal so 'n Schleudergeschäft vorstellen«, gab Bernard, das Kinn in die Hand gestützt, zur Antwort. »Nennen wir's einfach Wohltätigkeit.«
    »Dritte-Welt-Abschreibung«, sagte Susie. »Weiter.«
    »In Caracas wird die Dryco am ersten Januar die Produktion wiederaufnehmen …«
    »Am fünfzehnten Dezember«, sagte Susie.
    »Hat man dort je aufgedeckt, was eigentlich vorgefallen ist?« wollte Thatcher erfahren.
    »Schwere Werkshavarie«, lautete Bernards Auskunft. Das war eine reine Vermutung; fragen konnte man niemanden, weil es keine Überlebenden gegeben hatte. Ich starrte Thatcher ins Gesicht, als könnte ich darin die Zukunft vorausschauen, mußte jedoch einsehen, daß ich als Seherin keine Zukunft hatte. Seine Handlungen blieben stets unberechenbar, aber seine heutige Schrulle – daß er alle Neigung zeigte, einem Lehrer im Getto Avancen zu machen – zeichnete sich durch besondere Rätselhaftigkeit aus. Über seine vordergründigen Behauptungen hinaus konnte ich in seinen Absichten keine höheren Zwecke erkennen.
    »Was ist das, was mir da über 'ne Verzögerung beim Mauerbau zu Ohren gekommen ist?« fragte Thatcher. »Worum dreht's sich dabei?«
    »Den Fluß.« Arbeitslosenhilfeempfänger bauten an einem Damm, der im Fall, daß die Prognosen über die Folgen des Treibhauseffekts sich als akkurat herausstellten, die Stadtmitte vor Hochwasser schützen sollte. Verweigerten sie die Arbeit, strich die Regierung ihnen die Unterstützung; pro Zwölfstundentag zahlte man ihnen drei Groschen. Für freie Stellen, wie sie dauernd entstanden, gab es eine zweimonatige Wartezeit. »Im Herbst sind die Gezeitenfluten höher als erwartet ausgefallen. An der Cortlandt Street finden sie kein Muttergestein mehr. Keine Frau Schiefer oder so was.« Bernard schwieg, als erhoffte er sich eine andere als die Nullreaktion, die er mit seinem Gewitzel erzielte, ehe er weiter aus seinem Informationsfundus las. »In vierzehn Metern Tiefe sind sie auf Treibsand gestoßen. Die Geologen bestehen darauf, daß erst zusätzliche Untersuchungen durchgeführt werden …«
    Thatchers Finger tippte auf mein Knie, als wollte er prüfen, ob mein Fleisch verdorben sei. Er steckte mir unterm Tisch einen Zettel zu.
    »Haken Sie deswegen nach, Bernard, ich will wissen, wie die Einschätzung lautet.« Möchte dich heute abend treffen, stand auf dem Zettel. Ich kritzelte meine Antwort auf die Rückseite und reichte ihm das Papier zurück, beobachtete im Augenwinkel die Wirkung. Thatcher beglotzte den Zettel, die dunklen Augen nahmen einen Ausdruck der Stierheit an. Man hätte seinen Gesichtszügen Übereinstimmungen mit Lincolns Miene nachsagen können, wäre Lincoln zwanzig Kilo schwerer und bartlos gewesen, hätte die Haare im Nacken zu einem kurzen Pferdeschwänzchen gebunden getragen. »Einfach vorsichtshalber. Guten Glaubens kann man sich auf niemanden verlassen.«
    Heute abend nicht, hatte er auf der Rückseite des Zettels gelesen.
     
    Ich willigte ein, nach der Arbeit mit den anderen etwas trinken zu gehen; gewöhnlich zügelte Thatcher, solange Susie ihn begleitete, seine Leidenschaft. In dieser Jahreszeit fand ich mich mit der Gesellschaft

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