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Ambient 03 - Ambient

Ambient 03 - Ambient

Titel: Ambient 03 - Ambient Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Womack
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Schändung allzu ähnlich gewesen; ich hob die Hand mit dem Wissen, daß ich mich am übernächsten Morgen, in Leningrad, unbesorgt zu ihr legen konnte. Ich stand auf, trat zurück, schlüpfte wieder zur Tür hinaus und zurück in mein Zimmer.
    Nachdem ich meinen Wecker auf zehn gestellt hatte – die übliche Aufstehzeit auf dem Landsitz –, legte ich mich wieder schlafen und träumte nicht mehr. Um zehn stand ich wieder auf und ging hinunter zum Frühstück. Als ich in den Speisesaal kam, sah ich, daß Avalon, der Alte Mann und Mister Dryden bereits da waren.
    »Dachte mir, Sie würden Ruhe brauchen«, murmelte Mister Dryden mir zu, als ich mich neben ihm niederließ. Ich lächelte. Das Frühstück war immer eine intime Angelegenheit; einschließlich der Vorkoster, Stellas und der vier Hauswächter waren wir nur elf.
    Der Alte Mann beschäftigte sich mit verschiedenen Landkarten und graphischen Darstellungen, die er beim Essen mit Toastkrümeln, Eigelb und Marmelade bekleckerte.
    »Sieh dir das an!« sagte er und schnippte eine Zeichnung mit anhängendem Ausdruck über den Tisch zu Mister Dryden. »In solch einem Haus bekommst du deine neue Stadtwohnung.«
    Mister Dryden nahm die Zeichnung und betrachtete sie. Sie zeigte ein U-förmiges, sechsstöckiges Wohnhaus mit einem Gartenhof, der von zwei steinernen Löwen bewacht wurde. Die getönten Fenster im Erdgeschoß hoben sich geschmackvoll von den gelben Ziegeln ab.
    »Wo ich bin, paßt es mir«, sagte Mister Dryden.
    »Wird es nicht mehr, wenn das Wasser zu den Fenstern hereinkommt.«
    »In der Fifth bin ich im dreißigsten Stock. In den Türmen …«
    »Sieh dir dieses Haus an. Der Architekt sagt, es sei genau wie 1928.«
    »Einschließlich Parabolantenne?« fragte Mister Dryden; sie war rot mit weißem Rand.
    »Wenn es 1928 Parabolantennen gegeben hätte, wären sie genauso gewesen; da bin ich ganz sicher.«
    »Leicht hineinzukommen, von vorn«, sagte Mister Dryden. »Zum Stadtleben gehören Risiken, aber …«
    »Zwischen den Stockrosen und den Zinnien«, sagte der Alte Mann und zeigte zu den Blumenbeeten des Garten, »liegen die Minen.«
    »Das erzähl mal dem Gärtner!«
    »Wohnhäuser wie dieses werden überall entlang dem Grand Concourse errichtet oder wiederaufgebaut«, sagte der Alte Mann. Ich vermutete, daß Mister Drydens künftiges Stadthaus das einzige sein würde, das mit Abschußvorrichtungen für Flaraketen ausgestattet sein würde. »Die neue Fifth Avenue. Auf dem Mittelstreifen werden Straßenbahnen verkehren. Busse auf den Seiten. 1A-Fahrspuren weiter zur Mitte, wie immer. Südlich der 161. werden Kaufhäuser und Ladengeschäfte vermietet. Bloomingdales, Saks-Mart. Nur das Beste.«
    »Was ist eine Straßenbahn?« fragte Stella; ihre purpurnen Lidschatten waren farblich auf das Kopftuch abgestimmt, das sie sich wie eine Kette zum Zuschlagen um die Taille gebunden hatte.
    »Es ist wie …ah …wie eine …« Der Alte Mann brach ab; sein Beschreibungsvermögen war momentan überfordert. »In San Francisco gab es welche. Vor dem Erdbeben.« Stella, offensichtlich unaufgeklärt, ließ das Thema fallen.
    »Gib mir den Schinken«, sagte Avalon und streckte die Hand aus.
    »Iß lieber was anderes«, sagte Mister Dryden, der um Gebratenes einen Bogen machte.
    »Gib mir den verdammten Schinken«, sagte Avalon; ich tat es.
    »Du mußtest Lope gestern in die Luft jagen?« fragte der Alte Mann mit einer jener wundervoll unvermittelten Richtungsänderungen, die Tischgespräche hier so unberechenbar machten. Mister Dryden schien desinteressiert; aber der Kaffee schlug Wellen in der Tasse, die er hielt.
    »Unsere Hilfe blieb aus«, sagte er. »Er wollte sich mit Marielize arrangieren. Tragisch aber notwendig.«
    »Marielize was? Atlantic City? Was hatte er dazu zu sagen?«
    »Sie haben jetzt vier Strandkasinos kaputtgemacht. Nach außen hin sauber, keine Spuren hier und dort. Vier weitere haben sie im Schwitzkasten.«
    »Wie machen sie denn das?«
    »Das übliche. Brandsätze, Schüsse in Kniescheiben, Kindesentführungen, Ehefrauen öffentlich vergewaltigen und massakrieren. Vor zwei Wochen überfielen sie den Nachtchef von Caesars und verstümmelten ihn mit einer Handsäge.«
    »Sie sind unzivilisiert, das ist wahr«, sagte der Alte Mann. »Deshalb schlossen wir den Waffenstillstand mit diesen Zuchthäuslern. Anders wird man mit denen nicht fertig. Was schlug Lope vor, womit du nicht einverstanden warst?«
    »Er wollte ihnen regelmäßige Schutzgebühren

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