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Ambient 03 - Ambient

Ambient 03 - Ambient

Titel: Ambient 03 - Ambient Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Womack
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eintreffen. Gute Männer. Hochmotivierte, tapfere Männer. Sie würden ihrem Vaterland gut dienen, wenn sie könnten. Sie können es nicht. Wissen Sie, warum?«
    »Warum?« fragte ich, weil ich ahnte, daß es sicherer sein würde als mit ihm zu argumentieren.
    »Ich weiß, wie im Geschäftsleben gespielt wird«, sagte er. »Man stellt Leute ein, gebraucht, was in ihnen steckt, und wenn sie leer sind, entläßt man sie wieder. Das funktioniert nicht so gut in der Armee. Hier gibt es eine Menge vergeudetes Potential. Zwei Monate gehen für die Sonderausbildung drauf. Wir rüsten die Leute aus, machen sie alle zu erstklassigen Soldaten. Dann schicken wir sie hierher, damit sie verladen und dort drüben in den Rasenmäher geworfen werden können. Ergibt das einen Sinn? Es bricht mir das Herz. Ich kann nichts machen. Nur zusehen, wie sie groß hineingehen und klein herauskommen. Und wozu?«
    »Ich bin nicht sicher, Sir …«
    »Ich auch nicht. Vor Jahren hätte man die ganze Insel einfach atomisieren und das Problem lösen können. Das geht jetzt nicht mehr. Vielleicht wäre es besser, die Leute herauszunehmen und Long Island sich selbst zu überlassen. Aber das geht auch nicht. Lassen wir Long Island in Ruhe, könnten sie alle herüberschwimmen. Ihrem Chef die großen Pläne verpfuschen. Würde dem Wert seiner Immobilien schaden.«
    »Ich sehe nicht …«
    »Natürlich nicht. Wir müssen hier die Sicherheit aufrechterhalten, bis sie oben in der Bronx die neue Stadt aufgebaut haben. Als ob die alte das Pulver wert wäre, sie dem verdammten Erdboden gleichzumachen. Selbst nachdem die neue Stadt gebaut worden ist, werden wir sie bewachen müssen. Ich kann mich nicht gegen Dryden stellen. Mein Befehl lautet, ihn nicht abzuweisen, und zu tun, was er sagt. Alles, was er sagt. Wenn er oder der Alte mir sagt, ich solle meine Leute am Rand der Battery aufstellen und in Viererreihen in die Bucht marschieren lassen, würde ich es tun müssen.« Plötzlich streckte der Oberst die Arme aus, packte mich bei den Aufschlägen und riß mich vom Stuhl; für seine Größe war er ungemein kräftig, und ich wehrte mich nicht.
    »Was, meinen Sie, würde er tun, wenn wir eines Tages nicht mehr hüpfen würden, wenn er sagt, springt? Was würde er tun?«
    »Ich weiß es wirklich nicht …«
    »Sie wissen es nicht«, sagte er. »Wir hören Geschichten. Wir hören, daß er, wenn wir es nicht tun würden, die nationale Sicherheit in Gefahr bringen könnte. Nun, was hat das zu bedeuten? Niemand sagt es uns. Wie könnte er das tun? Wissen Sie es?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Sie wissen überhaupt nichts, wie?« sagte er und ließ mich los. Ich sank zurück auf den Stuhl. Ich kam mir vor wie jemand, der bei einer Abendgesellschaft von einem Betrunkenen in die Enge getrieben wird. »Das überrascht mich nicht. Auf meinem Gebiet bin ich ohne Zweifel ein größerer Mann als Sie auf Ihrem, und niemand erzählt mir irgendwas. Es überrascht mich nicht. Ich tue auch bloß, was mir gesagt wird.« Für einen Augenblick kam ein verschwörerhafter Ton in seine Stimme, der suggerierte, daß er sich ein Bild von zwei Haien vorstellte, die sich untereinander über die Kälte des Wassers beklagten.
    »Sir …«
    Er beugte sich näher. »Eines schönen Tages wird es passieren«, sagte er. »Wenn ich lange genug aushalte, wird jemand anders sagen, scheiß drauf. Eines Tages. Wissen Sie, wie sinnlos dies alles ist? Jeden Monat gehen neue Einheiten hinein. Wir könnten jede Stunde neue Einheiten hineinschicken, und es würde nichts helfen. Wenn wir einen von ihnen töten, springen drei andere an seine Stelle. So war es immer. Abnutzung oder Zermürbung scheint es da drüben nicht zu geben. Es ergibt keinen Sinn. Es ist, als wüchsen sie aus dem Boden. Fielen vom Himmel, wenn es regnet. Es ergibt keinen verdammten Sinn.«
    »Ich glaube, ich sollte mich auf den Weg …«
    »Sagen Sie es ihm, wenn Sie ihn sehen«, sagte der Oberst. »Wir haben die Schnauze voll. Ich habe die Schnauze voll. Jeder hier hat sie voll, und er wird sie auch voll kriegen. Wenn er Drohungen machen will, soll er nur. Es ist uns gleich. In Washington werden sie vielleicht auf ihn hören, aber mir ist es scheißegal. Soll er tun, was er nicht lassen kann.«
    »Warum fangen Sie dann nicht an und meutern, statt davon zu reden?«
    Von dem Augenblick an, als ich das sagte, sah er mich nicht mehr gerade an, sondern wandte den Kopf zur Seite. »Ich möchte bloß, daß meine Leute nicht sinnlos verheizt

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