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Ambient 03 - Ambient

Ambient 03 - Ambient

Titel: Ambient 03 - Ambient Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Womack
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Die Frühstückstafel war aufgehoben; die weiße Tischplatte sank hinab in die Küche. Avalon ging auf ihr Zimmer, sich umzuziehen. Als ich in der Eingangshalle stand und auf ihre Rückkehr wartete, kam Mister Dryden.
    »Alles in Ordnung?« fragte ich.
    »Sehen Sie, was ich meinte?« sagte er mit bekümmertem Kopfschütteln. »Bekloppt wie ein Kotelett.«
    Ich hielt es für das Sicherste, zustimmend zu nicken.
    »Wir setzen das Gespräch im Arbeitszimmer fort«, sagte er. »Ich werde mich pronto absetzen, versteht sich. Vorher.«
    »Gut.«
    »Alles bereit?« fragte er.
    »Klar.«
    »Kennen Sie die Stelle?« Ich nickte. »Dann in sechs Wochen«, sagte er und schlug mir auf die Schulter. »Viel Spaß!«
    Avalon kam die Treppe herab, ganz Vision und Entzücken. Sie war ohne Perücke und trug einen gelbbraunen Pullover, knielange braune Stiefel mit flachen Absätzen und hautenge Jeans. In der Rechten hielt sie ihre große Schultertasche.
    »Ich habe mein Geld«, sagte sie und klopfte auf ihre Hüfttasche; daß sie etwas in den Taschen untergebracht haben konnte, war erstaunlich. »Fertig?«
    »Also los!«
    Wir schlenderten hinaus, als ob wir uns zu einer Spazierfahrt aufmachten. Butch wartete draußen neben einem der älteren Wagen, einem dunkelblauen Plymouth, mit dem, wie ich mich zu erinnern glaubte, Mister Dryden das Fahren gelernt hatte. Wir stiegen in den Fond und schlossen die Türen. Als wir die Zufahrt hinunterrollten, drückte Avalon den Knopf, der die Trennscheibe zwischen uns und den Vordersitzen emporhob.
    »Warum fährt uns Jimmy nicht?« fragte sie.
    »Ich sagte dir, Mister Dryden traut ihm nicht. Wahrscheinlich möchte er ihn im Auge behalten.«
    »Was weiß Butch?«
    »Nichts, nehme ich an. Er wird uns rechtzeitig absetzen und hierher zurückgerufen.«
    Avalon lächelte, legte ihre Hand auf mein Knie. Ich streichelte ihre schlanken Finger.
    »Wie steht's mit Gepäck?«
    »Koffer für uns sind im Flugzeug.« Wir sollten auf dem Aeroflot-Terminal in Newark eine firmeneigene Düsenmaschine nehmen und ohne Zwischenlandung nach Leningrad fliegen.
    »Wo bleiben wir, wenn wir dort ankommen?«
    »Ein Vertreter von Gorki-Detroit hat eine Datscha dreißig Kilometer außerhalb der Stadt. Man sagte mir, es sei dort sehr hübsch.«
    »Wir werden nicht in der Stadt sein?« fragte sie. »Ich habe hier schon genug vom Land. Wir sollten nach London gehen.«
    »Zu viele Krawalle«, sagte ich. »Du wirst einkaufen gehen können, keine Sorge.«
    Butch beäugte uns durch den Rückspiegel; verstohlen schob ich ihre Hand von meinem Knie. Sie legte sie ebenso verstohlen wieder darauf. Eine Weile beschäftigte mich die Sorge, daß unser Gespräch abgehört werden könnte; es schien jedoch unwahrscheinlich. Keiner von den älteren Wagen hatte Abhörwanzen als Standardausrüstung, und ich hielt es nicht für wahrscheinlich, daß einer der beiden Drydens sich die Mühe gemacht haben würde, von Jimmy eine anbringen zu lassen.
    »Du wirst nicht frieren«, sagte ich.
    »Du wirst mich warmhalten«, sagte sie und schob ihre Hand zwischen meine Schenkel. Wir bogen in die Landstraße ein, die zur Sägemühle führte. Erst wenn wir russischen Boden unter den Füßen hätten, würde ich mich absolut sicher fühlen; immerhin war ich mit Avalon, jetzt und in Zukunft, und ich hatte nichts weiter getan als jemanden getötet, gegen den ich persönlich nichts hatte, jemanden, der aber imstande war, jederzeit jemandem etwas zu tun. Ich legte ihr den Arm um die Mitte und rückte näher, zwang meine Gedanken, dorthin abzuschweifen, wo sie sein sollten.
    »Hattest du heute morgen Schwierigkeiten?« fragte sie mit gedämpfter Stimme. Butch hatte das Radio eingeschaltet, und es war nicht einfach, sie durch Geräusch zu hören, das sich anfangs als atmosphärische Störungen ausgenommen hatte, sich nach längerer Berieselung sich jedoch als eine jener Nummern herausstellte, die von tüchtigen Programmierern und hochmodernen Chips erzeugt wurden.
    »Nein.«
    »Warum bist du dann nicht zu mir ins Bett gekommen?« fragte sie.
    »Wann?«
    »Heute früh«, sagte sie. »Es wäre wahrscheinlich nicht ganz sicher gewesen, aber trotzdem …«
    »Du warst wach?«
    »Natürlich. Meinst du, ich würde bei der Kälte, die der Herr Papa in dieser Gruft bevorzugt, ohne Decke schlafen? Ich wollte deine Aufmerksamkeit erregen.«
    »Das gelang dir. Wann wachtest du auf?«
    »Als du die Treppe hinuntergingst. Warum hast du nur hereingeschaut?«
    »Ich war …« Ihre

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