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Ambient 03 - Ambient

Ambient 03 - Ambient

Titel: Ambient 03 - Ambient Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Womack
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zahlen. Sie absahnen lassen.«
    »Und?« sagte der Alte Mann. »Laß sie!«
    »Wir müssen dort im Geschäft bleiben.«
    »Bei Springflut steht die Strandpromenade jetzt unter Wasser.«
    »Propaganda, Vater. Das Grün ist alles Propaganda. Schwarzmalerei. Eigentum läßt sich nicht aufheben.«
    »Doch – wenn es auf dem Meeresgrund liegt.«
    »Die Sache ist indiskutabel«, sagte Mister Dryden. »Du kennst ihre Wochengebühren. Wie die Dinge liegen, zahlen wir drauf. Mariel kassiert. Uns bleibt nichts, nada.«
    »Wir brauchen es nicht.«
    »Keine Einnahmen mehr, die du in der Bronx verbraten kannst.«
    »Ich brauche kein Geld in neue Aquarien zu stecken. Es gibt noch viel zu kassieren.«
    »Nicht mehr allzu lange«, sagte Mister Dryden. »Viel länger können wir die Bronx nicht finanzieren.«
    »Dummes Zeug.«
    »Aber Atlantic City ist …«
    »Scheiße. Wenn Lopes Jungs es wollen, wenn Mariel es hat, interessiert es mich nicht die Bohne.«
    »Mähen oder gemäht werden, Vater. Gib ihnen jetzt Geld, und wir werden später doppelt draufzahlen.«
    »Werden wir?«
    »Ich sage hart bleiben und den Spieß umdrehen.«
    »Du kapierst nicht, Junge. Wir werden noch in der Bronx engagiert sein, lange nachdem wir beide tot sind. Da oben gibt es Gebäude, die könntest du heute nicht mal mit meinem Geld bauen. Eine nagelneue Stadt.«
    Mister Dryden stützte den Kopf in die Hände; nach seiner Blässe zu urteilen, würde er bald Auffrischer brauchen.
    »Bäume in jeder Straße, Junge«, fuhr der Alte Mann fort. »Gib der Bronx vierzig Jahre. Da wird mehr Geld eingehen als tausend Buchhalter stehlen könnten. Es ist ein großer Traum, gewiß, aber ein solider.«
    »Ein verrückter«, sagte Mister Dryden.
    Der Alte Mann streichelte Stellas Beine, richtete sich auf und faßte seinen Sohn ins Auge. »Und ich nehme an, du würdest sagen, der Traum sei so verrückt wie der Träumer?«
    Mister Dryden sagte nichts.
    »Von einem bekifften Matschkopf wie dir würde ich mir nicht gern Geistesverwirrung nachsagen lassen.«
    »Ein Irrtum!« Mister Drydens Knöchel wurden weiß, als er die Finger in die Polster krallte, auf denen er saß.
    »In letzter Zeit hast du nichts getan als herumzusitzen und das Fett des Landes in dein eigenes zu verwandeln. Wenn du dir nicht die ganze Zeit in die Hosen scheißen würdest, weil jemand etwas kriegt, was wir nicht wollen, und zu Preisen, die wir nicht zahlen, könntest du manchmal was zuwege bringen. Aber nein, du sitzt bloß auf deinem Arsch, schluckst LSD und was nicht alles, koberst herum …«
    »Ich versuche das Unternehmen in Spitzenform zu halten …«
    »Da bin ich mir nicht so sicher, Junge. Ganz und gar nicht sicher.«
    »Was soll das heißen?«
    »Daß ich nicht weiß, wie lange ich mir noch leisten kann, den ganzen Laden von einem Koksschnupfer leiten zu lassen«, sagte der Alte Mann. »Es könnte einfach nötig werden, daß ich wieder anfange, mich um den Alltagskram zu kümmern. Ich fange an zu denken, daß dies alles eine schlechte Wirkung auf dich haben könnte.«
    »Das hat mit unserem Thema nichts zu tun!«
    »Doch. Es könnte sein, daß ich die Dinge wieder ins Lot bringen muß. Die Verhältnisse so regeln, daß du nicht mehr so viel Gewicht hast. Daß du nichts Komplizierteres zu tun hast als scheißen zu gehen. Meinst du, daß du damit wenigstens allein fertig werden kannst?«
    »Verfluchter alter …«
    »Wahrscheinlich nicht. Nun, ich glaube, ich kann alles andere übernehmen. Ist schon Jahre her, aber ein alter Hund vergißt seine Tricks nicht.«
    »Tricks, die er nie gekannt hat.«
    »Wieso das, Junge?«
    »Mutter hat die Tricks im Kasten gehabt«, sagte Mister Dryden. »Und du hast Männchen gemacht und um die Brocken gebettelt.«
    Beide schienen drauf und dran, einander an die Gurgel zu fahren; ich hielt mich bereit, einzugreifen. Keiner von beiden hatte schärfere Waffen als Gabeln und Buttermesser in Reichweite, aber die konnten ausreichen, wenn sie richtig eingesetzt wurden.
    »Kann ich einkaufen gehen?« fragte Avalon plötzlich und wischte sich Eidotter von den Mundwinkeln. »Ich würde gern bleiben und zuhören, wie ihr zwei den ganzen Tag aufeinander herumhackt, aber …«
    »Natürlich kannst du, Kindchen«, sagte der Alte Mann. »Wir bereinigen unsere Meinungsverschiedenheiten sowieso besser unter vier Augen. Nicht wahr, Junge?«
    Mister Drydens Blick flog zu mir, dann wieder zu Avalon. »Du wirst Schutz brauchen. O'Malley, gehen Sie mit.«
    Ich nickte und stand auf.

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