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Ambient 03 - Ambient

Ambient 03 - Ambient

Titel: Ambient 03 - Ambient Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Womack
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Gartenzwergen, den Stiefelabsatz auf der Brust einer nackten Frau. Sie lag mit gespreizten Beinen auf dem Rücken; der Rest seiner Kompanie, so schien es, hatte die Gewehrläufe in sie gesteckt. Unter dem Bild war eine Notiz befestigt: Täglich Gewehr reinigen. zentrale; die Fenster waren mit Spitzengardinen versehen. Als ich hinein wollte, vertraten mir zwei Militärpolizisten den Weg, und jeder hielt mir die Mündung seiner Maschinenpistole unters Kinn. Ich wedelte wieder mit meiner Karte und ließ sie überprüfen.
    »Ist Oberst Willis da?« fragte ich.
    »Jawohl, Sir«, sagte einer von ihnen. »Im Büro. Melden Sie sich beim Empfang.«
    »In Ordnung«, sagte ich.
    »Tut uns leid«, entschuldigte sich der andere. »Man kann nicht zu vorsichtig sein, Sir.«
    Ein Toter, mit Sprengstoff präpariert, kracht genauso laut wie ein Lebender, aber ich sah keine Notwendigkeit, die Armee Kniffe zu lehren, und ging hinüber zum Empfangsschalter. Dort saß ein junger Leutnant in Gesellschaft mehrerer Unteroffiziere und eines weiteren Leutnants vor dem Fernseher.
    »Oberst Willis, bitte«, sagte ich mit erhobener Stimme, um mir durch die Lautstärke des Fernsehers Gehör zu verschaffen. Daß die ganze Armee nicht längst taub war, blieb mir ein Rätsel.
    »Psst!« zischte einer. »Wer will was?«
    »Seamus O'Malley«, sagte ich, »für Thatcher Dryden.«
    Der Leutnant verständigte augenblicklich das Büro des Obersten. »Dryco, Sir.«
    Das Knistern und Krachen aus der Gegensprechanlage machte es schwierig, irgend etwas zu verstehen. Der Leutnant schlug mit der Handfläche darauf.
    »Sie können hineingehen, Sir«, sagte er. Als ich weiterging, warf ich einen Blick zum Gegenstand ihrer Aufmerksamkeit, um zu sehen, was sie so faszinierte. Die Nachrichten waren an; der Bildschirm war durch die aufliegende Rußschicht kaum zu sehen. Es lief gerade ein Filmbericht über eine Hinrichtung – in welchem Staat, konnte ich nicht ausmachen. Der Verurteilte, sagte der Berichterstatter, sei des Mordes und der Vergewaltigung schuldig befunden worden; ein Mann mittleren Alters saß angeschnallt auf einem Stuhl auf einer niedrigen Plattform. Der Ehemann des Opfers kam ins Blickfeld und betrat die Plattform; er hatte eine Lötlampe bei sich. Nach dem Gesetz zur Sühnung von Gewaltverbrechen war die Familie des Opfers verpflichtet, das Urteil in der ihr geeignet erscheinenden Form zu vollstrecken. Er zündete sein Werkzeug und stellte die Flamme auf niedrigste Intensität. Der vor Aufregung übersprudelnde Reporter erklärte, wie bei richtiger Anwendung und fächelnder Bewegung die Augen im Kopf platzen würden. Ich ging ins Büro des Obersten und schloß die Tür hinter mir.
    Hier ging es nicht weniger geschäftig zu als draußen. Auf dem Schreibtisch lag eine große Karte von Long Island ausgebreitet; über sie gebeugt standen der Oberst und mehrere Adjutanten und Offiziere verschiedener Rangstufen. Mit Zeigestöcken und Schreibstiften markierten sie die Versorgungswege der Insurgenten im Bereich der Staatsstraße 25 und der Sunrise Highway, kreisten vermutete Stellungen ein, die Cutchogue und Massapequa abschirmten.
    »Entschuldigen Sie«, sagte ich. Sie sprachen untereinander.
    »… Spähtrupp meldete um acht, daß er bei Mineola eine Gruppe Insurgenten gefangen habe und der Vernehmung zuführe …«
    »Wo, zum Teufel, ist er jetzt?« fragte der Oberst.
    »Eingekreist.«
    »Wie?«
    »Die Gefangenen wurden nach der Vernehmung der rekonstruktiven Auslese unterzogen …«
    Mit anderen Worten, sie hatten alle bis auf die jungen Frauen getötet.
    »Als sie in schweres Granatwerferfeuer gerieten und zahlreiche Verluste meldeten.«
    »Wie viele?«
    »Vierzehn.«
    »Und was dann? Sind sie sitzengeblieben? Ja? Wer sind Sie?« fragte er mich mit einem irritierten Blick, als ob ich ein lästiges Kind wäre.
    »Ich möchte Oberst Willis sprechen.«
    »Der bin ich. Worüber?« Er verlagerte seine Aufmerksamkeit wieder auf einen seiner Adjutanten. »Luftunterstützung bereit?«
    »Unterwegs.«
    »Und wo sind sie jetzt?«
    »Kommen nicht durch. Schweres Abwehrfeuer.«
    »Thatcher Dryden sagte mir, Sie würden in der Lage sein, mich inkognito in die obere Stadt zu bringen«, sagte ich. »Zu seinen Büros.«
    Alle hielten inne und starrten mich an. Nach einer Sekunde richteten sie die Blicke wieder auf die Karte und die Meldungen, die sie in den Händen hielten. Während ich auf seine Antwort wartete, sah ich mich im Büro um. In einem Winkel hing eine

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