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Ambient 03 - Ambient

Ambient 03 - Ambient

Titel: Ambient 03 - Ambient Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Womack
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Rücken seiner abgenützten Tarnjacke waren die Worte VERLOREN REIZEND UND BÖSE genäht. Dryco lieferte der Armee die Helme, und jeder trug das geprägte und farbige Markenzeichen des grinsenden Gesichts. Panzerman hatte dem Gesicht auf seinem Helm Fangzähne eingezeichnet.
    »Panzerman?« fragte ich und stieg in den Beifahrersitz. Er trug genagelte Stiefel ähnlich denen Margots, und ich machte mir Gedanken, ob und wie sie das Fahren erschwerten.
    »Ja«, sagte er, und darauf beschränkte sich seine Auskunft. Er hatte keinen Rang, soweit ich sehen konnte; ein Ärmelabzeichen verriet, daß er Angehöriger der honduranischen Armee war, oder gewesen war, ohne es zu wissen.
    »Sie wissen, wohin die Fahrt geht?«
    »Ja«, sagte er und gab Gas, daß die Räder durchdrehten; sein Kavaliersstart ließ dichte Staubwolken zurück. Wir fuhren zum Ausgang Park Row. Nachdem er die Sirene eingeschaltet hatte, bog er in die 1A-Fahrspur der Church Street, und wir fuhren nach Norden.
    Bei der Sekundärzone Tribeca war der Verkehr umgeleitet worden, und über mehrere Blocks hinaus waren wir weit und breit das einzige Fahrzeug in Bewegung. Als wir an einem abgestellten Taxi vorbeikamen, sah ich etwas, das mir einen Stich gab.
    »Halten Sie an!«
    »Warum?«
    »Ich sagte anhalten.« Er trat auf die Bremse und brachte den Wagen zum Halten. »Zurück.«
    Als wir rückwärts fuhren, sah ich die Situation. Drei Soldaten machten sich nach der alltäglichen Art der Armee mit einer Frau zu schaffen. Nachdem sie ihr das Kleid hochgezogen, die Arme gebunden und den Kopf zugedeckt hatten, hatten sie sie rücklings über die Kühlerhaube des Taxis geworfen. Einer kauerte über ihr und bog ihre Beine mit rohem Knöchelgriff zurück. Die beiden anderen nährten abwechselnd ihren Ärger. Ich dachte an die am Schwarzen Brett befestigten Erinnerungsbilder und hörte wieder diese Schreie, die für immer in meinem Gedächtnis brennen.
    »Zurück da!« befahl ich, im offenen Wagen stehend. Derjenige, der gerade fertig war, stieg herunter, ohne sich die Mühe zu machen, seine Uniform zu ordnen. Die Frau weinte und wand sich. Der andere, der wie eine Spinne über sie gekrochen war, hob sich von ihr und zog ihre Beine weiter auseinander, damit ich sehen sollte, was sie bisher ausgerichtet hatten. Sie schrie wieder.
    »Wollen Sie auch, Sir?«
    Schußwaffen erübrigten die Option der Überlegung vor dem Handeln; Amateure, bestenfalls gedankenlos, zogen sie aus diesem Grund vor. Es gab jedoch Fälle, in denen die Prüfung von Optionen unnötig war. Da ich keine Worte hatte, die ihnen angemessen waren, und die tauben Ohren kannte, von denen sie abprallen würden, zielte ich im Stehen und feuerte den Revolver ab. Er wurde von seinem Opfer gerissen und kollerte von der Kühlerhaube. Die zwei anderen rannten fort, als gelte es die Ziellinie zu erreichen, bevor die Trillerpfeife ertönte; als sie am Boden aufschlugen, prallten sie ab und überschlugen sich wie die Hasen. Mit einer Schußwaffe ging es gewöhnlich zu schnell; hier konnte es nicht schnell genug gehen. Indem ich ein anderes Werkzeug benutzte, dachte ich, daß ich endlich angefangen hätte, einen neuen Weg zu gehen, meiner neuen Vernunft und meinen alten Gefühlen zu folgen; daß ich solche Maden gebrauchen würde, um neue Wunden zu reinigen und nicht alte zu verschlimmern. Die Frau richtete sich vorsichtig auf, zog ihr karminrotes Kleid über die Beine und drückte die Knie zusammen, schüttelte den Kopf, wie um ihr Bewußtsein von der schleimigen Berührung des Alptraumes zu trocknen.
    »Gehen Sie«, sagte ich, aber nur ich bewegte mich, fiel im Schock des Knalles seitwärts. Die Frau schwebte eine Sekunde lang über der Kühlerhaube, als hätten die Hände der Gottheit sie emporgehoben – bevor sie die Unglückliche fallen ließen, und sie hinter das Taxi rollte. Panzerman nahm das Gewehr von der Schulter. »Einhundert Prozent, Sir«, sagte er mit stillem Lächeln, als rechtfertige der Augenblick kein hörbares Lachen.
     

12
    W IR HIELTEN VOR DEM D RYCO -G EBÄUDE . Panzerman war während der letzten Etappe unserer Fahrt still geblieben, hatte aber in Abständen geschmunzelt, als erinnerte er irgendeine denkwürdige Anekdote, die er griffbereit hatte, um sich bei Laune zu halten. Eine steife Brise schlug mir entgegen; Sand und Rußpartikel brannten mir in den Augen. Ein Hubschrauber knatterte in geringer Höhe über uns hinweg und flog die 50. entlang nach Westen.
    Neben den Limousinen, die den

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