Ambient 03 - Ambient
südlichen Turmes war noch von Rauch eingehüllt, wo die letzte Explosion stattgefunden hatte. Unsere Geschäftsräume befanden sich im nördlichen Turm, ebenso wie Mister Drydens Stadtwohnung. Zur Rechten der Türme standen nahe am Flußufer die Anfänge der Flutmauer. Als die Möglichkeit des Grüns sich vor Jahren zur Wahrscheinlichkeit verdichtete, nahm die Stadt ein Darlehen beim Alten Mann auf, um das südliche Ende von Manhattan mit einer fünfzehn Meter hohen Mauer zu umgeben. Die Geldmittel waren nicht weniger flüssig als die Wasser, die es abzuwehren galt, und wurden größtenteils in andere Kanäle geleitet. Die Flutmauer verlief nur von den Türmen des Trade Centers südwärts zur Battery. Traditionelle amerikanische Handwerkskunst war in den Bau der Mauer eingegangen, und so war sie größtenteils zusammengebrochen.
»Ich weiß einfach nicht«, sagte ich nach einigen Minuten.
»Sie wollen sich nicht verbessern?«
»Das schon.«
»Eine bessere Wohnung in einer besseren Gegend. Sie können von der Abnormitätenschau dort unten wegziehen.«
»Mir gefällt's, wo ich wohne«, sagte ich; das war nicht ganz richtig, nicht mehr. Ich wohnte gern mit Enid zusammen, und ihr gefiel es, wo wir wohnten.
»Ich kann es nicht mal ertragen, an diese Ambienten zu denken«, sagte er und erschauerte. »Die richtigen, meine ich.«
Mister Dryden wußte, daß meine Schwester eine Ambient war, eine freiwillige; das war ihm schon viele Male von denjenigen gemeldet worden, die sich selbst voranzubringen hofften.
»Ich habe mich an sie gewöhnt«, sagte ich.
»OM«, sagte er, »Sie haben keine Ahnung, wie vielen Sie helfen werden, wenn Sie dies tun.«
»Angenommen, ich tue es«, sagte ich. »Jemand muß es ausbaden. Selbst wenn ich es tarne, wird man uns verdächtigen …«
»Sie können mich nicht antasten«, sagte er.
»Aber mich«, entgegnete ich; es war nicht die Polizei oder die Armee, die uns Sorgen machte, sondern die Wächter und Anhänger des Alten Mannes, die an ihre eigenen Interessen zu denken hatten; und einige von ihnen waren noch vollkommener als Jake, wenn es um Disziplin ging.
»Sie werden sich danach verborgen halten, auf mein Verlangen«, sagte er. »Außer Landes. Für ein paar Monate, bis wir reorganisieren können. Ein paar feuern, hier und dort.«
»Trotzdem …«
»Hören Sie meinen letzten Vorschlag und entscheiden Sie!« sagte er. »Sie werden bei diesem Vorhaben selbst Hilfe gebrauchen. Ich scheide aus den offensichtlichen Gründen aus. Trauen Sie keinem da draußen.«
»Jimmy?« fragte ich.
»Mehr in seiner Tasche als in meiner. Sie werden jemand brauchen, der flink ist, mit scharfem Verstand. Vertrauenswürdig. Reiselustig. Jemand, mit dem Sie gut zusammenarbeiten. Vielleicht nicht so helle wie Sie, damit Sie nicht in den Schatten gestellt werden.«
»Wer?«
Er zeigte zum Vordersitz durch die klare Trennscheibe. Der Wagen war breit und der Sitz entsprechend; Avalon lag darauf, Knie und Ellbogen angezogen und schlief, das Gesicht Jimmy zugekehrt. Ihr Hinterteil war wie für eine Computerwerbung hinausgereckt. Ich war so elektrisiert, daß mir die Farbe ins Gesicht schoß. Jimmy lenkte unseren Wagen auf die Rampe, die zur Tiefgarage hinabführte, und Avalons Gestalt verlor sich in Dunkelheit.
»Avalon?«
»Wie beschrieben«, sagte er, keine erkennbare Gefühlsregung im Tonfall. Dies schien allzusehr wie einer von meinen Träumen zu sein; ich merkte, daß meine Einwände erlahmten.
»Aber …«
»OM«, sagte er, »es ist Zeit für viele Veränderungen. Ihre Zärtlichkeit unterhält mich nicht mehr. Ich sehe, wie Sie sie sehen. Sehe, wie sie Sie sieht. Nichts als das Wirken der Natur. Heute früh sah ich, wie Sie einander umarmten, nach der Konferenz. Selbst wenn ich die Augen schließe, sehe ich.«
»Ich denke mir, Sie würden nicht sehr glücklich darüber sein …«
»Bin ich nicht, auf Ebene eins. Auf Ebene zwei ist es, wie gesagt, Zeit für viele Veränderungen. Es hat keinen Sinn, zu behalten, was man nicht hat.«
Unter dem nördlichen Turm gab es eine schwer bewachte Tiefgarage und wir wurden eingelassen. Jimmy fuhr den Wagen in den Lastenaufzug. Auf sein Signal schwebten wir aufwärts, sicher in unserer Kammer.
»Also …«
»Sie wird helfen, danach«, sagte er.
»In welcher Weise?«
»Am Samstag wird sie sagen, daß sie in der Stadt einkaufen will. Sie machen ihren Leibwächter. Ein Wachmann aus dem Landhaus wird Sie fahren. Unterdessen kommt die vorbereitete Aktion
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